Dead Island 2
Nach drei Entwicklerwechsel und neun Jahren Entwicklungszeit erblickt die Fortsetzung von Dead Island das Licht der Welt. Wir haben uns dank Plaion auf die Straßen von Hell-A gewagt und möchten euch in diesem Review ein wenig über unsere Sightseeing-Tour berichten.
In neun Jahren kann viel passieren, aber nicht in Dead Island 2 (DI2). Dort ist nämlich buchstäblich die Zeit stehen geblieben und das Spiel setzt ein paar Monate nach dem ersten Teil an. Der Virus, welcher auch für den Ausbruch auf der Urlaubsinsel Banoi verantwortlich war, findet irgendwie seinen Weg ins sonnige Kalifornien. Hier setzt es das fort, was es auch schon auf der Urlaubsinsel angerichtet hat. Es verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies und abscheuliche Monstrositäten.
Wir dürfen die Hand an einen von sechs Überlebenden anlegen, die während der Evakuierung der Quarantänezone, durch einen Flugzeugabsturz, erneut in LA stranden. Hier beginnt der Tripp, unser Ziel ist es einen Weg aus HELL-A, wie es liebevoll durch die Zombiapokalypse genannt wird, zu finden. Wenn man den Vorgänger gespielt hat, dann kann man schon im Vorfeld erahnen, wie aufwändig der Plot ist und was uns erwarten wird. Nichts desto trotz versucht es DI2 nun mit ein wenig mehr Humor, um zumindest die Grundstimmung immer mal wieder zu lockern und dem Spieler ein Lächeln ins Gesicht zu drücken. Versteht mich nun nicht falsch und denkt hier an Doomguy wenn er eine Waffe aufhebt. Jeder Mensch hat so seine eigene Berührungpunkte mit dieser Art von Humor den Dumbuster hier an vielen Stellen versucht zu verpacken, für meinen Teil fand einige der Dialoge oder Sequenzen schon sehr anregend. Neben dem Mainplot finden wir auch sehr viel textbasiertes Material wie zB Handys, Computer oder Dokumente, die ebenfalls die Story tragen sollen und manchmal unser Mainquest Ziel erklären oder sich mit der Hintergrundgeschichte von DI2 beschäftigen.
Das Spiel ist gestaffelt in Mainquest und Sidequests. Die Sidequests splitten sich nochmals in zwei Kategorien. Die eine wird als ganz normale Sidequest gesehen und dann gibt es noch Suchmeldungen. In den Suchmeldungen werden wir gebeten nach Personen oder Gegenständen Ausschau zu halten. Hier kommen wirklich sehr skurrile Sachen zu Tage und es gibt spaßige Suchmeldungen, aber auch welche die weniger Spaß machen. Quests im generellen werden mit Waffen, Bauplänen, Loot oder Tarotkarten vergütet. Quests werden in der Welt von DI2 verteilt zu finden sein und auch wird es euch an schon besuchte Orte zurückverschlagen. Um dem ein wenig Abwechslung zu bereiten hat man sich dazu entschieden noch interessante Orte einzubinden. Dies sind Orte, die es dann auch im echten Leben gibt und die die authentizität gegenüber dem echten LA erhöhen sollen. Sofern dir Titel wie zum Beispiel Borderlands oder Dying Light nicht fremd sind, dann wird man sich auch in HELL-A zurecht finden. Was mir an der Welt im speziellen gefallen hat ist, dass sich das Chaos perfekt dazu nutzen lässt, um Zombies mit Elementen zu besiegen. So nutzt ihr einfach einen defekten Hydranten und schmeißt eine Autobatterie in die Pfütze oder schlagt mit einer Elektromodded Waffe herein. So grillt ihr alles, was den Kontakt zum Wasser herstellt - inkl. euch wenn ihr nicht aufpasst.
Die Präsentation von DI2 ist nach neun Jahren Entwicklungszeit ebenfalls sehr anständig geworden. Während Beverly Hills und Bel Air den Nobel Flair versprühen und in den bergigeren Regionen angesieddelt sind macht auch das an der Küste gelegene Venice Beach oder das vom CDC Besetzte Santa Monica Pier eine richtig gute Figur. Was uns auf jeden Fall sehr gefällt ist, wie viel Einfluss Militär- und Gesundheitsbehörden auf Lokalitäten auswirken und wie sich die einst so sonnige Metropole in ein, vom Lockdown geplagten, Irrgarten verwandelt. In unserer Testversion ist es neben ein paar Grafikglitches und verzerrten Gliedmaßen zu keinerlei weiteren Störungen gekommen. Generell sind die Lokalitäten wirklich schön in Szene gesetzt und es gab an keiner Stelle irgendwelche Ermüdungserscheinungen in Form von "Hey hier war ich schon mal ist ja langweilig". Das Backtracking haben die Entwickler auch dazu benutzt um sich Hintertüren offen zu halten - oder verschlossen? Auf jeden Fall kann man zu jedem Ort zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren und findet dann einen Army Kurier oder den Poolboy vor, um eine zuvor verschlossene Truhe oder Tür zu öffnen.
