Karma: The Dark World
Review

Karma: The Dark World

Pubisher: Wired Productions, Gamera Games • Developer: POLLARD STUDIO LLC • Release: 27.03.2025
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
KARMA: The Dark World entführt uns in ein dystopisches Ostdeutschland des Jahres 1984, wo die allmächtige Leviathan Corporation mit eiserner Hand regiert. Als Daniel McGovern, ein Elite-Agent des Thought Bureau, tauchen wir in die Erinnerungen von Verdächtigen ein, um verborgene Wahrheiten ans Licht zu bringen. Doch je tiefer wir graben, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Wahn.​

Das Spiel beginnt mit klassischer Detektivarbeit: Beweise sammeln, Hinweise analysieren, Verdächtige befragen. Doch schon bald wird klar, dass hinter der Fassade der Routine eine düstere Verschwörung lauert. Die Leviathan Corporation kontrolliert ihre Bürger nicht nur durch Überwachung, sondern auch mit dem Medikament "Bluebottle", das angeblich die Produktivität steigern soll. Während unserer Ermittlungen stoßen wir auf verstörende Szenen: Ein Büro voller ausrangierter Fernsehgeräte, Hundestatuen mit Akten in den Mäulern und Monitore, die uns unaufhörlich die Vorzüge der Leviathan Corporation einflüstern. Diese surrealen Bilder erinnern stark an die Werke von David Lynch und Hideo Kojima und verleihen dem Spiel eine einzigartige, beklemmende Atmosphäre.

Atmosphärische Dichte – Wenn ein Spiel mehr als nur Unterhaltung ist

KARMA: The Dark World gehört zur Kategorie "mit einem beklemmenden Gefühl zurücklassen". Seine dichte Atmosphäre entsteht nicht nur durch das düstere Setting oder die bedrückenden Bilder, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie es unsere tiefsten Ängste anspricht: Überwachung, Kontrollverlust und den schleichenden Wahnsinn, der sich in einer Welt breitmacht, in der Wahrheit und Manipulation ununterscheidbar werden. Verwaschene Farbtöne, kaltes Neonlicht, kahle Flure. Die bedrückende Architektur der realen Vergangenheit wurde in KARMA mit chirurgischer Präzision ins Spiel übertragen.

Doch es ist nicht nur das Visuelle, das diese Atmosphäre so greifbar macht – es ist das Sounddesign. Leises Flüstern in den Schatten, das Brummen alter Röhrenbildschirme, ein durchdringendes Sirenengeräusch in der Ferne.

Diese Paranoia zieht sich durch das gesamte Spiel. Du weißt nie genau, ob du wirklich der Jäger oder vielleicht längst der Gejagte bist. Die Stadt lebt und atmet, aber nicht in dem offenen, einladenden Sinne wie in einem typischen Open-World-Spiel, sondern wie ein schlafender Riese, der dich jederzeit verschlingen könnte. Diese Ungewissheit, gepaart mit dem surrealen Level-Design erzeugt eine subtile, aber durchdringende Horror-Erfahrung ohne billige Jumpscares.

Innovatives Gameplay – Die Kunst des Gedankenlesens

Das Grundprinzip erinnert an eine Mischung aus Inception, Observer und einer Prise Blade Runner. Als Agent Daniel McGovern ist es deine Aufgabe, Verdächtige nicht nur zu verhören, sondern ihre Erinnerungen zu durchforsten – mit einer Technik, die als "Thought Diving" bezeichnet wird. Doch anders als in einem simplen Dialogsystem, bei dem du einfach Antworten auswählst, geht es hier darum, Erinnerungen zu rekonstruieren, Details zu analysieren und Widersprüche aufzudecken.

Erinnerungen sind nicht linear oder klar strukturiert – sie sind chaotisch, bruchstückhaft und oft unzuverlässig. Wenn wir in die Gedanken eines Verdächtigen eintauchen, finden wir uns nicht in einer perfekt rekonstruierten Vergangenheit wieder, sondern in einer surrealen, verzerrten Version ihrer Erlebnisse. Türen führen ins Nichts, Gesichter bleiben verschwommen, und bekannte Orte wirken plötzlich bedrohlich fremd.

Diese Spielmechanik erinnert an reale psychologische Phänomene wie das False Memory Syndrome, bei dem Menschen sich an Dinge erinnern, die nie geschehen sind – oder an den Effekt, dass sich Erinnerungen mit der Zeit verändern, ohne dass wir es bemerken. Wer kennt es nicht? Eine Kindheitserinnerung, die uns völlig klar erscheint, doch wenn wir sie mit alten Fotos oder Erzählungen anderer abgleichen, merken wir plötzlich: So war es gar nicht.

Genau das macht KARMA so faszinierend: Unsere Ermittlungen basieren auf Erinnerungen, die unzuverlässig sind. Die Herausforderung besteht darin, aus diesen fragmentierten Gedanken die Wahrheit herauszufiltern. Wir bewegen uns durch psychologische Labyrinthe, in denen unsere Entscheidungen direkten Einfluss darauf haben, wie sich eine Erinnerung entfaltet. Manipulieren wir ein Detail? Konfrontieren wir den Verdächtigen mit einem Widerspruch? Oder lassen wir uns von seinen Ängsten in eine Sackgasse führen?

