RoadCraft
Review

RoadCraft

Pubisher: Focus Entertainment • Developer: Saber Interactive • Release: 23.05.2025
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
Wenn Naturgewalten ganze Industrieanlagen dem Erdboden gleichmachen, dann schlägt die große Stunde von RoadCraft. Saber Interactive, bekannt für SnowRunner und MudRunner, schickt euch in ihrem neuesten Werk erneut in schweres Gerät - diesmal aber nicht, um durch den Matsch zu pflügen, sondern um zerstörte Infrastruktur wiederaufzubauen. Klingt trocken? Ist es nicht. Vor allem im Koop entwickelt RoadCraft eine unerwartet fesselnde Dynamik - irgendwo zwischen Katastrophenmanagement, Sandkasten-Baustelle und meditativer Straßenbausimulation.

Von der Schlammlawine zur Asphaltstraße

RoadCraft versetzt euch in die Rolle eines Wiederaufbauunternehmers. Euer Job: zerstörte Gebiete nach Naturkatastrophen zu scannen, Schutt zu räumen, Straßen zu planieren und Infrastruktur wiederherzustellen. Das geschieht in mehreren Phasen - von der Materialbeschaffung über Erdarbeiten bis zum finalen Asphaltieren mit der Walze.

Ein Highlight ist das Physiksystem, das realistisch auf Terrainverformungen, Reifengrip und Umgebungseinflüsse reagiert. Wer schon in SnowRunner seine Freude daran hatte, sich durch knöcheltiefen Schlamm zu wühlen, wird sich hier sofort zuhause fühlen - nur mit dem Unterschied, dass man jetzt auch aktiv gestaltet statt nur zu überwinden.

Kleine technische Stolpersteine wie ungenaue Kamerawinkel bei Kranarbeiten oder die hakelige Steuerung beim Sandabladen lassen sich angesichts des großen Ganzen verschmerzen - insbesondere, weil Saber Interactive bereits bekannt dafür ist, ihre Spiele post-Launch regelmäßig zu verbessern.

Zwischen matschig und magisch

Überraschung: RoadCraft sieht gut aus. Wirklich gut. Nicht im Sinne von fotorealistischer Grafik wie bei AAA-Titeln, sondern in seiner eigenen, stilisierten Weise. Die kräftigen Fahrzeugfarben, überzeugenden Wettereffekte und detailreichen Pfützenreflexionen erzeugen eine lebendige Spielwelt. Besonders in Bewegung und bei dynamischem Wetter weiß die Engine zu glänzen.

Der Stil erinnert zwar entfernt an Expeditions: A MudRunner Game, wirkt aber aufgeräumter und etwas moderner. Auch die Kartenvielfalt überzeugt: Acht verschiedene Maps mit unterschiedlichen Biomen bieten rund 15-20 Stunden Spielzeit pro Gebiet.

„Sandswept" - Sand schaufeln für die Energiewende

In einer verschlägt es uns in eine weitläufige Wüstenregion, in der unter anderem ein gigantisches Solarlabor anzutreffen ist, von einem heftigen Sandsturm verwüstet wurde. Was vorher nach nachhaltiger Energieversorgung aussah, liegt nun unter tonnenweise Sand begraben - Zufahrtsstraßen sind verweht, Generatoren beschädigt und mehrere der riesigen Windräder sind lahmgelegt. Unsere Aufgabe: Die Anlage wieder in Betrieb nehmen und die Stromversorgung sichern.

Schon die Anfahrt ist eine Herausforderung. Mit einem Bulldozer räumen wir eine erste Schneise in die Sandverwehungen, bevor wir mit einem Frontlader systematisch die Zufahrten zu den Turbinen freischaufeln. Diese erste Phase zeigt direkt, was RoadCraft so besonders macht: das greifbare Gefühl von Fortschritt. Je mehr Sand wir wegbaggern, desto mehr nimmt die Anlage wieder Form an - und das visuell äußerst eindrucksvoll. Die Reflexion der Sonne im Glas der Turbinen, der Staub in der Luft, die langsam aufleuchtenden Kontrollanzeigen der ersten Generatoren - das ist audiovisuelle Belohnung pur.

Bildergalerie

Doch bei aller Atmosphäre gibt es auch weniger gelungene Seiten. Die Kransteuerung beim Aus- und Einsetzen der Generatoren etwa wirkt oft hakelig. Die verschiedenen Kameraansichten helfen zwar grundsätzlich, doch besonders bei präzisen Bewegungen verliert man leicht die Übersicht - was gerade im Koop-Modus für nervige Missverständnisse sorgen kann. Auch das Sandräumen, so stimmungsvoll es beginnt, zieht sich mitunter arg in die Länge. Ohne KI-Helfer oder Mitspieler kann diese Arbeit ermüdend werden - da wünscht man sich entweder mehr Werkzeuge oder etwas mehr spielerische Abwechslung zwischendurch.

Zusammen ackert man weniger allein

Im Koop-Modus entfaltet sich RoadCraft zu einer Art digitaler Katastrophenhelfer-Simulation. Jeder Spieler übernimmt eine Rolle, vom Baggerfahrer bis zum Logistikplaner. Manchmal läuft alles wie geschmiert, oft genug endet es im Chaos - wenn z. B. jemand vergisst, eine Route zu setzen, und stattdessen einen 40-Tonner im Graben versenkt. Aber genau dieses Chaos sorgt für Lacher, Anekdoten und Motivation, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Mit über 40 Fahrzeugen, automatisierbaren Routen und einem Topdown-Managementsystem bietet das Spiel genug Tiefe für Planer - ohne aber Einsteiger zu überfordern. Mod-Support wurde noch nicht bestätigt, wäre aber die logische Weiterentwicklung für die Community.

RoadCraft

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
80%
Gameplay
85%
Inhalt
80%
Preis / Leistung
85%

Fazit

RoadCraft ist kein Actionfeuerwerk, sondern eine ruhige, fast meditative Simulation für alle, die gerne anpacken, strukturieren und Ordnung ins Chaos bringen. Das Spiel macht vieles richtig: ein glaubwürdiges Setting, starke Koop-Komponenten und das gute Gefühl, mit jedem Arbeitsschritt etwas aufzubauen. Wer SnowRunner mochte, wird sich hier wie im heimischen Bagger fühlen – nur mit mehr Aufgaben und mehr Verantwortung. Trotz kleiner Macken in der Kameraführung und gelegentlicher Monotonie hat RoadCraft das Potenzial, die Referenz unter den Wiederaufbau-Simulationen zu werden.
82.5%
XBox Series X
Zum Angebot *
Pro
+
Sehr detaillierte und realistische Fahrzeugphysik
+
Koop-Modus mit echter Aufgabenverteilung
+
Schöne grafische Gestaltung mit stimmiger Atmosphäre
+
Abwechslungsreiche Aufgaben und Karten
+
Zufriedenstellendes Fortschrittsgefühl durch sichtbaren Wiederaufbau
+
Über 40 Fahrzeuge mit unterschiedlichen Einsatzgebieten
Contra
-
Kamera bei Kranarbeiten oder engen Manövern oft unpraktisch
-
Steuerung bei präzisen Aufgaben manchmal fummelig - Kranführung
-
Tätigkeiten wiederholen sich im späteren Spielverlauf
-
Fahrphysik träge / schwammig – nichts für ungeduldige Spieler
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