Ähnlich wie auch schon in DI könnt ihr im 2. Teil ebenfalls einen vordefinierten Charakter auswählen. Hier habt ihr die wahl aus sechs Stück, die sehr unterschiedlicher Natur sind. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, die sich allerdings nicht allzu stark auf das Spielgeschehen auswirken. Einer unserer Helden bekommt einen Bonus in der Angriffsgeschwindigkeit wenn er Zombies niederstreckt während der andere eine Explosion auslöst wenn er eine bestimmte Attacke nutzt. Diese Art der "Stärke" kann aber auch als Effekt auf eine Waffe aufgebracht werden, wenn wir den Bauplan dafür im Voranschreiten der Kampagne unser eigen nennen. Demnach setzt sich dieses System nicht so ganz durch, ist aber am Anfang vielleicht doch ganz nett mal seinen Spielstil abzuwären und zu testen. Jeder Charakter kommt natürlich mit seinem persönlichen Background und Dialogen im Spiel. Während Jacob sehr oft das F-Wort in den Mund nimmt, ist Carla auf Spanisch am fluchen - eine wirklich gelungene Abwechslung, die den Widerspielwert etwas steigert.
Da wir gerade bei Stärken sind kommen wir doch zum Talentsystem. Hier geht DI2 einen etwas unkonvtionellen Weg, was nicht gänzlich falsch sein muss. Während man in DI noch Skillpunkte in Waffen- oder Charakterskills stecken musste, kommt mit DI2 ein Tarotkartensystem. Ja ihr lest richtig, Dambuster verzichtet komplett auf irgendwelche Talente in die ihr reininvestieren müsst, um euren Charakter stärker zu machen, stattdessen müsst ihr euch in 5 Bereichen für unterschiedliche Karten entscheiden, die euren Charakter dahingehen verbessern. Und am Anfang war ich etwas skeptisch, ob das überhaupt klappen kann, aber es macht eine Menge Spaß. Um nicht zu viel zu verraten können wir uns einige besondere Fähigkeiten aneignen. Und hier beginnt dann das Tarotroulette - was für eine Art "Held" wollen wir sein? Am Anfang ist dieses System noch begrenzt und wirkt sehr eingeschränkt. Mit der Progression durch HELL-A´s Bezirke und den Quests schalten wir mehr Slots für Karten und eben die Karten frei und können uns so unsere ultimative Version eines Überlebenden zusammenbasteln.
Was mich am Anfang des Jahres schon in Dead Space Remake gereizt hat, wird in DI2 eine Treppenstufe nach oben gestellt. Wir reden vom FLESH System (Fully Locational Evisceration System for Humanoids) im Spiel. Dieses System sorgt dafür das jeder einzelne Zombie im Detail zerstückelt werden kann. So sieht man, wie ein Auge aus der Höhle fliegt, wenn man den Kopf mit einem Hammer bearbeitet oder sich die Haut der Gesellen zersetzt, wenn ihr sie mit Säure besprüht. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass man ein Zerstückelungssystem wie es in Dead Space vorgekommen war noch detaillierter und realistischer hinbekommt als in DI2. Jeder einzelne Zombie reagiert mit seinen Wunde auf die Art von Waffe mit der ihr ihm Schaden zufügt sehr realitätsgetreu. Und das ist genial und erschreckend zugleich - wenn man sich die Szene aus "The Walking Dead" S07E01 mit Glenn ins Gedächtnis holt. Aber ich muss zugeben, dass es sehr viel Spaß macht und zu einigen Experimenten einlädt - ich hab auch sehr viel Zeit darin gelassen unterschiedliche Waffen und Mods zu testen!
Waffen kommen in unterschiedlichen Qualitätsstufen daher und je besser sei sind, desto mehr Platz für Mods bieten sie und kommen gelegentlich auch mit Perks. Je nachdem, ob wir uns auf DI2 einlassen und auch die Sidequests absolvieren, kommen wir in immer mehr Besitz von Bauplänen für die Modifikationen. Zu einem späteren Zeitpunkt steht es uns sogar offen auch mit Zombieteilen zu experimentieren. Und was DI2 besser macht als Dying Light 2? Wir können Hand an Schusswaffen legen. Wenn es von Militär nur so wimmelt, dann muss es auch ein Gewehr geben! Auch diese lassen sich pimpen und verursachen so Feuer- oder Säureschaden. Der gute Vorschlaghammer mit einigen Klingen verschönert und schon reißt er die Haut von euren Gegnern!