Death Stranding 2
Review

Death Stranding 2

Pubisher: Sony Computer Entertainment • Developer: Kojima Productions • Release: 26.06.2025
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
Hideo Kojima ist ein Visionär, ein Geschichtenerzähler – und manchmal einfach ein Meister des Absurden. In kaum einem anderen Spielentwickler verschmelzen philosophischer Tiefgang, Hollywood-Flair und völlige Exzentrik so nahtlos wie bei ihm. Bereits das erste Death Stranding war ein wilder Ritt durch Paketlieferungen, metaphysische Grenzerfahrungen und Baby-Kapseln mit Blickkontakt.

Einige Bilder stammen direkt vom Publisher und einige wurden auf einer PlayStation 5 Pro angefertigt.

Mit Death Stranding 2: On the Beach kehrt Kojima in diese einzigartige Welt zurück - und bleibt sich dabei treu: seltsam und berührend.

Was im ersten Moment noch wie eine weitere dystopische Sci-Fi-Fantasie wirkt, entfaltet sich auch diesmal wieder zu einer vielschichtigen Reise durch Isolation, Verbundenheit und Verlust. Doch keine Sorge: Zwischen ernsten Tönen und tiefgründiger Symbolik bleibt immer noch genug Raum für Kojimas typische Eskapaden - sei es Parallelen zu anderen Spielen, sprechende Puppen oder ein Bosskampf, der sich wie ein Musikvideo anfühlt. Während andere Serien sich im Kreis drehen, geht Death Stranding 2 buchstäblich neue Wege - dieses Mal quer durch ein postapokalyptisches Australien - ganz in Kojima-Manier.

Wanderschuhe schnüren und los

Das Grundkonzept bleibt bekannt: Man schlüpft wieder in die Rolle von Sam Porter Bridges (Norman Reedus), der nun mit seiner Zieh-Tochter Lou ein zurückgezogenes Leben in Mexiko führt. Doch das Schicksal ruft - genauer gesagt: Fragile (Lea Seydoux) als Kopf der gegründeten Privatorganisation Drawbridge, die Sam für eine neue Mission anheuert. Ziel: Den zerrütteten australischen Kontinent mit dem Chiral-Netzwerk verbinden.

Die Transport-Missionen - einst von vielen als „Paketboten-Simulator" belächelt - bieten nun deutlich mehr Abwechslung und Tiefe. Neue Gadgets und ein flexibleres Ausrüstungssystem erlauben verschiedenste Herangehensweisen. Man kann schleichen, kämpfen oder sich mittels unzähligen Fahrzeugen durch die Landschaft pflügen. Besonders spannend: Viele Wege führen tatsächlich ans Ziel - aber selten auf die gleiche Weise.

Das Kampfsystem wurde überarbeitet und fühlt sich deutlich geschmeidiger an. Ausweichmanöver, Waffen und ein realistischer agierender Gegner-KI sorgen dafür, dass Konfrontationen intensiver sind. Besonders auffällig: Gegner „lernen" sich gegen den Spieler zu Wehr zu setzen und haben nun auch einige Spielzeuge im Repertoire. MULEs nutzen Schusswaffen und tragen Rüstungen mit Panzerplatten, die sie vor euren MZ-Kugeln schützen.

Australien, aber apokalyptisch schön

Was Death Stranding 2 auf der PS5 Pro abliefert, ist schlicht beeindruckend. Der neue Schauplatz - von rotstaubigen Wüsten bis zu eisigen Berggipfeln - sieht nicht nur atemberaubend aus, sondern fühlt sich auch so an. Als neues Element gesellen sich extreme Wettereffekte wie Stürme, Erdbeben und Überschwemmungen hinzu – und die sind weit mehr als nur visuelle Spielereien: Sie beeinflussen das Gameplay und zwingen in Echtzeit zur Anpassung der gewählten Route - dazu gleich mehr!

Eine der größten Stärken von Death Stranding 2 liegt in der Art, wie es seine Welt zum Leben erweckt - und dabei das Gefühl einer echten Reise vermittelt. Es geht nicht mehr nur darum, Fracht von A nach B zu tragen, sondern sich in einer sich stetig wandelnden Umgebung zurechtzufinden, die dir als Spieler ständig neue Herausforderungen stellt.

Der Zeitregen ist weiterhin eine zentrale Gameplay-Komponente und wirkt sich wie schon im ersten Teil auf die Planung aus. Die eingebauten Wettervorhersagen auf der Karte helfen dir, solch gefährliche Zonen rechtzeitig zu erkennen und alternative Routen zu finden oder gezielt mit heilendem Spray auszustatten. Ein kurzer Blick auf die Prognose kann über den Zustand deiner Lieferung entscheiden - besonders bei empfindlicher Fracht ist das ein wichtiges Detail.

