
Fallout 76
Zwischen Nostalgie und Nuka-Cola
Der Start ist seltsam. Vault 76 ist leer, keine Experimente, keine tragische Geschichte - einfach: „Hier, nimm ein paar Vorräte, vergiss dein C.A.M.P nicht und ab in die Welt." Doch kaum öffnet sich die Tür, rollt der Nostalgieball los. Appalachia begrüßt mich mit grünem Wald statt atomarem Aschemeer - ein bisschen unpassend 25 Jahre nach dem Atomschlag, aber hey, vielleicht war der Fallout hier einfach höflicher.
Kämpfe? Unerwartet gut! Statt träge MMO-Rotation erwartet mich echtes Fallout-Feeling. Waffen klatschen, Laser verdampfen Gegner, und VATS funktioniert tatsächlich. Es ist, als hätte jemand Borderlands in einen Fallout-Anzug gesteckt - und ich meine das als Kompliment.
Die Missionen sind ein wilder Mix. Manche Aufgaben sind klassische MMO-Langeweile („Koch Suppe", „Sammle Stahl"), andere wiederum erzählen spannende Mini-Dramen. Vor allem die Wastelanders-Storyline zeigt, was Bethesda eigentlich kann: schräge Charaktere, moralische Dilemmata und jede Menge Retro-Charm. Expeditions und die neuen Atlantic-City-Missionen bringen Abwechslung - zumindest, wenn man Mitspieler findet. Matchmaking? Fehlanzeige. Manchmal fühlt sich das eher nach „Singleplayer mit Fremden" an.
Das CAMP-System ist ebenfalls ein Highlight: Spieler können ihre Basis individuell gestalten, verteidigen und als Handelsposten nutzen. Die Interaktion mit anderen Spielern ist selten, aber wenn sie passiert, erzeugt sie unterhaltsame Situationen - vom spontanen Überfall auf dein CAMP bis zu kuriosen Handelsgeschäften. Insgesamt fühlt sich Fallout 76 mehr nach einem Singleplayer-Spiel mit Multiplayer-Optionen an, fast wie ein postapokalyptisches Borderlands.
Caps, Camps und kosmetische Katastrophen
Die Ökonomie in Fallout 76 ist... nun ja, sagen wir „rustikal". Caps sind die Hauptwährung und lassen sich durch Plündern, Quests oder Handel verdienen. Besonders Supermutanten spucken Caps aus wie Spielautomaten. Händler allerdings haben Tageslimits - pro Händlergruppe darfst du nur Waren im Wert von 200 Caps verkaufen. Insgesamt also rund 1400 Caps am Tag. Das klingt nach Designentscheidung aus dem Jahr 2077: verstrahlt und ineffizient.
Dann wäre da noch der Atom-Shop, Bethesdas Mikrotransaktionsparadies. Hier bekommst du Outfits, Emotes und Skins - und das zu Preisen, die an Abzocke grenzen. Ein virtuelles Kleid für zehn Dollar? Für denselben Preis bekomme ich im echten Leben eins mit Versand. Immerhin bleibt alles kosmetisch, kein Pay-to-Win. Aber wer Individualität sucht, wird enttäuscht: Vier Power-Armor-Skins - das war's. Alle Spieler im X01-Anzug sehen aus wie Klone in einer Retro-Rüstungsparty.
Handel zwischen Spielern? Ein Krampf. Kein Auktionshaus, keine dedizierten Händler. Meist läuft's auf „Ich schmeiß das Item hin, du hebst es auf" hinaus - das Fallout-Äquivalent zu eBay Kleinanzeigen mit radioaktiver Strahlung.
Mehr Bugs als Mutanten
Fallout 76 läuft auf sogenannten „Shards", also Mini-Welten mit maximal 24 Spielern. Klingt nach gemütlicher Apokalypse - wäre da nicht das technische Chaos. Serververbindungen brechen regelmäßig ab, Ladezeiten ziehen sich wie Kaugummi, und manchmal dauert der Einstieg ins Spiel länger als ein Fallout-Intro-Monolog.
Exploits und Glitches gehören zum Alltag: Item-Duplizierung, unendliches Gewicht, Powerleveling - alles vorhanden. Bethesda? Reagiert meist mit der Geschwindigkeit einer Brahmin-Kuh auf Valium. Auch die Benutzeroberfläche ist ein Relikt aus Fallout 4: funktional, aber für Multiplayer völlig unbrauchbar. Freunde sind schwer zuzuordnen, Level fehlen, Notizen gibt's keine.
