Spirit of the North 2
Review

Spirit of the North 2

Pubisher: Silver Lining Interactive • Developer: Infuse Studio • Release: 08.05.2025
Wenn ein Spiel es schafft, ohne ein einziges gesprochenes Wort Emotionen zu transportieren, dann weiß man: Hier steckt Seele drin. Bereits der erste Teil von Spirit of the North war ein ruhiges, meditatives Abenteuer - eine Reise durch die Schönheit der Natur, verpackt in symbolträchtige Bilder und getragen von einem atmosphärischen Soundtrack. Mit Spirit of the North 2 kehrt der mystische Fuchs nun zurück - und diesmal ist er nicht allein.

Ein Fuchs, ein Rabe - und die Suche nach Licht

In der Fortsetzung übernehmen wir erneut die Kontrolle über einen leuchtend roten Fuchs, der durch verlassene, nordisch angehauchte Landschaften streift. Doch diesmal steht uns ein gefiederter Begleiter zur Seite: ein Rabe mit eigener Persönlichkeit und nützlichen Fähigkeiten. Die Geschichte bleibt erneut wortlos, aber dafür nicht bedeutungslos. Sie wird in Umgebungsdetails, Lichtspielen und musikalischen Akzenten erzählt - subtil, aber effektiv.

Während viele Action-Adventures auf cineastische Cutscenes setzen, bleibt Spirit of the North 2 seiner Linie treu: Hier ist weniger mehr. Und gerade das erzeugt eine Atmosphäre, die man eher fühlt als versteht - vergleichbar mit Journey oder Abzû. Nur eben mit einem Hauch nordischer Mythologie und deutlich mehr Bodenhaftung.

Gameplay: Rätsel statt Reizüberflutung

Das Gameplay bleibt entschleunigt. Statt hektischer Kämpfe oder Sammelwut gibt es entschleunigte Erkundung, leichte Rätsel und die clevere Interaktion zwischen Fuchs und Rabe. Letzterer kann Objekte erreichen, Schalter aktivieren oder Gegner ablenken. Die neue Begleitermechanik wirkt nicht aufgesetzt, sondern erweitert das Spiel sinnvoll - ähnlich wie Trico in The Last Guardian, nur deutlich intuitiver umgesetzt.

Es gibt zwar Gegner - dunkle Geister, die es auf den Fuchs abgesehen haben - doch Kämpfe im klassischen Sinne gibt es nicht. Stattdessen setzt das Spiel auf Flucht, Tarnung und Geistermagie. Das kann gelegentlich frustrierend wirken, wenn man den richtigen Weg nicht auf Anhieb findet oder der Rabe nicht tut, was man will. Doch im Kern bleibt Spirit of the North 2 ein meditatives Abenteuer mit Fokus auf Erkundung.

Grafik: Eine Ode an die Natur

Grafisch macht das Spiel einen riesigen Sprung nach vorn. Die Landschaften sind atemberaubend: dichte Wälder, frostige Gebirgszüge, moosbewachsene Ruinen und mystisch leuchtende Höhlen wechseln sich ab und wirken wie lebendige Gemälde. Besonders in 4K auf der Xbox Series X entfaltet Spirit of the North 2 seine volle Pracht.

Der Einsatz von Licht und Nebel erinnert streckenweise an die melancholische Schönheit von Ori and the Will of the Wisps. Auch wenn das Charaktermodell des Fuchses manchmal etwas starr wirkt, ist die Gesamtpräsentation stimmungsvoll und technisch sauber. Nur in einigen wenigen Abschnitten leidet die Framerate minimal - das kratzt aber kaum an der Gesamtatmosphäre.

Bildergalerie

Sonstiges & Features

Ein besonderes Highlight von Spirit of the North 2 ist der stimmungsvolle Soundtrack. Die Musik bleibt größtenteils dezent im Hintergrund, tritt aber in genau den richtigen Momenten in den Vordergrund - sei es beim Erreichen eines besonders magischen Ortes oder während der wenigen dramatischen Szenen. Gerade durch diese gezielte Zurückhaltung entsteht ein emotionaler Sog, der das Spiel stärker prägt, als man es anfangs vielleicht erwarten würde. Mehr als einmal habe ich innegehalten, einfach nur um dem melancholischen Streicherarrangement zu lauschen, das sich perfekt in die Umgebung einfügt.

Auch die Steuerung verdient eine kurze Betrachtung. Die Bewegungen des Fuchses wirken flüssig und sind angenehm direkt - man spürt regelrecht die Leichtigkeit, mit der er über Wurzeln springt oder sich durch enge Höhlen windet. Beim Raben hingegen merkt man gelegentlich kleinere Ungenauigkeiten, etwa wenn er ein Ziel nicht sofort anvisiert oder etwas länger braucht, um eine Aktion korrekt auszuführen. Das stört nicht massiv, kann aber in komplexeren Rätselabschnitten für kurze Irritation sorgen. Insgesamt bleibt das Steuerungskonzept jedoch intuitiv und gut erlernbar.

Was den Umfang betrifft, bleibt Spirit of the North 2 seinem Vorgänger treu: Die Spielzeit liegt zwischen fünf und sieben Stunden - je nachdem, wie intensiv man erkundet und ob man sich Zeit lässt. Für manche mag das auf den ersten Blick wenig wirken, doch die kompakte Erzählweise verhindert Längen und macht das Spiel zu einem in sich geschlossenen Erlebnis, das man gut an einem Wochenende durchspielen kann. Es ist ein bewusst entschleunigtes Abenteuer, das nicht mit künstlicher Spielzeitverlängerung arbeitet.

Hinsichtlich des Wiederspielwerts bleibt der Titel allerdings eher limitiert. Es gibt zwar einige versteckte Runen, alternative Pfade und kleinere Geheimnisse, die man beim ersten Durchlauf möglicherweise übersieht - doch ein echter Anreiz, das Spiel mehrfach zu beenden, fehlt weitgehend. Vielmehr lebt Spirit of the North 2 davon, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, statt ständig zum Wiedereintauchen einzuladen. Das ist allerdings keine Schwäche, sondern eher eine stilistische Entscheidung - vergleichbar mit einem guten Kurzfilm, den man nicht täglich schaut, aber der lange nachwirkt.

Spirit of the North 2

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
90%
Gameplay
80%
Inhalt
75%
Preis / Leistung
85%

Fazit

Spirit of the North 2 bleibt sich treu - und das ist auch gut so. Wer rasantes Gameplay, Loot-Systeme oder offene Welten erwartet, wird hier enttäuscht sein. Doch wer sich auf eine ruhige, atmosphärisch dichte Erfahrung einlassen kann, bekommt ein kleines Kunstwerk, das mehr sagt als viele AAA-Titel mit stundenlangen Dialogen.
82.5%
XBox Series X
Zum Angebot *
Pro
+
Wunderschöne, stimmungsvolle Grafik
+
Atmosphärischer Soundtrack
+
Cleveres Duo-Spiel mit Rabe und Fuchs
+
Meditatives Gameplay
+
Intuitive Steuerung
Contra
-
Relativ kurze Spielzeit
-
Geringer Wiederspielwert
-
Manchmal unklare Wegführung
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