Star Wars: Outlaws
Review

Star Wars: Outlaws

Pubisher: Ubisoft • Developer: Massive Entertainement • Release: 29.08.2024
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
Star Wars lebt von Geschichten, die sich in einer Weit, weit entfernten Galaxis abspielen. Zumeist sind diese Geschichten jedoch aus Sicht von Jedi Rittern, Sith oder irgendwelchen Rebellen und so bekommen wir mit Star Wars Outlaws nun die Chance auch einen Blick in die Abgründe jener Gesellschaften zu nehmen. Mit Outlaws wird nämlich traditionelle Erzählperspektive vernachlässigt und statdessen bekommen wir nun die eines Schurken spendiert. Ob das Konzept aufgeht und wie gut sich Star Wars Outlaws, auch angesichts der schon im Internet kursierenden Videos und Informationen schlägt, durften wir in einem Test herausfinden.

In einer Galaxie voller illegalen Handel, Lügen und schnellen Credits verspricht dieses Spiel eine einzigartige Erfahrung, indem es die Spieler in das schmutzige Unterweltleben eines galaktischen Schurken eintauchen lässt. Doch während dieses Versprechen auf den ersten Blick verlockend erscheint, zeigt sich im Laufe des Spiels, dass nicht alles so glänzt, wie es scheint.

In Star Wars: Outlaws übernehmen wir die Kontrolle über Kay Vess, die versucht, den sozialen Slums von Canto Bight zu entkommen, sich aber schon bald im Fadenkreuz des aufstrebenden Verbrechersyndikats Zerek Beshs wiederfindet. Nach einem verkorksten Auftrag erzürnt sie den Anführer Sliro höchstpersönlich, was sie anschließend zur Flucht vom Planeten zwingt. Diese Flucht führt sie auf eine Reise durch die Galaxis, bei der sie in die Dienste des charmanten Jaylen und seines faszinierenden Droiden ND-5 tritt. Doch Kay, ein einfaches Mädchen aus einer kleinen Stadt, und ihr kleiner, pelziger Begleiter Nix werden schnell in eine Welt hineingezogen, die sie nicht vollständig verstehen.

Eine riesige Galaxie voller Erlebnisse

Dabei lebt das Spiel auch von seinem am meisten vermarkteten Aspekt - der Schurkenfantasie. Durch die Perspektivenverschiebung hin zu einer Straßenratte verleiht Outlaws einen einzigartigen Blickwinkel und Gameplay-Systeme, mit denen man sich an den Rändern eines ansonsten vertrauten Universums bewegt. Dies ist keine epische Geschichte über Licht und Dunkelheit, sondern eine persönlichere Geschichte, in der wir in die zwielichtige Schattenseite von Star Wars eintauchen, in die von Syndikaten beherrschte Welt.

Wir bekommen bei Star Wars: Outlaws die Sicht von MASSIVE Enterntainemnt auf die skrupellose Welt präsentiert und somit werden uns auch viele unterschiedliche Aspekte geboten. Kay muss eine Crew aus Spezialisten zusammenstellen, um die Bewährungsproben zu bestehen und die unterschiedlichen Kartelle auf ihre Seite zu bringen. Hier entfaltet sich auch das Open-World-Konzept von Ubisoft und Spieler können sich frei zwischen verschiedenen Planeten bewegen, Ressourcen sammeln, Nebenaufgaben erledigen und sich schließlich auf das große Finale vorbereiten.

Dabei nimmt die Story in Star Wars: Outlaws sehr langsam Fahrt auf, während immer weitere Elemente wie zum Beispiel Fähigkeiten, Experten und auch Missionen freigeschaltet werden. Während wir uns am Anfang mit Hol- und Bringmissionen begnügen müssen, da uns die Reparatur des neu erstandenen Raumschiffes auf Toshara festhält, eröffnen sich im späteren Spielverlauf auch Missionen in den Orbits der Planeten oder gar Sprünge in andere Systeme. Star Wars: Outlaws ist irgendwo zwischen der Third-Person-Action-Adventure-Struktur von Uncharted, der offenen Zone und der packenden Star-Wars-Stimmung von Respawn’s Jedi-Spielen angesiedelt.

Gelungen sind auch die zufälligen Ereignisse, die hin und wieder während der Reisen auf den Planetenoberflächen oder während der Weltraumflüge auftreten und uns so eine gewisse Abwechslung bringen. Hier können wir dann Bewohnern helfen, dem Imperium ihre Ressourcenkisten stehlen oder aber einem Hinterhalt entkommen. Für uns persönlich waren die Weltraumflüge, aber auch die Stealth-Passagen, die Elemente, die uns immer weiter in die Immersion eines Star Wars und speziell eines Halunken hineingezogen haben. Minispiele wie zum Beispiel das Kessel-Sabbac oder aber das Hacking bieten noch weitere kleine Abwechslungen vom Schurken-Alltag. Mit Collectibles bzw. Upgrades werden diese noch leichter, und speziell beim Kessel-Sabbac kann man dann neue Taktiken fahren.

