Forza Motorsport
Visuelles Meisterwerk und bekannte Strecken
Als ich damals in Gran Turismo 2 und später auch in Forza Motorsport über den Laguna Seca Raceway gefahren bin, habe ich diese Strecke immer gehasst, wie die Pest. Das kurvige Design der Strecke hat mit meinen jungen Jahren und dem Geschwindigkeitsrausch nie zusammen gepasst. Man sagt immer, dass mit dem Alter auch die Weisheit oder zumindest der Verstand kommt, der Schalter ist bei mir dann auch irgendwann gewechselt und ich habe mich mit Sinn und Verstand an Simulationen gesetzt. Mittlerweile habe ich die Liebe zu dieser Strecke gefunden und war sehr gespannt, wie ich das Fahrzeug über die Strecke fliegen lasse - es war wie der Genuss einer Speise, welches man nur an Weihnachten zu essen bekommt; einfach Genial.
Insgesamt ist der visuelle Part von Forza Motorsport einfach atemberaubend. Die Entwickler haben ihre Liebe in so vielen Aspekten des Spiels zum Ausdruck gebracht; seien es die vielen Details rund um Strecke oder den Autos, Wetter- und Partikeleffekten. Das gesamte Spiel wirkt einfach lebendiger denn je, als würde man sich eine Übertragung im TV anschauen - wir waren hin und weg. Forza Motorsport setzt durchaus neue Maßstäbe wenn es um die authenzität von Rennen und Fahrzeugen gibt, die man sonst nur im Playstation Universum finden mag.
Der Karrieremodus: Builder's Cup
Der überarbeitete Karrieremodus, Builder's Cup, steht im Mittelpunkt und bietet ein fesselndes Progressionssystem. Obwohl die Einführung eines Auto-Leveling-Systems vielleicht für Verwirrung sorgen könnte, fügt es überraschenderweise dem Gameplay Tiefe hinzu und betont die Verbindung zwischen dem Fahrer und seinem Fahrzeug. Obwohl anfangs einschüchternd, verläuft der Leveling-Prozess relativ schnell, sodass die Spieler ohne langwieriges Grinding ins Herz des Spiels eintauchen können.
Ein Paradies für Autoenthusiasten
Mit einer überwältigenden Auswahl von über 500 Autos zum Start spricht Forza Motorsport jeden Autoenthusiasten an. Wie in jeder Auto-Simulation gibt es Hersteller, die mehr und eben die anderen, die weniger Beachtung finden. Das macht sich dann an der Anzahl verfügbarer Vehikel bemerkbar. Dennoch muss man Turn10 anerkennen, dass wirklich jedes Fahrzeug im Spiel die Liebe des Studios abbekommen hat. Wenn man in den Fahrzeugen sitzt und sich die Cockpit im Detail ansieht, stellt man schnell fest, dass es kaum von der Realität zu unterscheiden ist.
Unschön ist allerdings, dass es zum Release 20 Strecken ins Spiel geschafft haben, bisher drei neue noch via DLC nachgeliefert werden. Eine dieser DLC Strecken ist die ikonische Nordschleife, wo man gut und gerne je nach Vehikel schon mal ca. 10 Minuten unterwegs ist. Beim Playstation Konkurrenten waren es ganze 35 zum Start und auch noch diverse Layouts der Strecken - also auf einer großen Strecke Teilabschnitte fahren bzw. auch Rückwärts. Schön ist natürlich, dass Turn10 sich auch weiterhin um seinen neuen Titel kümmern wird und die Anzahl auch schon mehr ist als überhaupt keinen Parkour fahren zu können.
Forza Motorsport schafft einen feinen Ausgleich zwischen Simulation und Zugänglichkeit. Das überarbeitete Physiksystem bietet ein bodenständiges und reaktionsschnelles Fahrerlebnis, das an halbsimulationstitel wie Project CARS erinnert. Anpassungsoptionen ermöglichen es den Spielern, den Schwierigkeitsgrad anzupassen, was jeden Erfahrungslevel zufriedenstellen dürfte. Autos lassen sich mittels Schnelltunig verbessern, sodass man nicht mehr selbstständig nach möglichen Upgrades schauen muss. Nachteilig an dem System ist, dass wenn wir kurz vor einem Klassensprung stehen, wir das nicht beeinflussen können und der Wagen nur stärker gemacht wird.
Und Turn10 führt mit dem neuen Forza ein neues System zur Freischaltung von Komponenten ein. Je nachdem, wie oft wir einen Wagen nutzen und mit ihm Rennen bestreiten, umso mehr Erfahrung erhalten wir beim Fahrzeughersteller. An und für sich ist dies kein schlechtes System, aber wenn man für jeden möglichen Cup das Fahrzeug wechseln muss und bei Null beginnt, dann ist das nach dem 3 Fahrzeug einfach nur noch frustrierend. Ich gehe ja im echten Leben auch nicht zum Mercedes Händler und kann mir erst eine bestimmte Konfiguration eines Wagens anfertigen lassen, wenn ich vorher Jahre lang Mercedes gefahren bin. Dieses System sorgt einfach nur dafür, dass der Fortschritt innerhalb des Spiels ausgebremst wird und ob man das möchte, muss man natürlich für sich selber entscheiden.
Auch komisch fanden wir den Strafkatalog. Immer wenn wir von der Strecke abgekommen sind oder einen Kontrahenten leicht berührt haben, wird dieses 'Manöver' analysiert und dann entweder eine Strafe verhängt oder man darf unbeirrt weiter fahren. Die Frage die sich mir stellt ist, warum man überhaupt sämtliche Aktionen irgendwie analysiert nur um dem Spieler zu sagen "Hey, du darfst weiter fahren, auch wenn du von der Strecke abgekommen bist". Warum dann nicht einfach gewähren lassen und bei großen Schlenzern den Spieler sagen, dass eine Zeitstrafe verhängt wird? Auch in diesem Zusammenhang die KI der Kontrahenten, die oftmals nicht wirklich glänzt. Wie oft haben wir es erlebt, dass die Teile auf ihrer Ideallinie bleiben und auch wenn man neben ihnen fährt einfach Hardliner sind? Und dann kommt es zum Zusammenstoß oder aber man wird abgedrängt und dann rattert wieder das Spiel, um zu schauen, ob man uns eine Strafe verhängen kann - alles irgendwie sehr suspekt. Das Verhalten der KI-Fahrer wirkt oft unvorhersehbar und unberechenbar, was zu frustrierenden Momenten während der Rennen führt.
Die Online-Mehrspielermodi, sowohl öffentlich als auch privat, bieten wettbewerbsfähige Rennspielerlebnisse. Skill- und Sicherheitsbewertungen gewährleisten eine faires Matchmaking. Hier kommt natürlich auch das Fahrverhalten im Einzelspieler und die unberechenbare KI zum Tragen. Dennoch gestaltet sich der Multiplayer Modus als recht fair und während der Sessions kam es zu keinerlei Problemen durch Lags oder Verbindungsabbrücken.