
RoadCraft
Von der Schlammlawine zur Asphaltstraße
RoadCraft versetzt euch in die Rolle eines Wiederaufbauunternehmers. Euer Job: zerstörte Gebiete nach Naturkatastrophen zu scannen, Schutt zu räumen, Straßen zu planieren und Infrastruktur wiederherzustellen. Das geschieht in mehreren Phasen - von der Materialbeschaffung über Erdarbeiten bis zum finalen Asphaltieren mit der Walze.
Ein Highlight ist das Physiksystem, das realistisch auf Terrainverformungen, Reifengrip und Umgebungseinflüsse reagiert. Wer schon in SnowRunner seine Freude daran hatte, sich durch knöcheltiefen Schlamm zu wühlen, wird sich hier sofort zuhause fühlen - nur mit dem Unterschied, dass man jetzt auch aktiv gestaltet statt nur zu überwinden.
Kleine technische Stolpersteine wie ungenaue Kamerawinkel bei Kranarbeiten oder die hakelige Steuerung beim Sandabladen lassen sich angesichts des großen Ganzen verschmerzen - insbesondere, weil Saber Interactive bereits bekannt dafür ist, ihre Spiele post-Launch regelmäßig zu verbessern.
Zwischen matschig und magisch
Überraschung: RoadCraft sieht gut aus. Wirklich gut. Nicht im Sinne von fotorealistischer Grafik wie bei AAA-Titeln, sondern in seiner eigenen, stilisierten Weise. Die kräftigen Fahrzeugfarben, überzeugenden Wettereffekte und detailreichen Pfützenreflexionen erzeugen eine lebendige Spielwelt. Besonders in Bewegung und bei dynamischem Wetter weiß die Engine zu glänzen.
Der Stil erinnert zwar entfernt an Expeditions: A MudRunner Game, wirkt aber aufgeräumter und etwas moderner. Auch die Kartenvielfalt überzeugt: Acht verschiedene Maps mit unterschiedlichen Biomen bieten rund 15-20 Stunden Spielzeit pro Gebiet.
„Sandswept" - Sand schaufeln für die Energiewende
In einer verschlägt es uns in eine weitläufige Wüstenregion, in der unter anderem ein gigantisches Solarlabor anzutreffen ist, von einem heftigen Sandsturm verwüstet wurde. Was vorher nach nachhaltiger Energieversorgung aussah, liegt nun unter tonnenweise Sand begraben - Zufahrtsstraßen sind verweht, Generatoren beschädigt und mehrere der riesigen Windräder sind lahmgelegt. Unsere Aufgabe: Die Anlage wieder in Betrieb nehmen und die Stromversorgung sichern.
Schon die Anfahrt ist eine Herausforderung. Mit einem Bulldozer räumen wir eine erste Schneise in die Sandverwehungen, bevor wir mit einem Frontlader systematisch die Zufahrten zu den Turbinen freischaufeln. Diese erste Phase zeigt direkt, was RoadCraft so besonders macht: das greifbare Gefühl von Fortschritt. Je mehr Sand wir wegbaggern, desto mehr nimmt die Anlage wieder Form an - und das visuell äußerst eindrucksvoll. Die Reflexion der Sonne im Glas der Turbinen, der Staub in der Luft, die langsam aufleuchtenden Kontrollanzeigen der ersten Generatoren - das ist audiovisuelle Belohnung pur.
Bildergalerie






Doch bei aller Atmosphäre gibt es auch weniger gelungene Seiten. Die Kransteuerung beim Aus- und Einsetzen der Generatoren etwa wirkt oft hakelig. Die verschiedenen Kameraansichten helfen zwar grundsätzlich, doch besonders bei präzisen Bewegungen verliert man leicht die Übersicht - was gerade im Koop-Modus für nervige Missverständnisse sorgen kann. Auch das Sandräumen, so stimmungsvoll es beginnt, zieht sich mitunter arg in die Länge. Ohne KI-Helfer oder Mitspieler kann diese Arbeit ermüdend werden - da wünscht man sich entweder mehr Werkzeuge oder etwas mehr spielerische Abwechslung zwischendurch.
Zusammen ackert man weniger allein
Im Koop-Modus entfaltet sich RoadCraft zu einer Art digitaler Katastrophenhelfer-Simulation. Jeder Spieler übernimmt eine Rolle, vom Baggerfahrer bis zum Logistikplaner. Manchmal läuft alles wie geschmiert, oft genug endet es im Chaos - wenn z. B. jemand vergisst, eine Route zu setzen, und stattdessen einen 40-Tonner im Graben versenkt. Aber genau dieses Chaos sorgt für Lacher, Anekdoten und Motivation, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Mit über 40 Fahrzeugen, automatisierbaren Routen und einem Topdown-Managementsystem bietet das Spiel genug Tiefe für Planer - ohne aber Einsteiger zu überfordern. Mod-Support wurde noch nicht bestätigt, wäre aber die logische Weiterentwicklung für die Community.