Auf dem Papier ist Star Wars: Outlaws genau die Art von Spiel, auf die Fans gewartet haben, und es wird zweifellos eine tief sitzende Sehnsucht vieler Menschen stillen.

Entwicklung während des Abenteuers

Kay wird während ihres Abenteuers auf Experten treffen, für die sie einen Gefallen erledigen muss, um dann Zugriff auf Fähigkeiten und auch gewisse Vorteile zu erhalten. Dieses Vorgehen soll dazu dienen von traditionelle Fähigkeitenbäume zu abstrahieren und die Entwicklung des Charakters offener zu gestalten. Angenommen, du möchtest, dass deine Stealth-Takedowns schwere Gegner treffen, anstatt Punkte in ein Menü zu investieren, erledigst du die zu der Fähigkeit beliebige Herausforderungen während der Erkundung der Welt. In vielerlei Hinsicht ist dies ein Schritt in die richtige Richtung für Ubisoft, vor allem wenn man bedenkt, dass die von Experten angebotenen Fähigkeiten nicht linear sind und nach eigenem Ermessen abgearbeitet werden können.

Einige Upgrades entsprechen dem konventionellen Design moderner Rollenspiele: Gesundheits-Upgrades, zusätzliche Inventarplätze oder Rauchbomben, die den Stealth-Part unterstützen. Andere hingegen kommen den Fahrzeugen zugute und machen aus einem langsamen Drahtesel, aka Hoverbike, ein passables Fortbewegungsmittel, das man irgendwann immer wieder nutzen will, um die Welt zu erkunden. Insgesamt wirkt dieses Vorgehen allerdings auch wie die künstliche Verlängerung der ersten Stunden im Spiel. Auch zeigt das Spiel hier, dass es auf veraltete und allzu simple Mechaniken zurückgreift, was man mit gemischten Gefühlen sieht.

Stealth: Probleme und Auswirkungen

Gerade beim Stealth-System, das hier einen Großteil des Spiels einnimmt, müssen wir Ubisoft/Massive tadeln. Hier gibt es durchaus Verbesserungsbedarf. Das fängt bei einem vernünftigen KI-System an und hört bei der Entdeckung von Kay durch NPCs auf. Kay kann sich in der Hocke durch einen Raum bewegen, um angeblich Geräusche zu dämpfen, durch Lüftungsschächte kriechen, um die Erkennung durch die Sichtlinie zu vermeiden, und Nix benutzen, um Feinde abzulenken und so weiter. Ich bin oft und laut hinter Wachen hergejoggt, die davon nichts mitbekommen haben. Genau solche Ungereimtheiten reißen den Spieler aus der Immersion und beeinträchtigen den Spielspaß.

Katastrophal wird es, wenn man doch entdeckt wird, und man in Passagen, wo kein Alarm ausgelöst werden darf, die Checkpoints unglücklich gesetzt sind. Das kann einen gerne mal fünf Minuten zurückwerfen, wenn zum Beispiel das Imperium seine infiltrierte Basis abriegelt, weil wir wieder zu gierig unterwegs waren oder einen Sturmtruppler übersehen haben.

Bildergalerie

"Han shoot first"

Es ist ein nettes Stück erzählerischer und mechanischer Synergie, und der Blaster, eine vollständig anpassbare Waffe mit mehreren alternativen Feuermodi und Energiemodulen, fühlt sich anständig an, wenn auch nicht wirklich großartig. Der Stammbaum von MASSIVE zeigt sich bei einigen der Streuwaffen, die man während des Kampfes findet, mit einer soliden Auswahl an Blastertypen. Kay kann auch den einen oder anderen Thermaldetonator zünden, aber das ist erstaunlich umständlich, denn man muss das D-Pad nach links halten, um ein Untermenü aufzurufen, was die Bewegung vollständig zum Stillstand bringt, wenn man den linken Stick dabei nicht benutzt.

In diesem abgespeckten Third-Person-Shooter, der auf ein ständiges Arsenal oder eine Deckung verzichtet und stattdessen ein fließendes Spielgefühl vermittelt, kann Kay in Scharmützeln fallengelassene feindliche Waffen mit begrenzter Munition aufsammeln, um immer zu ihrer zuverlässigen Seitenwaffe zurückzukehren. Dieses Konzept kommt während der WANTED-Bedrohung des Imperiums voll zur Geltung, wenn die Imperialen in eskalierenden und spannenden Schießereien die Hölle auf Kay loslassen.