Das Besondere an diesem Gameplay ist, dass es keine eindeutigen Lösungen gibt. Ein falscher Schritt kann dazu führen, dass eine Erinnerung dauerhaft verfälscht wird – und das beeinflusst den weiteren Verlauf der Geschichte.

Beeindruckende Grafik – Wenn Licht und Schatten Geschichten erzählen

Schon die ersten Minuten zeigen, wie intensiv die Optik zur Atmosphäre beiträgt. Die Stadt Torav, in der das Spiel größtenteils spielt, ist ein düsterer, dystopischer Albtraum, der irgendwo zwischen dem Berlin der 1980er Jahre, Blade Runner und den sozialistischen Plattenbausiedlungen Osteuropas existiert. Graue Hochhäuser, gesichtslose Menschen, die durch die Straßen hasten, von Neonreklamen beleuchtete Fassaden, die Parolen der Leviathan Corporation in die Nacht hinaus schreien: „Produktivität ist Glück“ oder „Gedanken sind kein Privatbesitz“.

Einer der größten Stärken der Grafik ist das Spiel mit Licht und Schatten. KARMA nutzt Beleuchtung nicht nur, um Atmosphäre zu schaffen, sondern um subtil Hinweise zu geben. Besonders faszinierend war die Nutzung von Neonlicht. In den Straßen von Torav blinken Werbetafeln, aber ihre Farben sind nie angenehm – sie sind aggressiv, pulsierend, fast bedrohlich. Man fühlt sich an das ikonische Bild von überfüllten, leuchtenden Metropolen erinnert, aber hier wirken sie nicht wie das Tokio eines Cyberpunk 2077, sondern wie ein verzweifelter Versuch des Regimes, eine Fassade von Fortschrittlichkeit aufrechtzuerhalten.

Obwohl KARMA auf hochmoderne Technik setzt, fühlt es sich nie überladen an. Viele Spiele prahlen mit Raytracing und realistischen Animationen, doch oft bleibt das reine Effekthascherei. Hier hingegen dient jede visuelle Entscheidung einem Zweck. Die Welt wirkt echt, weil sie nicht perfekt ist.

Die Schattenseiten von KARMA: The Dark World

So atmosphärisch und innovativ KARMA: The Dark World auch ist, es bleibt nicht ohne Schwächen. Es gibt Momente, in denen das Spiel frustriert oder sich selbst im Weg steht. Die größten Kritikpunkte – nicht um das Erlebnis schlechtzureden, sondern um zu zeigen, wo noch Luft nach oben ist - sind Einschränkungen in der Bewegung und die an für sich vielschichtige und komplexe Story.

Die Idee, Erinnerungen zu rekonstruieren und dabei Entscheidungen zu treffen, ist spannend – aber oft fühlt es sich so an, als müsste man raten, statt logisch zu denken. Manche Gedankensequenzen ändern sich willkürlich, wenn man sie in der falschen Reihenfolge betrachtet. Ein Beispiel: In einem Verhör tauchte ich in die Erinnerung eines Verdächtigen ein. Ich war mir sicher, dass ein bestimmtes Detail falsch war – aber weil ich es zu früh ansprach, wurde die Szene zurückgesetzt und ich musste alles noch mal machen.

KARMA liebt seine bedrückende Atmosphäre – und das heißt: langsames Gehen, gedämpfte Schritte, schwere Türen. Das ist anfangs immersiv, wird aber spätestens dann nervig, wenn du zum dritten Mal durch ein Gebäude laufen musst, nur um eine Kleinigkeit zu erledigen. Ein Schnellreisesystem oder zumindest eine Sprintfunktion in Nicht-Gefahrenzonen hätte einiges an Frust erspart.

Die Stadt Torav sieht atemberaubend aus – aber oft bleibt sie nur Kulisse. NPCs folgen festen Routen, Türen sind oft reine Dekoration, und viele Objekte können nicht untersucht werden. Das fühlt sich an, als würde man durch ein perfekt inszeniertes Filmset laufen, ohne wirklich eingreifen zu können.

Karma: The Dark World

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
90%
Gameplay
85%
Inhalt
88%
Preis / Leistung
87%

Fazit

KARMA: The Dark World ist ein herausragender psychologischer Thriller, der durch seine dichte Atmosphäre, innovative Spielmechaniken und eine fesselnde Geschichte überzeugt. Fans von tiefgründigen und anspruchsvollen Spielen werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Trotz kleinerer Schwächen in der Bewegungsfreiheit und einer komplexen Handlung, die volle Aufmerksamkeit erfordert, ist dieses Spiel ein absolutes Muss für Liebhaber des Genres.
87.5%
Playstation 5 (Pro)
Zum Angebot *
Pro
+
Atmosphärische Dichte in der düsteren und verstörenden Welt
+
Innovatives Gameplay durch das Eintauchen in die Gedankenwelt
+
Starke Story mit tiefgründiger Handlung
+
Beeindruckende Grafik dank der Unreal Engine 5
Contra
-
Eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch Liniarität
-
Komplexe Handlung durch seine Vielschichtigkeit
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