Silent Hill 2 Remake
Review

Silent Hill 2 Remake

Pubisher: Konami • Developer: Bloober Team • Release: 20.11.2025
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
Silent Hill 2 gilt als eines der bedeutendsten Horrorspiele aller Zeiten – ein Meilenstein, der psychologischen Horror definiert hat und bis heute nachwirkt. Ein Remake zu wagen, gilt daher als beinahe heilige Aufgabe. Die Skepsis der Fans war entsprechend groß, vor allem, da Bloober Team bislang nie ein Projekt dieser Größenordnung verantwortet hat. Doch überraschend genug: Das Studio schaffte das Unmögliche. Silent Hill 2 Remake ist nicht nur Bloobers bislang stärkstes Werk, sondern ein Beispiel dafür, wie man ein Kultspiel modernisiert, ohne seine Identität zu verlieren. Und circa ein Jahr später dürfen sich nun auch XBox Fans freuen, diesen Meileinstein der Videospielgeschichte spielen zu dürfen.

Unser Review zu Silent Hill f findet ihr hier.

Ein intensiver Einstieg – Zurück in die Stadt der Schatten

Im Mittelpunkt steht erneut James Sunderland, der einen Brief seiner verstorbenen Frau erhält und sich daraufhin in die unheilvolle Stadt Silent Hill begibt. Was folgt, ist eine Reise durch Schuld, Verlust, verdrängte Erinnerung und psychologischen Horror, die auch im Jahr 2025 nichts von ihrer Wirkung verloren hat. Das Besondere: Man muss den Vorgänger nicht kennen, um von der Geschichte mitgerissen zu werden. Die Beziehungen zwischen James, Maria, Angela und Eddie gewinnen spürbar an emotionalem Gewicht, ohne dass die Lore oder die Kernaussagen des Originals verwässert werden. Die Erzählung wirkt dadurch greifbarer und menschlicher, und viele Schlüsselmomente treffen heute härter als damals.

Modernisiertes Gameplay – Zwischen Angst, Kontrolle und Erschöpfung

Eine der auffälligsten Änderungen ist die neue Third-Person-Kamera, die die festen Perspektiven des Originals ersetzt. Diese Entscheidung erweist sich schnell als sinnvoll: Durch die Nähe zu James fühlt sich das Erleben unmittelbarer an, und man wird stärker in die beklemmenden Umgebungen hineingezogen. Wenn das Radio knistert, die Taschenlampe flackert und die Wände im Halbdunkel verschwinden, sitzt man mit angespannten Schultern vor dem Bildschirm und sucht instinktiv jede Ecke ab.

Das Kampfsystem ist deutlich moderner als früher, bleibt aber bewusst überschaubar. Nahkämpfe wirken hart und riskant, was zur grundlegenden Stimmung beiträgt: Jeder Gegner kann zur echten Gefahr werden, wenn man unvorsichtig wird. Gleichzeitig wurde der Kampf um Elemente wie Ausweichmanöver oder unterschiedliche Angriffsmuster erweitert, was dafür sorgt, dass Begegnungen zumindest zu Beginn abwechslungsreich bleiben. Mit der Zeit stellt sich jedoch eine gewisse Routine ein, denn man lernt die gegnerischen Bewegungen schnell zu lesen. Besonders bei langen Spielsessions können die häufigen Kämpfe auf Dauer etwas ermüdend wirken, da Gegner den Spieler nun deutlich aggressiver verfolgen und ein einfaches Vorbeihuschen – wie früher – kaum noch möglich ist.

Dafür entschädigen die Bosskämpfe, die mit ihren inszenierten Abläufen und emotionalen Bedeutungen weit mehr sind als simple Auseinandersetzungen. Gerade ikonische Szenen wie der Kampf gegen den Abstract Daddy haben heute eine noch größere Wucht, da sie technisch und erzählerisch stärker miteinander verknüpft wurden.

