Alone in the Dark
Review

Alone in the Dark

Pubisher: THQ Nordic • Developer: Pieces Interactive • Release: 20.03.2024
* Das Spiel wurde uns für das Review zur Verfügung gestellt
Als ich vom Remake von Alone in the Dark hörte, habe ich mich sehr gefreut. Der Erstling der Serie erblickte 1993 das Licht der Welt und mit dem Spiel, welches nun 2024 erscheint, wollen die Entwickler Pieces Interactive eine Neuinterpretation einwerfen und die Serie so neu beleben. Ich selber bin mit A New Nightmare das erste Mal mit der Serie in Berührung gekommen und wurde neben Resident Evil und Silent Hill hoch und runter gedaddelt. Als ich dann las, dass David Harbour den Detective Edward Carnby spielt, wurde meine Begeisterung für den Titel noch weiter in die Höhe getrieben. Dank THQ Nordic dürfen wir nun Hand an diesen Titel legen und möchten euch mit diesem Review aufzeigen, ob sich der Ausflug nach Derceto Manor lohnt.

Ähnlich wie in Alone in the Dark: The New Nightmare folgt die Handlung hier zwei Personen. Einer von beiden ist die Hauptfigur der Serie, Edward Carnby, gespielt von David Harbour, und Emily Hartwood, gespielt von Jodie Comer. Carnby begleitet Emily auf der Reise nach Decerto Manor, einem Haus für geistig Erschöpfte, in welchem sie das Verschwinden eines Mannes namens Jeremy Hartwood untersuchen. Und sobald der erste Schritt in das Anwesen gesetzt ist, werdet ihr direkt merken, dass hier nicht alles so ist, wie es scheint, und euch ein seltsames Abenteuer erwartet.

Fans des Originals werden zu Beginn des Spiels eine Änderung in der Handlung feststellen - Jeremy hat keinen Selbstmord begangen, sondern ist lediglich verschwunden. Und das ist nur eine der Änderungen, die euch in dieser Neuinterpretation über den Weg laufen werden. Das gesamte Spiel ist eine Lovecraft-inspirierte Geschichte - sprich, sie ist charakteristisch in die phantastische Horrorliteratur einzuordnen. Und was will man auch anderes erwarten, wenn die Entwickler schon Projekte wie SOMA aus dem Boden gestampft haben? Und wer nun gedacht hat, er findet sich in diesem Spiel wieder, weil er das Original schon gespielt hat, der wird hier sicherlich eines Besseren belehrt.

Alone in the Dark erfindet das Rad aber nicht neu und inspiriert sich an einem Capcom-Titel - die Rede ist vom Remake von Resident Evil 2. Wenn ihr euch die Charakterperspektive und das Kampfsystem im direkten Vergleich anseht, dann werden euch recht schnell die Parallelen auffallen. Wer Resident Evil 2 Remake gespielt hat, der wird sich in Alone in the Dark zurechtfinden. Alone in the Dark legt seinen Fokus nicht zu sehr auf das Bekämpfen von Feinden, sondern versucht den Spieler mit vielen Rätseln und der Storyline in den Bann zu ziehen. Das gelingt auch aufgrund mehrerer Faktoren. Was man vielleicht noch nennen sollte, ist, dass sich das Kampfsystem in Alone in the Dark nicht so gut anfühlt wie in Resident Evil 2 Remake. Wenn man zielt, dann wirkt es in einem Moment alles hektisch, im nächsten dann alles viel zu langsam, um sich auf den Gegner zu konzentrieren. Nahkampfwaffen hatten gefühlt am Anfang null Effekt und sind schnell kaputtgegangen. Bei den Wurfgeschossen konnte man nicht immer direkt erkennen, was man dem Gegner gerade entgegenwirft. Das sind Punkte, die man in diversen Updates noch mal anfassen sollte, sofern man das noch geradeziehen möchte.

Was dem Spiel außerdem fehlt, ist mehr Gegnervielfalt. Wir kämpfen immer wieder gegen die selben Viecher, die sich im Aussehen kaum voneinander unterscheiden. Insgesamt sind es vier unterschiedliche Gegnertypen mitsamt den Bossen. Das ist für ein Spiel wie Alone in the Dark, welches viele hübsche Szenerien beinhaltet, eigentlich zu wenig.

Zwei Perspektiven, eine Geschichte und besuchbare Orte

Wie schon zu Beginn gesagt dürfen wir das Spiel aus zwei Perspektiven heraus erleben. Zu Beginn der Reise dürfen wir Edward oder Emily als spielbaren Charakter wählen. Wir müssen an dieser Stelle dennoch ein wenig Ernüchterung säen, denn wer nun gedacht hat, dass wir hier zwei unterschiedliche Storys erleben, die dann immer wieder an Knotenpunkten zu einem Strang zusammengeflochten werden, der irrt. Das einzige was sich unterscheidet ist ein Teil des Spiels, der Rest ist bei beiden spielbaren Charakteren identisch. Dennoch lohnt sich ein Spielen mit beiden Charakteren, da Emily einen ganz anderen Bezug zum Vermisstenfall hegt und wir somit auch etwas abgewandelte Dialoge bzw. Gedanken erhalten. Carnby hingegen ist der Ermittler mit einem Hang zur Verrücktheit und einem unkonventionellen Sinn an Detektivarbeit.

