
Avowed
Story & Welt
Avowed beginnt mit einem dramatischen Schiffsunglück, das uns auf einer mysteriösen Insel stranden lässt. Als Gesandter des Imperiums Aedyr erhalten wir die Aufgabe, die Dreamscourge-Seuche zu untersuchen, die das Land verheert und Menschen in willenlose Kreaturen verwandelt. Bereits zu Beginn wird klar, dass Obsidian großen Wert auf narrative Tiefe legt. Die Entscheidungen, die wir treffen, beeinflussen den Verlauf der Geschichte und formen unsere Beziehungen zu Verbündeten und Feinden.
Obwohl es kein klassisches Rufsystem gibt, sind die Konsequenzen unserer Taten spürbar. Die Welt von Eora ist lebendig, voller Geschichten und politischer Intrigen. Besonders eindrucksvoll sind die Charaktere, die wir auf unserer Reise treffen, allen voran unser treuer Begleiter Kai. Ihre persönlichen Quests sind optional, aber lohnenswert, und verleihen der Spielwelt eine zusätzliche Tiefe.
Die Welt von Avowed ist in verschiedene Zonen unterteilt, die durch ihre abwechslungsreiche Gestaltung überzeugen. Die Städte und Siedlungen fühlen sich lebendig an, mit NPCs, die ihren eigenen Tagesabläufen nachgehen. Die Hafenstadt Paradis besticht durch geschäftiges Treiben und beeindruckende Architektur, während abgelegene Dörfer oft von der Bedrohung durch die Dreamscourge gezeichnet sind. Besonders beeindruckend ist die Umgebungsgestaltung: Von üppigen Wäldern über karge Wüsten bis hin zu düsteren Höhlen – jede Region hat ihren eigenen Charakter und lädt zum Erkunden ein.
Ein weiteres spannendes Feature sind die göttlichen Merkmale. Diese besonderen Merkmale und Fähigkeiten sind direkt mit der Mythologie von Eora verknüpft und verleihen dem Spieler ein markantes Aussehen und einzigartige Kräfte, welche sowohl im Kampf als auch bei Dialogoptionen genutzt werden können. Die Merkmale sind nicht nur ein Gameplay-Element, sondern fügen sich auch organisch in die Story ein, indem sie unseren Einfluss auf die Welt verstärken und neue narrative Möglichkeiten eröffnen.
Gameplay & Kampfsystem
Avowed spielt sich wie eine Mischung aus The Elder Scrolls und The Outer Worlds, mit einem klaren Fokus auf actiongeladenen Kampf und Spielerfreiheit. Die Klassenstruktur ist erfreulich flexibel: Man kann Fähigkeiten aus verschiedenen Skilltrees kombinieren und so einen einzigartigen Spielstil entwickeln. Ob Magier, Krieger oder Schurke – die Wahl liegt ganz bei uns.
Das Fortschrittssystem basiert auf einem klassischen Levelaufstieg, bei dem Spieler Erfahrungspunkte sammeln und ihre Fähigkeiten sukzessive verbessern können. Jeder Levelaufstieg gewährt Talentpunkte, die frei in verschiedene Fähigkeitsbäume investiert werden können. Das ermöglicht eine enorme Freiheit bei der Charakterentwicklung und erlaubt es, verschiedene Spielstile auszuprobieren. Zudem ist das System so gestaltet, dass es keine strikte Klassenzuweisung gibt – wer möchte, kann sich beispielsweise als Hybrid aus Magier und Nahkämpfer spezialisieren.
Das Kampfsystem ist angenehm direkt, auch wenn es stellenweise den typischen "Bethesda-Jank" mit sich bringt. Begleiter verhalten sich meist intelligent, und die Gegner-KI ist fordernd genug, um das Gameplay spannend zu halten. Besonders gelungen ist das Dual-Loadout-System, mit dem wir schnell zwischen Nah- und Fernkampfwaffen wechseln können. Allerdings fehlt es dem späteren Spielverlauf an Herausforderungen, da Gegner nicht mitskalieren.
Erkundung & Umfang
Obwohl Avowed kein Open-World-Spiel ist, bieten die miteinander verbundenen Gebiete reichlich Raum für Erkundung. Jede Region hat ihren eigenen Charme und strotzt vor Details, sei es die grüne Pracht von Emerald Stair oder die wüstenhaften Weiten von Shatterscarp. Der Detailreichtum der Umgebungen zeugt von Obsidians Können in Sachen World-Building.
Die Städte und Dörfer in Avowed sind auch funktional gut durchdacht. Paradis, die wichtigste Hafenstadt, beeindruckt mit belebten Märkten und verwinkelten Gassen, während abgelegene Siedlungen oft den rauen Bedingungen der Living Lands trotzen. Besonders hervorzuheben ist, dass jede Region eine eigene Kultur und Architektur aufweist, die sich organisch in die Welt einfügt. Es gibt viele versteckte Orte zu entdecken, sei es eine verlassene Ruine voller Geheimnisse oder ein versteckter Händler mit seltenen Waren.
Die Spielzeit beläuft sich auf etwa 15 Stunden für die Hauptquest, wobei zahlreiche Nebenmissionen und optionale Geschichten den Wiederspielwert erhöhen. Dennoch bleibt Avowed im Vergleich zu anderen Genre-Größen eher kompakt.
Technik & Präsentation
Grafisch kann Avowed nicht ganz mit AAA-Titeln mithalten, überzeugt aber mit einem stimmigen Artdesign. Die Umgebungen sind lebendig und abwechslungsreich, während die Charaktermodelle leider etwas altbacken wirken. Besonders die Gesichtsanimationen und das Lip-Syncing könnten besser sein.
Technisch läuft das Spiel stabil, insbesondere im Performance-Modus. Kleinere Framerate-Drops treten allerdings in Dialogen auf, was etwas störend sein kann. Der Soundtrack untermalt die epische Reise atmosphärisch, bleibt aber wenig einprägsam.