Bildergalerie

Doch Death Stranding 2 geht deutlich weiter: Sandstürme, Erdrutsche, Überschwemmungen und sogar Lawinen treten in bestimmten Regionen als dynamische Naturereignisse auf - ohne Vorwarnung, oft spontan. Diese Effekte sind nicht Teil der Vorhersage-Tools, sondern fordern deine Aufmerksamkeit. Eine plötzlich überflutete Senke kann dir den Rückweg abschneiden, ein einstürzender Hang kann ein gebautes Seil zerstören - oder gleich dein Fahrzeug mitreißen. Der Bau von Brücken, Seilzügen und Zeitregenunterstände bekommt dadurch noch mehr strategisches Gewicht.

Auch die Charaktermodelle, insbesondere Mimik und Animationen, wirken beinahe filmreif. Man merkt, dass Kojima Productions sich hier technisch ordentlich ausgetobt hat. Das Sounddesign trägt ebenfalls seinen Teil bei - mit einer Mischung aus atmosphärischen Synths, verträumtem Indie-Pop und bedrückender Stille. Jeder Schritt wirkt bedeutungsvoll.

Technisch brillant - eine neue Referenz auf Konsolen

Was Death Stranding 2 auf technischer Ebene abliefert, ist schlichtweg herausragend - und macht deutlich, dass Kojima Productions nicht nur künstlerisch, sondern auch technologisch zur Weltspitze gehört. Bereits der erste Teil überzeugte durch cineastische Inszenierung und atemberaubende Landschaften, doch der Nachfolger setzt in praktisch allen Bereichen noch einen drauf.

Zunächst fällt die visuelle Qualität ins Auge: Ob zerklüftete Felsformationen, regennasse Asphaltstraßen oder dichte Nebelschwaden im Unterholz - die Spielwelt wirkt so detailreich und plastisch, dass man sich fast fühlt, als wäre man selbst mittendrin. Materialien glänzen realistisch, Kleidung und Ausrüstung von Sam altern und verschmutzen dynamisch, und auch die Mimik der Charaktere ist auf einem Niveau, das an hochwertige CGI-Filme erinnert.

Alleine, dass die PlayStation 5 Pro in der Lage ist die Teerwelt und später den Level mit sich drehenden Feuerwerkskörpern, die sich am Boden in Pfützen spiegeln, so problemlos darstellt, zeigt, wie viel Leistung in der Konsole steckt – und wie stark optimiert Death Stranding 2 überhaupt ist.

Ein echter Pluspunkt ist zudem die beeindruckend kurze Ladezeit. Selbst beim Wechsel zwischen großen Arealen, nach einem Game Over oder wenn das Spiel nach einem Neustart geladen wird, dauert es oft nur wenige Sekunden, bis man wieder im Spiel ist. Das fördert nicht nur den Spielfluss, sondern verstärkt das Gefühl, wirklich eine zusammenhängende Welt zu durchqueren - ohne ständige Brüche oder Wartezeiten. Erstaunlich ist auch, dass die Ladezeiten auf ein Minimum heruntergebrochen wurden und dies war, neben den vielen Neuerungen, schon etwas, was mir die Kinnlade nach unten hat knallen lassen.

Auch auf technischer Ebene zeigt sich Kojimas Liebe zum Detail: Effekte wie der Zeitregen, der Flora altern lässt und Fahrzeuge korrodieren kann, laufen in Echtzeit ab und sind nahtlos in die Physik-Engine integriert. Wind, Wetter und Terrainveränderungen haben, wie bereits zuvor erwähnt, auch optische Auswirkungen.

Die BTs kehren zurück - und sind beunruhigender denn je

Die „Beached Things", kurz BTs, waren bereits im ersten Death Stranding das unheimliche Herzstück der Spielwelt - körperlose Schattenwesen, die zwischen Leben und Tod existieren und mit einer einzigen Berührung alles ins Verderben reißen konnten. In Death Stranding 2 kehren sie zurück - doch diesmal sind sie unberechenbarer, gefährlicher und facettenreicher als je zuvor.

Während die BTs im ersten Teil oft vor allem als Schleichhindernisse oder Auslöser für Bossfights dienten, sind sie im Nachfolger tiefer in die Spielmechanik und die Geschichte verwoben. Ihre Erscheinungsformen sind variabler: Manche sind kaum sichtbar, andere haben groteske, neue Formen angenommen.

Neu ist auch, dass die BTs nicht mehr nur isolierte Begegnungen darstellen, sondern in bestimmten Missionen regelrechte Bedrohungszonen schaffen. Mal blockieren sie wichtige Versorgungsrouten, mal lauern sie rund um empfindliche Story-Hubs. Ihre Position im Spiel wirkt dadurch natürlicher, weniger „inszeniert" als im Vorgänger - was sie umso furchteinflößender macht.