Silent Hill fühlt sich nun wie ein zusammenhängender, realer Ort an, dessen Gebäude und Räume organisch miteinander verbunden sind. Wenn man durch Fenster auf entfernte Straßenzüge blickt oder erkennt, wie ein Krankenhausabschnitt im warmen Licht der Abendsonne erstrahlt, bekommt man ein Gefühl für die Stadt als lebendige, unheimliche Präsenz. Räume verzahnen sich logisch ineinander, Türen öffnen später Abkürzungen zurück zu bekannten Bereichen, und die Karte wird in Echtzeit markiert, wenn James Hinweise findet. Das führt zu dem schönen Gefühl, im Laufe des Spiels selbst die Orientierung zu meistern und Stück für Stück die Strukturen der Welt zu entschlüsseln. Die klassischen Silent-Hill-Rätsel kehren ebenfalls zurück und wurden oft erweitert, um kreativer, surrealer und inhaltlich passender zu sein.

Grafik und Inszenierung – Nebel, Schatten und der Abgrund

Visuell ist das Remake beeindruckend. Die Stadt wirkt trostlos, verlassen und bedrückend – genau so, wie man Silent Hill in Erinnerung hat, nur deutlich detailreicher. Der ikonische Nebel erzeugt die unvergleichliche Mischung aus Orientierungslosigkeit und Vorahnung, für die Silent Hill bekannt ist. Das Zusammenspiel aus dichten Nebelschwaden, präzise gesetzten Lichtquellen und beklemmenden Innenbereichen erzeugt eine ständige Grundspannung, die sich nur selten löst. Strukturen altern sichtbar, Tapeten lösen sich, Möbel wirken so, als hätte man sie seit Jahrzehnten nicht angerührt, und das Licht der Taschenlampe wirft scharfe Schatten in ohnehin schon klaustrophobischen Räumen.

Bildergalerie

Allerdings hat die Modernisierung auch ihre kleinen Schattenseiten: Manche grotesken Flächen und Texturen, die früher gerade durch ihre raue Darstellung so verstörend wirkten, wirken durch die höhere technische Sauberkeit ein wenig glatter als gewohnt. Das nimmt der berüchtigten „Anderswelt“ stellenweise etwas von ihrem kratzigen, schmutzigen Grauen. Dennoch gelingt es Bloober Team insgesamt, die Atmosphäre der Vorlage einzufangen und zugleich neu zu interpretieren.

Vereinzelt gibt es leichte Framerate-Einbrüche bei schnellen Schwenks in dunklen oder nebligen Bereichen, wenn das Licht viele Schatten gleichzeitig berechnet. Diese Momente sind selten und beeinträchtigen das Spielerlebnis kaum, bleiben aber technisch erwähnenswert.

Sound – Akira Yamaoka in Bestform

Was aber endgültig dafür sorgt, dass man schon beim Öffnen einer quietschenden Tür Gänsehaut bekommt, ist der Sound. Serienveteran Akira Yamaoka hat nicht nur bekannte Musikstücke neu arrangiert, sondern komplett neue Tracks beigesteuert, die perfekt zu den erweiterten Spielabschnitten passen. Mal hört man melancholische Pianoklänge, mal metallische Rhythmen, mal leise Flüstertöne, die sich aus dem Nichts zwischen die Gedanken drängen.

Auch das Sounddesign ist exzellent und baut Horror, lange bevor man ein Monster zu Gesicht bekommt: das Kratzen in der Ferne, das Krachen im Nebenzimmer oder das statische Knistern des Radios, das vor einer Bedrohung warnt. Der Ton wirkt hier nicht nur begleitend, sondern aktiv erzählend – ein Instrument des Horrors, das genauso wichtig ist wie die Umgebung.

