
RoboCop: Rogue City - Unfinished Business
Das Gameplay ist spürbar darauf ausgelegt, den Spieler in die metallenen Stiefel des RoboCop zu versetzen. Bewegungen fühlen sich kräftig, aber dennoch geschmeidiger an als noch aus RoboCop: Rogue City. Besonders befriedigend ist es, Gegner gezielt auszuschalten und dabei das neue Smart-Targeting-System zu nutzen, das es erlaubt, bestimmte Feinde wie Drohnen oder Scharfschützen taktisch zu priorisieren. Wenn man in einer hitzigen Feuergefecht-Situation einen nach dem anderen ausschaltet und eine kurze Kombo-Serie hinlegt, fühlt sich das herrlich wuchtig an. Doch so gelungen die Action ist, so merkt man auch, dass die Kamera in engen Korridoren nicht immer Schritt hält und dass die gegnerische KI inkonsequent agiert. Manchmal stehen Gegner schlicht im Weg herum, ein anderes Mal wiederum überraschen sie den Spieler aus einem Winkel, den man unmöglich einsehen konnte.
An bestimmten Punkten der Kampagne wird die Handlung kurz unterbrochen und der Spieler erlebt Rückblenden aus der Zeit, bevor Alex Murphy zu RoboCop wurde. In diesen Missionen steuert man also den Menschen Murphy – ohne die übermenschliche Panzerung, ohne Auto-Aim-Visier, dafür aber mit klassischer Cop-Ausrüstung wie Pistole, Taschenlampe und gelegentlich auch Schrotflinte. Das verändert das Spielgefühl deutlich: Plötzlich muss man vorsichtiger agieren, Deckung bewusster nutzen und ist viel verletzlicher als im „Panzer-Modus“ als RoboCop.
Besonders stark ist, dass diese Abschnitte auch erzählerisch etwas beitragen. Sie geben nicht nur Hintergrundinfos zu Murphys Persönlichkeit, sondern verstärken auch das Gefühl, dass unter dem Metallanzug noch ein Mensch steckt. Spielerisch erinnert es ein wenig an die Rückblenden in Batman: Arkham Origins, wo man kurz in eine andere Zeit eintaucht, nur dass es hier viel unmittelbarer und persönlicher wirkt.
Genau so gut wie das Original!
Grafisch bietet das Spiel eine gelungene Interpretation eines dystopischen Neo-Detroits. Düstere Straßen, Neonlichter im Nebel und Regen, der auf den Asphalt prasselt, erzeugen ein stimmiges Setting, das stark an Spiele wie Deus Ex: Mankind Divided erinnert, nur mit einem etwas gröberen, comicartigeren Stil. RoboCops glänzende Rüstung, die selbst dann noch strahlt, wenn man durch Blutlachen stapft, ist ein echter Hingucker. Allerdings merkt man den Umgebungen an manchen Stellen an, dass die Texturen nicht ganz auf dem Niveau aktueller Blockbuster sind, und auch kleinere Performanceeinbrüche – gerade bei vielen gleichzeitigen Effekten – trüben den Gesamteindruck.
Wie das Hauptspiel, nur ein wenig erweitert
Spannend sind die kleinen Extras, mit denen das Spiel aufwartet. Neben den klassischen Schießereien gibt es Rettungsmissionen, in denen man Zivilisten aus Geiselsituationen befreien muss. Diese Abschnitte lockern das Geschehen auf und verleihen RoboCop etwas mehr Menschlichkeit, was die Atmosphäre stärkt. Dazu kommt ein wuchtiger Synthwave-Soundtrack, der die Action perfekt untermalt und Erinnerungen an alte Carpenter-Filme wachruft. Besonders gelungen sind die Soundeffekte, die jeden Schuss und jede Explosion mit sattem Nachdruck versehen. Die Handlung selbst bleibt zwar eher episodenhaft, wird aber durch kleine Hologramm-Sequenzen aufgelockert, in denen RoboCop über Moral und Menschlichkeit sinniert. Das ist sicher nicht so tiefgründig wie ein Deus Ex, aber genug, um den Spieler bei Laune zu halten.
