RoboCop: Rogue City
Das RoboCop-Franchise hat endlich wieder eine Videospieladaption erhalten. Kein anderer als Teyon ist für das Spiel verantwortlich, die bereits ein Videospiel über das Terminator-Universum herausgebracht haben. Das RoboCop-Universum ist ein sehr weitreichendes Thema und versetzt uns in eine dystopische Version unserer Zukunft. In der Stadt Detroit wird die Polizei vom Tech-Giganten OCP (Omni Consumer Products) privatisiert, was dazu führt, dass Sparmaßnahmen die Möglichkeiten der lokalen Polizei einschränken und die Straßen von Detroit mit Kriminalität überschwemmt werden.
Bei einer Produktpräsentation kommt es zu einer Fehlfunktion von OCPs neuem Ordnungshüter, sodass der Vorschlag laut wird, einen Cyber-Polizisten in Dienst zu stellen, der die Vorteile von Mensch und Maschine kombiniert. Alex Murphy wird während eines Einsatzes getötet und kann dank des OCP-Vorschlags als dieser Cyber-Polizist namens RoboCop wieder ins Leben zurückgeholt werden. Das ist die Vorgeschichte, um auch diejenigen abzuholen, die bisher nichts mit RoboCop oder dem Franchise zu tun hatten.
In der Zeit zwischen RoboCop 2 und RoboCop 3 angesiedelt, versetzt uns "RoboCop: Rogue City" in das Exoskelett von Alex Murphy, während er die Straßen von Old Detroit säubert und kriminelle Intrigen löst. Dabei versucht er nicht, jedes Leben in seinem Weg zu eliminieren, um seine Direktiven aufrechtzuerhalten, denn er bewahrt dabei seine überwältigende Menschlichkeit als einziger Cyborg-Cop. Darüber hinaus ist es der Schauspieler Peter Weller, der einst den RoboCop in den Filmen spielte und nun die virtuelle Version verkörpert - es ist ermutigend, Peter Weller wieder in dieser Rolle zu sehen.
Serve the public trust, Protect the innocent, Uphold the law
Das Spiel erstreckt sich über etwa 20 Kapitel, einige davon in weitläufigen Leveln, während andere einen erkundbaren Hub mit Geheimnissen und Nebenquests bieten. Die Bereiche sind relativ geräumig und enthalten überraschend viele Details sowie versteckte Inhalte, darunter ganze Handlungsstränge, die leicht übersehen werden können. Es gibt auch zufällige Begegnungen, bei denen RoboCop zum Beispiel einen Strafzettel ausstellen kann.
Es gibt einen zusätzlichen Vorteil, wenn man sich die Zeit nimmt, die Level sorgfältig zu durchsuchen: das interessante Upgradesystem von "RoboCop: Rogue City". Fähigkeitspunkte sammeln sich an, jedes Mal, wenn der Spieler 1.000 Erfahrungspunkte erreicht, und können dann in spielbeeinflussende Eigenschaften investiert werden. Dazu gehören beispielsweise Schadens-/Rüstungsboni, neue Kampffähigkeiten, Scanner-Upgrades zur Unterstützung von Ermittlungen am Tatort oder sogar eine Funktion zur Verbesserung von Dialogoptionen.
Außerhalb der Hauptkapitel verbringt RoboCop seine Freizeit auf dem Revier, trainiert auf dem Schießstand oder interagiert mit seinen Kollegen, was Mini-Quests auslöst und einige der besten Szenen des Spiels bietet. Er kann beauftragt werden, eine Genesungskarte für andere Polizisten zu unterschreiben, die Ursache für einen Stromausfall auf der Wache zu ermitteln oder an intensiven Therapiesitzungen mit einem neu zugewiesenen Psychologen von OCP teilzunehmen. Dies ist auch einer der gravierenden Unterschiede gegenüber den Filmen, dass dieser Psychologe nun die Übergänge zwischen Leveln bzw. Kapiteln füllt und so nochmals auf die menschlichen Bezüge von RoboCop eingeht. Das verleiht dem Spiel unglaublich viel Tiefe und ermöglicht es, sich noch stärker in RoboCop hineinzuversetzen - interessante Dialogoptionen zwischen Cop und Psychologin inklusive.
Diese Entscheidungen scheinen erhebliches Gewicht zu haben. Ob das genug ist, um einen vollständigen zweiten Spieldurchgang zu rechtfertigen, hängt vom Spieler ab, aber wir haben circa 15 Stunden von Anfang bis Ende gespielt. Hier wäre vielleicht ein New Game+ oder eine Kapitelauswahl eine gute Alternative. Möglicherweise wird Teyon diese in naher Zukunft hinzufügen.
Auch grafisch kann der Titel die meiste Zeit überzeugen. Nicht nur sind die freiläufigen Areale sehr detailliert gestaltet und haben hier und dort Spiegeleffekte, die den Charme der 80er Jahre Retrosphäre wundervoll einfangen, sondern im Spiel begegnen uns auch ikonische Modelle wie beispielsweise der Ford Taurus Police Enforcer von 1986. Wir könnten diese Liste endlos fortsetzen, aber Teyon hat hier mit sehr viel Hingabe gearbeitet, und das sollte honoriert werden. Und wenn wir gerade beim Thema Grafik sind, sind auch die Modelle einzelner Persönlichkeiten wirklich sehr gut umgesetzt. Nancy Allen, die seinerzeit Murphys Partnerin Anne Lewis in den Filmen gespielt hat, ist hier 1:1 wiederzufinden und sieht dem filmischen Vorbild zum Verwechseln ähnlich aus.
Auch darf der ikonische Sound von RoboCops Fortbewegung nicht fehlen. Jeder Schritt klingt, als würde man einen Panzer bewegen - einfach fantastisch.
Für Fans von RoboCop und dem Franchise können wir dieses Spiel uneingeschränkt empfehlen. "RoboCop: Rogue City" ist eine Art Liebesbrief an das Franchise, der seinen Helden mit Ernsthaftigkeit behandelt. Die breiteren Konzepte und Themen werden mit kreativem Scharfsinn bei jedem Schritt erkundet, ohne dabei die satirischen Ziele und den Humor zu opfern.
Es ist möglich, dass Nicht-Fans und Neulinge vom Gameplay weniger beeindruckt sein könnten. "RoboCop: Rogue City" ist keineswegs ein topmodernes, endloses Budget-FPS, und die etwas rudimentäre Action könnten für moderne Geschmäcker unzureichend erscheinen. Diese Aspekte werden jedoch durch die effektive Erzählweise, die Vielfalt des Inhalts, das inspirierte Upgradesystem und die flüssige sowie geschmackvolle Handlung gestützt; letzteres ist ein Punkt, bei dem selbst die mächtigsten AAA-Spiele oft scheitern.
Jedes Kapitel von "RoboCop: Rogue City" bietet den Spielern etwas Interessantes zu tun, eine unerwartete Begegnung zu lösen oder eine clevere Referenz zu entschlüsseln. Das Ergebnis ist ein großartiges Spiel, das alles erreicht, was sich eine Adaption wünschen könnte.