Nicht zuletzt sind die BTs diesmal auch emotional stärker aufgeladen. Ohne zu spoilern: Ihre Herkunft, ihre Verbindung zu bestimmten Charakteren und die Art, wie sie in der Story verankert sind, lassen sie nicht mehr nur wie Feinde erscheinen, sondern wie das Resultat tragischer Geschichten.

Mehr als nur Lieferdienst

In Zeiten, in denen Multiplayer-Games meist auf kompetitive Duelle oder kooperative Instanzläufe hinauslaufen, setzt Death Stranding 2 erneut ein kraftvolles Gegenmodell: asynchrone Vernetzung. Spieler teilen sich hier keine Welt im klassischen Sinne, doch sie hinterlassen Spuren, bauen Strukturen, Stellen Hilfeanfragen für Lieferungen und beeinflussen auf subtile Weise die Reiseerfahrungen anderer - ganz ohne direkten Kontakt.

Was wie ein technisches Gimmick klingt, entpuppt sich im Spielverlauf als essenzieller Teil der Atmosphäre: Stell dir vor, du kommst an eine Passage wo sich durch das Unwetter eine Überschwemmung aufgetan hat und plötzlich ragt in der Ferne eine Brücke aus dem Nichts auf - errichtet von einem anderen Spieler. In dem Moment bist du dankbar und drückst „Gefällt mir". Es ist ein stilles Zeichen von Anerkennung. Und vielleicht hinterlässt du auf deiner Route später selbst ein Seil, einen Aufzug oder sogar nur ein Schild mit einem hilfreichen Hinweis - für jemanden, den du nie treffen wirst.

Die Online-Verknüpfung geht aber noch weiter. Gemeinsam errichtete Infrastruktur, wie weitläufige Straßennetze oder Energieversorgungsstationen, entwickelt sich dynamisch mit dem Fortschritt der Spielergemeinschaft. Wer viel beiträgt, wird durch Lob belohnt, aber auch durch das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein. In einer Welt, die von Isolation und Zusammenbruch geprägt ist, wirkt diese digitale Form der Vernetzung fast schon poetisch. Und auch wenn man nie einen anderen Spieler zu Gesicht bekommen wird, so empfindet man dennoch eine stille Empathie - eine zarte Verbindung zwischen Fremden. Und genau das macht Death Stranding 2 so besonders: Es erinnert daran, dass Nähe keine Frage der Distanz ist, sondern des Willens, füreinander da zu sein.

Neben der Hauptmission erwarten einen zahlreiche Nebenaufgaben, bei denen man alten Bekannten hilft oder neue Gesichter kennenlernt. Einige dieser Quests wirken belanglos, andere wiederum entfalten eine emotionale Wucht, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte. Besonders hervorzuheben sind die neuen Charaktere wie Neil (Luca Marinelli) oder Rainy (Shioli Kutsuna), die mit starken Geschichten und noch stärkeren Performances überraschen.

Death Stranding 2

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
100%
Gameplay
100%
Inhalt
100%
Preis / Leistung
100%

Fazit

Death Stranding 2 ist kein Spiel für jeden – aber genau das macht es so besonders. Es ist langsam, manchmal seltsam verkopft und dann wieder unglaublich berührend. Doch wer sich auf Kojimas zweite große Reise einlässt, wird mit einem Erlebnis belohnt, das in dieser Form nur aus seinem Kopf stammen kann. Die Neuerungen im Gameplay, die detailverliebte Welt und die emotional aufgeladene Inszenierung machen das Spiel zur würdigen Fortsetzung – und in mancher Hinsicht sogar zur besseren Version des Originals. Kojima hat es wieder geschafft, einen Spagat hinzulegen, der eigentlich unmöglich scheint: zwischen Arthouse und Blockbuster, zwischen absurdem Nonsens und aufrichtiger Menschlichkeit.
100%
PlayStation 5 Pro
Zum Angebot *
Pro
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Einzigartiges Gameplay-Konzept: Das Genre bleibt originell und wird durch sinnvolle Neuerungen weiter verfeinert.
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Technisch überragend: Die PS5-Pro-Version glänzt mit herausragender Grafik, butterweichen Animationen und extrem kurzen Ladezeiten.
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Dynamische Welt: Wettereffekte, Terrainveränderungen und eine spürbar lebendigere Umwelt.
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Inszenierung auf Hollywood-Niveau: Kameraarbeit, Musik, Schnitt und Performance-Capture verschmelzen zu einem echten cineastischen Erlebnis.
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Vielschichtige Story mit emotionaler Tiefe: Zwischen Weltrettung und persönlicher Tragödie bleibt viel Raum für Menschlichkeit.
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Große spielerische Freiheit: Ob still und strategisch oder laut und offensiv.
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Ausnahmekünstler Kojima: Seine kreative Handschrift prägt jedes Detail.
Contra
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Pacing bleibt Geschmackssache: Zwischen cineastischer Wucht und entschleunigtem Gameplay kann der Erzählfluss ins Stocken geraten.
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