Everspace 2: Wrath of the Ancient
Review
Aktualisiert
Ursprünglich

Everspace 2: Wrath of the Ancient

Pubisher: ROCKFISH Games • Developer: ROCKFISH Games • Release: 22.04.2025
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
Vielleicht ein bisschen spät, aber mit Blick auf den kürzlich veröffentlichten DLC Wrath of the Ancients auch gerade zur rechten Zeit. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als ich in Freelancer stundenlang durch das All düste, Handel trieb oder in hitzige Dogfights mit Weltraumpiraten stürzte. Everspace 2, das Sequel des Rogue-like-Vorgängers von ROCKFISH Games, schlägt genau in diese Kerbe - aber auf eine moderne, zugängliche und visuell atemberaubende Art und Weise. Wir haben uns das Maingame angeschaut und sagen euch, ob Freelancer nun einen würdigen, geistigen Nachfolger erhält.

Everspace 2 – Wrath of the Ancients (DLC)

Das Grundgerüst bleibt: flotte Dogfights, präzise Steuerung, knackige RPG-Mechaniken und ein Hang zum Loot-Sammeln. Doch „Wrath of the Ancients“ fügt dem Ganzen eine Prise Mystery und archaische Technologien hinzu. Im Zentrum steht eine neue Fraktion – die so genannten „Ancients“, deren Ruinen, Relikte und Waffen das All plötzlich unsicher machen. Neue Gegner, neue Mechaniken – insbesondere mit den Reliktwaffen, die auf eine Art Techno-Magie setzen – sorgen für frischen Wind im Cockpit.

Besonders gefallen hat mir ein Abschnitt, in dem man eine verlassene Ancient-Station erkundet. Kein Gefecht, keine Explosionen – nur das Knarzen der Raumstation, das Flackern uralter Energieknoten und die unterschwellige Musik. Und das in einem Spiel, das sonst für Tempo steht? Mutig – und es funktioniert. Neu ist auch eine Art „Mini-Raid“-Mechanik: In uralten Ruinen muss man sich mehreren Wellen stellen, Rätsel lösen oder besondere Schwachpunkte nutzen, um verborgene Beute zu erhalten.

Aber: Trotz des spannenden Settings bleibt vieles beim Alten. Die Nebenmissionen rund um die neuen Gebiete sind oft nach bekanntem Muster gestrickt. Und wer auf eine große Gameplay-Revolution gehofft hat, wird eher evolutionäre Änderungen vorfinden.

Farbenpracht mit Patina

Everspace 2 war schon im Hauptspiel ein echtes Kunstwerk – ein Feuerwerk aus Neonfarben, Partikeleffekten und Detailverliebtheit. Der DLC bleibt diesem Stil treu, setzt aber gezielt Kontraste: Alte Ruinen mit leuchtenden Glyphen, goldene Monumente, riesige mechanische Apparaturen, die aussehen, als hätten sie Götter selbst gebaut.

Vor allem in HDR auf der Xbox Series X entfalten die neuen Umgebungen ihren vollen Zauber. Die Beleuchtung in Ancient-Tempeln lässt Raum für staunende Momente, besonders wenn Licht durch halb zerfallene Decken auf antike Technik trifft. Allerdings wirken manche neue Assets (Texturen, Schiffsmodelle) nicht ganz so feinpoliert wie im Hauptspiel – vielleicht dem engen Release-Zeitplan geschuldet?

Viel Stoff für Fans

Mit ca. 6–8 Stunden Spielzeit für die Hauptlinie des DLCs plus einigen Nebenquests und versteckten Bossen ist der Umfang solide. Wer allerdings auf eine vollwertige Erweiterung à la The Witcher 3: Blood and Wine gehofft hat, sollte seine Erwartungen zügeln.

Positiv: Der DLC integriert sich nahtlos in die bestehende Welt. Ihr könnt euren bestehenden Speicherstand laden und einfach loslegen – vorausgesetzt, ihr habt die Voraussetzungen erfüllt. Auch neue Musikstücke, frische Vertonung und überarbeitete UI-Elemente wurden implementiert.

Negativ: Einige Bugs, vor allem bei der Interaktion mit Ancient-Technologien, trübten meinen Spielfluss. Nichts Gamebreaking – aber eben kleine Stolpersteine in einem sonst flüssigen Erlebnis.


Originales Review: Everspace 2

Ein Flug durch die Galaxis mit Stil

Everspace 2 hat mit dem ersten Teil nur noch wenig gemeinsam - und das ist auch gut so. Statt zufällig generierter Levels und permadeath-artiger Runs erwartet uns nun ein vollwertiges Open-World-Weltraumspiel mit Storyfokus. Man spielt Adam Roslin, einen Klonpilot, der seinen Platz im Universum sucht - dieses Mal jedoch eingebettet in eine überraschend dichte und charmant geschriebene Kampagne.

