
Bravely Default Flying Fairy HD Remaster
Mutig warten, klug zuschlagen
Das Herzstück von Bravely Default war und ist das rundenbasierte Kampfsystem mit dem namensgebenden Brave- und Default-Mechanismus. Hier entscheidet man sich nicht einfach nur für „Angreifen“ oder „Zaubern“ – man kann strategisch BP (Brave Points) sparen oder auf Kredit angreifen und mehrere Aktionen in einem Zug ausführen. Wer das System durchschaut, fühlt sich wie ein Taktik-Genie, das seine Gegner mit cleverem Timing überrumpelt.
Was besonders motiviert: das Jobsystem, das an Klassiker wie Final Fantasy Tactics erinnert. Man sammelt Asterisken, schaltet Jobs frei, kombiniert Primär- und Sekundärklassen und bastelt an individuellen Builds. Eine Schwarzmagierin mit Ninja-Fähigkeiten? Kein Problem. Die Vielfalt lädt zum Experimentieren ein – und genau das bleibt bis zum Abspann spaßig.
Hinzu kommt die Möglichkeit, Zufallskämpfe zu deaktivieren, das Tempo zu erhöhen und Auto-Battles zu konfigurieren – Komfortfunktionen, die man sich bei anderen Remastern nur wünschen kann. Grinding wird so zur meditativ-kurzweiligen Beschäftigung, nicht zur lästigen Pflicht.
Aquarell trifft HD
Der visuelle Stil war schon auf dem 3DS ein Blickfang – jetzt, in HD und mit 60 FPS, ist er schlicht traumhaft. Die Charaktermodelle wirken wie lebendige Illustrationen, während Städte wie Caldisla oder Ancheim fast wie Gemälde aussehen. Es ist dieser unverkennbare „Handmade“-Look, der das Spiel auch Jahre später einzigartig macht – vergleichbar mit der liebevollen Ästhetik von Octopath Traveler, nur weniger kantig und pixelbetont.
Im Vergleich zum Original glänzen vor allem die neuen Lichteffekte, Animationen und überarbeiteten UI-Elemente. Auch die Kampfarenen und Zaubereffekte profitieren enorm vom Technik-Upgrade – ohne ihren Charme zu verlieren.
Jetzt auch auf der Nintendo Switch 2
Dank der verbesserten Hardware profitiert das Spiel von flüssigen 60 FPS, deutlich höher aufgelösten Texturen und kurzen Ladezeiten sowohl im Docked- als auch im Handheld-Modus. Die detailverliebte Optik kommt jetzt so gut zur Geltung wie nie zuvor, und durch die neuen Joy-Con-Features konnten sogar optionale Minispiele integriert werden, die sich angenehm vom Hauptspiel abheben.
Der Klang von Nostalgie
Ein weiteres Highlight ist der Soundtrack von Revo (Sound Horizon), der mit orchestraler Wucht, eingängigen Melodien und mutigen Rock-Elementen überzeugt. Der Bosskampf-Track? Ohrwurm-Garantie. Und ja, ich habe mich selbst dabei ertappt, das Kampfthema beim Spülen zu pfeifen.
Bildergalerie











Abseits der Hauptstory sorgt der Wiederaufbau von Norende für Langzeitmotivation. Per Zeitmanagement schaltet man neue Shops und Items frei – ein charmantes Mini-Spiel, das angenehm nebenherläuft. Die zwei neu hinzugefügten Minigames (ein Rhythmusspiel und ein Luftschiff-Simulator) nutzen die Joy-Con-2-Technologie überraschend gut – kleine, aber liebevolle Dreingaben.
Licht und Schatten
Die Geschichte von Bravely Default beginnt stark: Die Welt steht am Abgrund, Kristalle sind verdorben, und vier Helden mit unterschiedlichem Background machen sich auf den Weg, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Themen wie religiöser Fanatismus, Desinformation und Machtmissbrauch klingen erstaunlich aktuell und verleihen dem Märchen-Ton mehr Tiefe, als man vermuten würde.
Allerdings hat das Spiel strukturelle Schwächen – vor allem im zweiten Akt, in dem sich die Story unnötig wiederholt. Veteranen wissen, wovon ich spreche (Stichwort: Kristallzyklen). Wer hier durchhält, wird im letzten Drittel aber wieder mit einem starken Finale belohnt.
