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Kingdom Come: Deliverance II
Die Story – Mehr Emotionen, mehr Intrigen
Die Geschichte setzt direkt nach den Ereignissen des ersten Teils an. Heinrich, der Protagonist, wächst in Deliverance II endlich über sich hinaus und wirkt als Charakter deutlich glaubwürdiger und greifbarer. Die politische Intrige wird spannender erzählt, die Entscheidungen haben weitreichendere Konsequenzen, und viele Nebenquests sind so gut geschrieben, dass sie sich oft wie Hauptmissionen anfühlen. Besonders beeindruckend ist der Umgang mit historischen Themen, inklusive gesellschaftlicher Normen und Aberglauben. Der realistische Mittelalter-Simulator von Warhorse Studios präsentiert sich als gelungene Weiterentwicklung, die nicht nur mit historischen Details, sondern auch mit verbessertem Gameplay und einer lebendigen Welt punktet.
Gameplay – Anspruchsvoll, aber lohnend
Die Stärken von Kingdom Come: Deliverance II liegen im durchdachten Gameplay. Das Spiel bleibt seinem realistischen Ansatz treu: Heinrich muss essen, schlafen und auf seine körperliche Verfassung achten. Die Balance zwischen Immersion und Spielbarkeit wurde jedoch verbessert, sodass es nicht mehr als störend empfunden wird.
Kingdom Come: Deliverance II bietet eine Vielzahl von Minispielen und Nebenaktivitäten, die für Abwechslung sorgen. Spieler können beispielsweise an Würfelspielen teilnehmen, die bereits im Vorgänger beliebt waren. Das Handwerkssystem wurde erweitert: Heinrich, der Sohn eines Schmieds, kann nun Waffen, Hufeisen und sogar Dietriche schmieden. Wer seine Alchemiefähigkeiten verbessern möchte, findet ein vertieftes Tranksystem vor, bei dem die Qualität der Zutaten die Wirksamkeit beeinflusst. Nebenaktivitäten dienen nicht nur der Unterhaltung und zusätzlichen Einnahmen, sondern ermöglichen auch die Herstellung wertvoller Ressourcen, die entweder selbst genutzt oder gewinnbringend verkauft werden können.
Das Kampfsystem wurde überarbeitet: Statt sechs Angriffswinkeln gibt es nun vier, ergänzt durch ein Combo-System für taktischere Kämpfe. Dadurch fühlt sich der Schwertkampf noch intensiver an. Zudem bleibt die Charakterentwicklung organisch – wie in Skyrim verbessert Heinrich seine Fähigkeiten durch deren aktive Nutzung.
Eine spannende Ergänzung ist sein tierischer Begleiter Köter, der Heinrich im Kampf unterstützt oder beim Aufspüren von Objekten hilft. Doch Vorsicht: Er kann sich auch ungewollt in Gefahr bringen.
Die Welt – Eine lebendige Mittelalter-Simulation
Die Spielwelt umfasst die ländliche Region Trosky und die Stadt Kuttenberg, was für mehr Abwechslung sorgt. Das 15. Jahrhundert wird mit beeindruckender Detailtreue dargestellt – von der Architektur bis zu den authentischen gesellschaftlichen Strukturen. Historische Städte, Burgen und Wälder wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet. NPCs folgen komplexen Tagesabläufen, und ihre Meinungen über Heinrich werden von seinen Taten beeinflusst. Die Freiheit ist enorm: Ob als ehrenhafter Ritter, geschickter Dieb oder charmanter Händler – das Spiel passt sich an den gewählten Spielstil an.
Bildergalerie
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Eine der Stärken von Kingdom Come: Deliverance II ist das freie Entscheidungssystem. Jede Wahl hat Konsequenzen und beeinflusst den Verlauf der Geschichte. Allerdings kann diese Freiheit manchmal zu Verwirrung führen. Manche Reaktionen der NPCs erscheinen unlogisch, etwa wenn Wirte Heinrich ohne ersichtlichen Grund ein Zimmer verweigern.
Die offene Welt bietet nicht nur zahlreiche Haupt- und Nebenquests, sondern auch viele kleine Geschichten, die das Mittelalterleben greifbar machen. Besonders spannend sind Quests mit unerwarteten Wendungen oder gesellschaftskritischen Themen wie der Umgang mit psychischen Erkrankungen. Wer sich Zeit nimmt, kann locker 60 Stunden oder mehr in dieser Welt verbringen.
Wie glaubwürdig das Gameplay und die Welt gestaltet sind, zeigt sich bereits in den ersten Spielstunden. So müssen wir uns etwa um Leichen kümmern – und nein, wir können sie nicht einfach irgendwo entsorgen. Stattdessen graben wir ein Grab und bestatten sie ordnungsgemäß. Dies dient nicht nur der Authentizität, sondern auch dazu, den Verdacht der Beihilfe zu vermeiden, da uns einige Banditen auf der Spur sind und uns bei einer Kräuterhexe im Wald vermuten.
Technik – Schön, aber nicht perfekt
Grafisch beeindruckt Kingdom Come: Deliverance II mit stimmungsvollen Landschaften und detaillierten Charaktermodellen. Die realistische Darstellung und atmosphärische Beleuchtung tragen zur Immersion bei. Allerdings gibt es gelegentlich Framerate-Einbrüche, vor allem in bevölkerten Gebieten. Positiv hervorzuheben ist die Wahl zwischen Performance- und Fidelity-Modus, wobei selbst die Performance-Variante optisch überzeugt.
Leider sind kleinere Bugs noch vorhanden, auch wenn sie nicht so störend sind wie im ersten Teil. Ein paar kosmetische Fehler und Ladezeiten für Karten und Gebäude trüben das Gesamtbild minimal.
Der Soundtrack unterstreicht die mittelalterliche Atmosphäre perfekt. Streicher, Flöten und Harfen versetzen die Spieler in eine längst vergangene Zeit. Auch die Sprachausgabe überzeugt – Charaktere klingen glaubwürdig, und die Synchronisation ist hervorragend.
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