Die Handlung setzt einige Zeit nach dem ersten Teil an. Adam lebt im sogenannten Cluster 34, einem entlegenen Bereich der Demilitarized Zones (DMZ), wo Klone wie er geduldet, aber nicht gerade willkommen sind. Als ein Routineauftrag - der eigentlich nur ein einfacher Begleiteinsatz sein sollte - aus dem Ruder läuft, wird Adam in eine Kette von Ereignissen verwickelt, die ihn quer durch das System führen. Dabei wird schnell klar: Die Vergangenheit lässt ihn nicht los, und seine Herkunft als Klon spielt eine zentrale Rolle in einem viel größeren Konflikt.

Die Geschichte entfaltet sich über etliche Stunden und führt durch verschiedenste Sternsysteme. Zwar ist die Hauptstory kein Sci-Fi-Meisterwerk à la Mass Effect, aber sie bietet genug Wendungen, Charaktere und Worldbuilding, um das Interesse aufrechtzuerhalten.

Auch wenn du in Everspace 2 die meisten Missionen allein in deinem Cockpit bestreitest, bist du keineswegs einsam im All. Im Verlauf der Story stellst du dir eine kleine, aber feine Crew zusammen – bestehend aus teils skurrilen, teils charmant-eigenwilligen Charakteren, die nicht nur für lockere Sprüche sorgen, sondern dir auch handfeste Vorteile im Spiel bieten.

Jeder dieser Verbündeten erfüllt eine bestimmte Funktion: Der raubeinige Ex-Söldner Dax hilft dir beim Ausbau deiner Operationsbasis, Ben kümmert sich um technische Upgrades, während die analytische Delia dir Zugriff auf fortschrittliche Forschung und Spezialtechnologien gewährt. Besonders spannend ist auch die Rückkehr von Hive, einer KI aus dem Vorgänger, die dir mit taktischen Informationen zur Seite steht und deinem Schiff ein wenig Jarvis-Feeling verleiht – mit mehr Zynismus.

Diese Begleiter sind keine reinen Dialoghintergründe, sondern echte Gameplay-Bausteine. Neue Schiffsfunktionen, Crafting-Möglichkeiten oder Händlerkontakte werden oft erst durch ihre Hilfe freigeschaltet. Dadurch entsteht ein stetiges Gefühl von Fortschritt, und gleichzeitig wachsen einem die Figuren ans Herz – vor allem, weil ihre Dialoge oft angenehm trocken, humorvoll oder sogar nachdenklich geschrieben sind.

Zwischen Dogfights, Looten und Basteln

Das Herzstück von Everspace 2 ist zweifelsohne das actionreiche Space-Combat-Gameplay. Die Steuerung ist butterweich - egal ob mit Maus und Tastatur, Controller oder HOTAS. Schon nach wenigen Minuten fühlt man sich wie ein Ass-Pilot. Die Kämpfe sind rasant, taktisch und visuell spektakulär.

Was das Spiel dabei besonders auszeichnet, ist die große spielerische Freiheit, die es dir lässt. Du entscheidest nicht nur, wie du kämpfen willst, sondern auch womit. Es stehen zahlreiche Schiffsklassen zur Verfügung - vom wendigen Scout über schwer gepanzerte Bomber bis hin zu Allroundern mit Spezialfähigkeiten. Jedes Schiff hat seinen eigenen Charakter, seine eigene Dynamik und eröffnet neue taktische Möglichkeiten.

Hinzu kommt ein durchdachtes Skillsystem: Fähigkeiten wie EMP-Schocks, Hologramm-Köder oder Schild-Überladungen lassen sich individuell freischalten und kombinieren. Dazu kommt noch ein motivierendes Loot-System mit unzähligen Waffen, Modulen und Ausrüstungsgegenständen, die sich upgraden oder umbauen lassen. Wer Spaß daran hat, seine Builds zu optimieren, wird sich hier richtig austoben können - fast schon vergleichbar mit Loot-RPGs wie Borderlands oder Diablo, nur eben mit Raketenantrieb statt Dämonenjagd.

Ich selbst habe stundenlang experimentiert, bis ich ein schnelles Leichtschiff gebaut hatte - schnell rein, EMP zünden, Raketen los, Schild auffrischen und wieder raus. Herrlich.

Ein Science-Fiction-Gemälde

Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Everspace 2 ist eines der schönsten Weltraumspiele, die ich je gespielt habe. Die Farben, die Explosionen, die Details der Raumstationen - alles wirkt lebendig und stimmig. Besonders bei Anflügen auf riesige Wrackfelder oder Planetenoberflächen bleibt einem regelmäßig der Mund offen stehen.