Länge, Inhalt und die Frage nach dem Pacing

Das Remake ist fast doppelt so lang wie das Original und bietet zusätzliche Bereiche, erweiterte Dialoge, neue Enden und viele kleine Details, die Fans entdecken können. Inhaltlich wurde fast alles sinnvoll ergänzt. Das führt allerdings auch dazu, dass die Spielzeit spürbar gestreckt wird und manche Abschnitte etwas länger wirken als nötig – vor allem, wenn man sich durch die hohe Gegnerdichte regelmäßig kämpfen muss. Wer das Spiel mehrmals beendet, um alle Enden freizuschalten, wird das noch stärker spüren. Zugleich zeigt diese Fülle aber, wie viel Mühe in der Neuinterpretation steckt.

Alle bekannten Enden, inklusive der beliebten Dog- und UFO-Endings, wurden übernommen. Zwei zusätzliche Enden erweitern das Spektrum sinnvoll, ohne dass sie die Erzählung verwässern. Darüber hinaus lassen sich neue Sammelobjekte in Form von „Echos“ finden, die liebevoll auf das Original anspielen, ohne sich wie reiner Fanservice anzufühlen. Die Erweiterungen sind insgesamt stimmig und vermitteln ein Gefühl dafür, dass Bloober das Vermächtnis des Spiels verstanden hat.

Silent Hill 2 Remake

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
95%
Gameplay
95%
Inhalt
90%
Preis / Leistung
90%

Fazit

Silent Hill 2 Remake gelingt das Kunststück, ein zeitloses Horrorerlebnis in die Moderne zu übertragen, ohne seine Seele zu verlieren. Die Atmosphäre ist bedrückender als je zuvor, das Sounddesign setzt neue Maßstäbe, und die zahlreichen Erweiterungen bereichern die Geschichte, anstatt sie zu verfälschen. Zwar gibt es kleinere technische Schwächen und einen spielerisch weniger überzeugenden Abschnitt, doch diese können den überaus starken Gesamteindruck kaum schmälern. Nach all den Jahren fühlt es sich endlich wieder so an, als sei Silent Hill zurück – nicht als nostalgisches Echo, sondern als lebendige, bedrohliche Vision, die sowohl Veteranen als auch neue Spieler in ihren Bann zieht.
92.5%
XBox Play Anywhere
Zum Angebot *
Pro
+
Das Remake überzeugt mit einer rundum modernisierten Grafik, die Stimmung, Atmosphäre und Details des Originals stärker betont und zugleich neu interpretiert
+
Die Soundkulisse – insbesondere die Mischung aus subtilen Geräuschen, verstörenden Effekten und überarbeiteten Musikstücken – trägt maßgeblich zur dichten Horrorwirkung bei
+
Die Steuerung und Kameraführung wurden zeitgemäß überarbeitet und sorgen dafür, dass sich das Spiel flüssiger und zugänglicher anfühlt als früher
+
Die Zwischensequenzen wirken hochwertig produziert, und die Sprecherleistungen vermitteln James’ emotionale Zerrissenheit deutlich authentischer
+
Bosskämpfe und Begegnungen mit Gegnern wurden dynamischer gestaltet und fühlen sich intensiver an, ohne den Grundton des Spiels komplett zu verändern
Contra
-
Einige Änderungen im Pacing und im Aufbau einzelner Szenen sorgen dafür, dass das Remake gelegentlich actionlastiger wirkt, was Puristen als Tonbruch empfinden könnten
-
Trotz der besseren Inszenierung verlieren manche Momente durch die moderne Optik etwas von ihrer subtilen Bedrohlichkeit, die im Original besonders wirkte
-
Auf der Xbox kommt es vereinzelt zu technischen Schwächen wie Performance-Einbrüchen oder inkonstanten Bildraten, die die Immersion stören können
-
Einige Rätsel wurden vereinfacht und verlieren damit einen Teil der ursprünglichen Herausforderung, was langjährige Fans möglicherweise enttäuscht
* In diesem Artikel sind Partner-Links enthalten, wir kennzeichnen ihn daher als Werbung. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Danke für eure Unterstützung!

Neuste Artikel