Mit der Wahl zwischen zwei spielbaren Charakteren und diesen Unterschieden in der Handlung und Lore bietet Alone In The Dark eine gewisse Wiederspielbarkeit. Außerdem gibt es Sammelobjekte. Einige dieser Sammelobjekte können nur in Edwards Durchlauf gefunden werden, andere wiederum in Emilys. Aus präsentatorischer Sicht ist Louisiana in Alone In The Dark gut umgesetzt. Die Stadt und ihre Umgebungen schöpfen aus den südlichen Einflüssen. Decerto Manor sieht großartig aus, und auch die Sümpfe, in denen man während des Spiels herumstapft, sind unglaublich atmosphärisch. Andere städtische Schauplätze wie zum Beispiel das Hafengelände und die Straßen von New Orleans sind ebenfalls stimmungsvoll, wobei Nebel und schäbige Straßenlaternen die Stimmung dieser düsteren Orte begünstigen.

Ein klassisches Horror-Erlebnis mit modernen Elementen

Während man seine Zeit in Decerto Manor verbringt, lösen wir Rätsel, finden Schlüssel und setzen Hinweise zusammen. Dadurch, dass wir es in der Neuinterpretation mit einem Irrenhaus zu tun haben, wir Patienten und auch Personal nur gelegentlich antreffen und auch Bereiche nur nach und nach freigeschaltet werden, fühlt sich das Spiel in seiner Art schon bedrohlich und auch mysteriös zugleich an. Da wir im Manor selber aber nie auf irgendwelche Gegner treffen und uns hier und dort nur das Licht oder zerspringende Glühbirnen einen Streich spielen wollen, so ist man dort auch zugleich immer sicher. Das nimmt dem Ganzen dann doch irgendwann an Bedrohlichkeit, macht das Manor aber auf keinen Fall zu einem Ort, an dem man gerne umherirrt.

Während man durch das Spiel schreitet, haben wir die Möglichkeit, ein Artefakt bzw. Talisman zu finden, mit dem wir uns an Orte jenseits des Manors, der Zeit oder aber auch manchmal der menschlichen Psyche teleportieren können. Die Tapetenwechsel sind zwischenzeitlich auch nötig, um die Atmosphäre zu lockern und auch mal Raus aus den vier Wänden zu kommen. Und diese Schauplätze außerhalb des Manors sind auch die, die mit Gegnern gespickt sind. Auch treffen wir an manchen Orten das Personal wieder, was dann ebenfalls eine Reise hinter sich gebracht hat und ebenfalls daran

Der Sound und das Ambiente

Viele der Schlüsselmomente des Spiels werden mit eingängigem, düsterem Jazz untermalt, der dem Spiel eine einzigartige Note verleiht und direkt mit seiner einzigartigen Umgebung verbunden ist. Das Ergebnis ist etwas, das zwar nicht gruselig ist, aber dennoch beunruhigend wirkt. Wir können es nicht oft genug sagen, aber Alone in the Dark ist, auch bedingt durch seinen grandiosen Soundtrack, ein atmosphärisches und stimmungsvolles Horror-Adventure. Grafisch ist das Spiel ebenfalls sehr ansprechend designed worden. Es fängt das Ambiente der 60er Jahre wirklich sehr gut ein und sorgt mir einfachen Effekten wie Dunkelheit, Nebel und Leere für eine beklemmende Atmosphäre. Auch wenn unsichtbare Wände im Jahre 2024 etwas altbacken wirken, so können wir dennoch guten Gewissens sagen, dass das Design durch und durch gelungen ist.

Wirklich grandios ist, dass das Spiel mit einer deutschen Synchronisation daher kommt und Dialoge der Dokumente dann ebenfalls lokalisiert sind. Dokumente werden von deren Autoren und den darin vorkommenden Personen vertont, was dem Ganzen noch einmal einen authentischen Charakter einhaucht und erneut der Atmosphäre zugute kommt. Wir hatten allerdings bei der deutschen Synchronisation immer das Gefühl, dass Witze oder empathische Momente nicht immer so gut rüberkamen wie in der englischen Synchronisation.

Alone in the Dark

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
90%
Gameplay
80%
Inhalt
85%
Preis / Leistung
80%

Fazit

Trotz einiger negativer Aspekte habe ich Alone In The Dark genossen. Man stellt nun gerne den Vergleich zu schon erschienen Remakes an, muss sich dann aber doch eingestehen, dass sich Alone in the Dark von diesen Spielen durch seine Ausrichtung auf Rätsel und atmosphärische Spielewelt abheben möchte. Man versucht den letzten Winkel des Manors und auch der anderen Lokalitäten zu erforschen um hinter das große Geheimnis zu kommen, welches zum Verschwinden Jeremy Hartwood geführt hat. Und genau diese Aufklärungsarbeit ist es, die einen am Bildschirm hält und was das Spiel insgesamt großartig hinbekommt. Wo Alone in the Dark gegenüber anderen Vertretern schwächelt, kann es mit Charme, Seele und seinen Stärken gekonnt gegenhalten. Wir würden uns freuen, wenn THQ Nordic auch in Zukunft an Alone in the Dark festhält und die Serie durch Neuinterpretationen fortsetzt oder ein gänzlich neues Abenteuer auf die Beine stellt!
83.75%
XSX
Zum Angebot *
Pro
+
Zwei spielbare Charaktere - Carnby und Emily
+
Neuinterpretation eines Klassikers
+
Stimmung im und außerhalb des Decerto Manors
+
Viele tolle Rätsel, die zum Nachdenken anregen
+
Gute Schauplätze mit Reizen und Atmosphäre
+
Grafisch wie soundtechnisch sehr solide
Contra
-
Kampfsystem ist verbesserungswürdig
-
Fehlende Gegnervielfalt
-
Deutsche Dialoge wirken teils sehr steif
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