
EA Sports F1 25
Mehr Evolution als Revolution
Wer F1 24 gespielt hat, wird sich in F1 25 sofort zuhause fühlen - fast schon ein bisschen zu sehr. Die Menüs, die Karriere-Struktur und auch das Fahrgefühl wirken auf den ersten Blick vertraut. Doch unter der Motorhaube hat EA Sports in Zusammenarbeit mit Codemasters durchaus geschraubt. Kleine, aber entscheidende Details sorgen für ein rundes Erlebnis - zumindest, wenn man genau hinschaut.
Die größte Veränderung zeigt sich dort, wo es am meisten zählt: auf der Strecke. Das Fahrmodell wurde weiter verfeinert und fühlt sich nun spürbar dynamischer an. Besonders beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven wie in Monaco oder Ungarn merkt man das neue Reifenmodell. Fehler werden schneller bestraft, aber wer die Ideallinie trifft, wird mit messerscharfer Kontrolle belohnt.
Der neue „Precision Drive" Modus auf der Xbox Series X hilft dabei sogar Gamepad-Spielern, ein Fahrgefühl zu erleben, das früher nur Lenkradfahrern vorbehalten war. Kein Vergleich zu den ruckeligen Lenkbewegungen von F1 24, wo ich in Baku gefühlt mehr Zeit mit Korrekturen als mit Gasgeben verbracht habe.
Außerdem neu: Anpassbare Rennwochenenden mit deutlich mehr Flexibilität bei Trainings und Qualifyings sowie der optionale Sprint-Modus im Karrieremodus. Wer eher der „Sonntagsfahrer" ist, kann die neuen Features aber auch getrost ignorieren - Casuals kommen weiterhin gut zurecht.
Rennsport auf Hochglanz
Optisch bleibt F1 25 seinem Vorgänger treu, aber im Detail merkt man durchaus Feinschliff - vor allem bei den Fahrzeugmodellen, Lackierungen und der Lichtstimmung. Die Boliden wirken nochmals plastischer und detaillierter als in F1 24: Karbontexturen, Spoilerkanten und die komplexen Aero-Elemente sind schärfer modelliert, und auch die neuen Teamlackierungen (z. B. Ferrari in Chrom-Rot oder Red Bull mit mattem Finish) kommen je nach Lichtsituation besser zur Geltung. Besonders im Replay-Modus oder in Zwischensequenzen wirkt das Ganze fast fotorealistisch - zumindest aus der Distanz.
Im Cockpit selbst zeigt sich: Hier zählt Funktion vor Schönheit. Die Armaturen und Displays sind präzise umgesetzt, wenn auch nicht spektakulär animiert. Was jedoch auffällt, ist die verbesserte Spiegelqualität und die leichter lesbaren Telemetrieanzeigen, was besonders bei Regen oder Dämmerung hilfreich ist.
Auch das Licht- und Wettermodell wurde weiter optimiert. Sonnenuntergänge auf Strecken wie Abu Dhabi oder Miami tauchen die Szenerie in atmosphärisches Licht, während Regenschauer realistisch über die Visierkamera perlen. Pfützen bilden sich glaubwürdig auf der Ideallinie - ohne übertrieben zu wirken.
Bildergalerie














Auf der Xbox Series X läuft F1 25 in 60 FPS bei 4K, wobei das Bild per dynamischer Auflösung und Upscaling stabil bleibt. Raytracing ist nur in Replays, Menüs und Zwischensequenzen aktiviert - während des Rennens wird zugunsten der Framerate darauf verzichtet. Das ist nachvollziehbar, aber wer auf „Wow"-Effekte wie in Forza Motorsport hofft, wird etwas enttäuscht.
Path Tracing fehlt komplett - wie bereits erwähnt, bleibt diese High-End-Technologie vorerst dem PC vorbehalten. Insgesamt sieht F1 25 gut, aber eben nicht spektakulär aus - es profitiert von sauberem Art Design, aber ist technisch kein Meilenstein.
Konstanz statt Risiko
Neben der klassischen Karriere und dem bewährten MyTeam-Modus kehrt in F1 25 auch Breakpoint zurück - diesmal in der dritten Staffel. Breakpoint 3 knüpft an die Erzählstränge rund um Aiden Jackson, Devon Butler und Callie Mayer an und bringt wieder echtes Story-Feeling ins Spiel.
Die Geschichte schlägt diesmal einen ernsteren Ton an, thematisiert Konkurrenz, Teaminterne Spannungen und die Herausforderungen des modernen Motorsports. Besonders gelungen ist die Art und Weise, wie Cutscenes, Dialoge und Rennen nahtlos ineinandergreifen. EA hat hier spürbar an der Präsentation gearbeitet: Die Gesichtsanimationen wirken natürlicher, die Dialoge glaubwürdiger als noch in Breakpoint 2 aus F1 23.
Zwar bleibt das Storytelling eher im Fahrerlager von Netflix' Drive to Survive als in cineastischen Höhen wie The Last of Us, aber als aufgelockerte Ergänzung zum klassischen Karriere- und Simulationsmodus ist Breakpoint 3 ein echter Mehrwert.
Kommen wir zurück zur klassischen Karriere - die Sponsorenverhandlungen, Entwicklungspfade und Teamchemie erinnern stark an F1 24, wurden aber an einigen Ecken entschlackt und flotter gestaltet.
Neu ist ein überarbeiteter Trainingsmodus mit Missionszielen - für Anfänger ein Gewinn, für Profis eher redundant. Online-Rennen laufen stabiler, die Matchmaking-Zeiten sind kürzer. Auch Crossplay ist wieder mit an Bord, diesmal aber deutlich zuverlässiger.
Was jedoch weiterhin fehlt, ist ein richtiger „Wow"-Moment. Die Strecken, Fahrer und Modi sind bekannt - keine neue Serie, kein frischer Karriere-Twist, keine historischen Rennen. Gerade Veteranen wie ich, die seit F1 2016 dabei sind, sehnen sich langsam nach einem mutigeren Sprung. Wo sind die Zeiten eines F1 Challenge ´99 - ´02 geblieben, in den EA mehrere Saisons und auch Fahrzeuge der jeweiigen Saisons abgebildet hatte? In solche Spiele sind noch viel Liebe zum Detail geflossen.
F1 25 ist kein kompletter Neuanfang, sondern eher ein gut abgestimmter Bolide mit verbesserten Reifen, neuem Setup und ein paar kosmetischen Upgrades. Wer F1 24 ausgelassen hat, kann hier bedenkenlos zuschlagen - die Physik ist spürbar besser, die Technik stabiler.
Wer hingegen schon dutzende Stunden im Vorgänger versenkt hat, muss sich überlegen, ob der Sprung auf F1 25 den Vollpreis rechtfertigt. Es ist ein sauberes Update - aber eben kein Game-Changer. Der Schritt ist vergleichbar mit dem Sprung von FIFA 22 auf FIFA 23: besser, klar - aber keine Revolution.