Trotz allem: Die Grafik ist hübscher, als viele behaupten. Auf Ultra-Einstellungen glänzt Appalachia in Licht und Nebel, Explosionen sind spektakulär, und die Atomraketen - einfach atemberaubend. Leider ohne FoV-Slider, mit Blur-Zwang und technischen Macken bei Mehrmonitor-Setups. Bethesda eben.
Immerhin überzeugt der Soundtrack: melancholisch, passend und stimmungsvoll. Wenn du in der Morgendämmerung an einem verfallenen Bahnhof stehst und „Take Me Home, Country Roads" leise im Hintergrund läuft, vergisst du fast die Bugs. Fast.
Ödland ohne Worte
Multiplayer klingt auf dem Papier super - in der Praxis ist's eine Kommunikationshölle. Kein Textchat, kein vernünftiges Voice-System, und kein „Push to Talk". Entweder du bist stumm oder du überträgst alles, inklusive deines knurrenden Magens. Bethesda dachte wohl, Emotes reichen als Sprache der Zukunft. Tun sie nicht.
Trotzdem: Die Community ist überraschend freundlich. Viele Veteranen legen Ausrüstung vor Vault 76 ab, damit Neulinge leichter starten. Es gibt keine Gilden, keine Fraktionen, keine Spielerorganisationen - was schade ist, denn das Potenzial wäre da. Besonders Teamplay lohnt sich, da Gruppen durch Perk-Karten doppelt belohnt werden, während Solospieler benachteiligt sind. Ein klassisches Beispiel für „gut gemeint, schlecht umgesetzt".
Grind, Glanz und die Scorchbeast Queen
Im Endgame geht's ums Grinden - legendäre Gegner, Nuke-Zonen und die ikonische Scorchbeast Queen, ein Bosskampf, der wirklich Spaß macht. Sie regeneriert sich, ruft Adds herbei und erfordert Vorbereitung, Teamkoordination und Pacifist Mode, um Verbündete nicht versehentlich zu rösten. Loot ist RNG pur: Mal gibt's Ultracite-Rüstungspläne, mal Müll.
Wer genug vom Kämpfen hat, kann Blueprints farmen, Ressourcen sammeln oder an seinem CAMP feilen. Herausforderungen bringen Atom-Punkte, und wer Lust auf Abwechslung hat, kann einfach einen neuen Charakter mit komplett anderem Spielstil starten. Trotz Limitierungen bietet das Endgame Potenzial - wenn Bethesda die Inhalte weiter ausbaut und mehr kooperative Instanzen einführt, könnte Fallout 76 endlich zu dem Spiel werden, das es von Anfang an hätte sein sollen.
Meinungen zu Fallout 76
Fallout 1st - Was ist das?
Fallout 1st ist eine Premium-Mitgliedschaft für Fallout 76, die zusätzliche Features bietet, die das Spielerlebnis erweitern sollen.
Vorteile von Fallout 1st
Hier die wichtigsten Pluspunkte, die man mit dem Abo erhält:
- Private Welten / Private Server: Mit Fallout 1st kannst du eine Welt erstellen, die nur du und bis zu sieben Freunde betreten können.
- Scrapbox: Unbegrenzter Lagerplatz speziell für Crafting-Komponenten. Sehr nützlich, wenn man viele Materialien sammelt und nicht ständig das normale CAMP-Inventar vollstopfen will.
- Survival-Zelt: Ein platzierbarer Schnellreisepunkt mit Schlafsack, Kiste (Stash), Kochstation und mehr.
- Atoms: Monatlich bekommst du 1.650 Atome, die du im Atomic Shop ausgeben kannst.
- Icons & Emotes: Exklusive Spieler-Icons und Emotes, nur für Mitglieder von Fallout 1st.
Kosten von Fallout 1st
Die Preise variieren je nach Plattform:
- Monatsabo: 14,99 € pro Monat
- Jahresabo: 119,99 € pro Jahr
Lohnt sich Fallout 1st?
Ja - aber nur unter bestimmten Bedingungen:
- Wenn du häufig mit Freunden spielst und eure eigene private Welt haben willst: Die privaten Welten sind wohl das stärkste Argument.
- Wenn das Crafting eine große Rolle für dich spielt: Unbegrenzter Platz in der Scrapbox ist super, um Materialien zu lagern.
- Wenn du regelmäßig im Atomic Shop einkaufst: Die 1.650 Atome pro Monat helfen, kosmetische Items oder andere nützliche Dinge zu finanzieren.