Bildergalerie

Was ROCKFISH Games hier abliefert, wirkt in vielen Momenten wie ein AAA-Titel, obwohl das Studio vergleichsweise klein ist. Die Spielwelt ist ein visuelles Highlight - eine Mischung aus Science-Fiction-Konzeptkunst und digitalem Gemälde. Spektakuläre Raumlandschaften, lebendige Nebel, glühende Sterne und reflektierende Hüllen der Schiffe sorgen dafür, dass man selbst in ruhigen Momenten einfach durch Systeme gleiten und die Umgebung genießen möchte. Vor allem Licht- und Partikeleffekte wie etwa bei Schiffsantrieben oder Explosionen setzen echte Akzente. Jeder Screenshot sieht aus, als käme er direkt aus einem Sci-Fi-Film.

Selbst bei längeren Sessions auf der Xbox Series X blieb die Performance stabil - ein technisches Kunststück, das dem Entwicklerteam wirklich Respekt abverlangt.

Viel mehr als nur Ballerei

Auch abseits der Kämpfe hat Everspace 2 einiges zu bieten - und das überraschend vielseitig. Neben der linearen Hauptstory, die dich durch mehrere Systeme und Konflikte führt, warten zahlreiche Nebenaufgaben darauf, entdeckt zu werden. Diese Missionen sind oft liebevoll inszeniert: Mal hilfst du einem gestrandeten Frachter, mal durchsuchst du alte Alien-Ruinen, knackst Rätselmechaniken in verlassenen Asteroidenstationen oder lieferst dich taktischen Gefechten mit Kopfgeldjägern.

Besonders gefallen haben mir die sogenannten „Signalpunkte", kleine zufällige Events oder Mini-Dungeons, die sich überall im All verstecken. Hinter einer unscheinbaren Anomalie kann sich plötzlich ein verlassenes Forschungslabor oder ein tödlicher Hinterhalt verbergen - die Erkundung fühlt sich dadurch organisch und lohnend an. Wer möchte, kann zudem Fraktionen unterstützen, Aufträge erledigen oder einfach nur Handel treiben - auch wenn letzteres eher ein schmückendes Beiwerk ist als ein echter Wirtschaftssimulator.

All das wird von einer durchweg stimmigen Atmosphäre getragen. Die Entwickler haben es geschafft, das Gefühl von Weite, Einsamkeit und gelegentlicher Bedrohung glaubhaft zu transportieren - ganz ohne künstlich aufgeblasene Dramatik. Ein großer Teil davon geht auf den herausragenden Soundtrack zurück: Der Score passt sich dynamisch an Spielsituationen an und wechselt mühelos von sphärischem Ambient-Geklimper beim Erkunden hin zu treibenden Synth-Klängen in hitzigen Gefechten. Gerade bei langen Flügen oder beim Gleiten durch Nebelfelder entfaltet die Musik eine fast meditative Wirkung, vergleichbar mit dem Sounddesign von Elite Dangerous, nur zugänglicher und emotionaler.

Everspace 2: Wrath of the Ancient

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
95%
Gameplay
90%
Inhalt
95%
Preis / Leistung
85%

Fazit

Everspace 2 hat mich überrascht. Nicht nur wegen seiner technischen Brillanz, sondern auch wegen des Gesamtpakets. Es schafft den Spagat zwischen klassischem Weltraumspiel-Flair und moderner Game-Design-Philosophie. Wer Freelancer, Rebel Galaxy Outlaw oder No Man’s Sky mochte, wird sich hier sofort zuhause fühlen – nur mit mehr Bums, mehr Stil und weniger repetitiven Elementen. Auch wenn das Endgame noch etwas ausbaufähig ist, ist das Spiel ein Geschenk für Sci-Fi-Fans, die gerne mit Raketen statt Diplomatie arbeiten.
91.25%
XBox Series X
Zum Angebot *
Pro
+
Fantastische Grafik mit spektakuläre Raumlandschaften
+
Direktes, spaßiges Space-Combat
+
Große spielerische Freiheit bei Schiff, Skills und Loot
+
Abwechslungsreiche Missionen inkl. versteckter Orte
+
Stimmige Atmosphäre und Soundtrack
+
WotA: Fantastische Grafik mit spektakuläre Raumlandschaften
+
WotA: Direktes, spaßiges Space-Combat
+
WotA: Große spielerische Freiheit bei Schiff, Skills und Loot
+
WotA: Abwechslungsreiche Missionen inkl. versteckter Orte
+
WotA: Stimmige Atmosphäre und Soundtrack
Contra
-
Story mit Luft nach oben
-
Endgame recht dünn
-
Wirtschaft und Handel zu oberflächlich
-
Keine echten Landungen auf Planeten
* In diesem Artikel sind Partner-Links enthalten, wir kennzeichnen ihn daher als Werbung. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Danke für eure Unterstützung!

Neuste Artikel