Konfrontation oder Versteckspiel?

Halten wir also fest - Star Wars: Outlaws bietet zwei unterschiedliche Spielstile, aber keine wirkliche Vorliebe oder gar Vorteile für einen von beiden. Manchmal fühlen sich beide Systeme spaßig und zuverlässig an, und im nächsten Moment wird dies wieder durch andere Designentscheidungen aufgebrochen und teils sogar ins Negative gezogen. Dies gepaart mit den irgendwann repetitiven Gameplay-Elementen könnte für einige auf kurz oder lang in eine Durststrecke ausarten und mitunter den Bruch zu Star Wars: Outlaws einläuten. Ein ähnliches Bild setzt sich irgendwann auch bei den Orbitalflügen ab.

Trost über die nicht ganz so gut funktionierenden Spielstile findet man in den wunderschön gerenderten, offenen Zonen, den Machenschaften der Syndikate und den wenig wünschenswerten „Star Wars“-Charakteren. Zumindest in diesem Punkt steht das Versprechen von MASSIVE, dass man in das Spiel eintauchen kann, auf soliden Füßen, denn die verschiedenen Planeten und Umgebungen sind, sowohl aus technischer als auch aus atmosphärischer Sicht, durchweg beeindruckend. Die Snowdrop-Engine leistet ganze Arbeit, da sich die Räume angemessen dicht und düster anfühlen und Anblicke und Geräusche aus dem Star Wars-Universum hervorragend vermittelt werden. Auch von "toten" Welten kann keinerlei Rede sein. Dass dieses Spiel nicht die Fülle eines GTA V aufweist, sollte nachvollziehbar sein, dennoch haben wir mit Flora, Fauna, zufälligen Ereignissen und auch anderen Zivilisten auf ihren Hoverbikes eine angemessene Dichte, sodass die Welten lebhafter wirken als immer dargestellt.

Was uns allerdings ein wenig fehlt, ist, dass wir in den Städten kein Chaos anrichten können. Diese zählen nämlich als Nicht-Kampf-Gebiete, sodass jegliche Interaktion dort unterbunden wird. Schade eigentlich, da auch das Imperium Präsenz zeigt und eine Art "Polizeisystem" dem Ganzen noch eine spezielle Note gegeben hätte. Hier hält sich auch Massive reichlich zurück und beschränkt die Verfolgung inklusive Todesmal letztlich auf die Gebiete von Imperium und Syndikaten, die man versucht zu infiltrieren.

"Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte"

Das Syndikatsystem ist ehrgeizig und interessant, denn es erlaubt Kays Loyalitäten durch eine Reihe von großen und kleinen Entscheidungen zu definieren, die sich auf das Ansehen bei einer der vier großen Verbrecherorganisationen im Spiel auswirken. Da mir die Ruf-Belohnungen der Crimson Dawn sehr zugesagt haben und sich auch auf den Stealth-Spielstil auswirken, habe ich schlussendlich erst einmal bei ihnen begonnen. Man nutzt jede Gelegenheit, um andere Syndikate zu bestehlen, zu beschuldigen und zu sabotieren. Das erhöht den Ruf der jeweiligen Fraktion und schaltet höherstufige Missionen frei und beeinflusst, wie die Welt auf deine Anwesenheit reagiert. Die Syndikate selbst sind relativ sympathisch, von den kultigen Hutts und Pykes bis hin zum seltsam kodierten Ashiga-Clan, einer originellen Kreation von Star Wars: Outlaws, die sich ganz dem Orientalismus verschrieben hat und insektoide Aliens hat, die sich an einen Ehrenkodex halten.

Sobald wir im Ruf steigen, schalten wir zudem neue Unterhändler frei, die uns mit wieder neuen Aufgaben versorgen. Hier kann es tatsächlich vorkommen, dass wir für jede der vertretenen Fraktionen Missionen abschließen können. Hier kommen wir auch in Kontakt mit schweren Missionen, bei denen wir lediglich eine Möglichkeit haben, diese abzuschließen. Wenn wir scheitern, dann ist die Mission verloren. Hier hat uns gestört, dass wir keinerlei Übersicht darüber haben, wie schwer die Mission ausfällt, um abschätzen zu können, ob wir das mit Spielerskill ausgleichen können oder eben nicht.

Zu zimperlich, zu zögerlich, zu vorsichtig

Star Wars: Outlaws ist ein Spiel, das, gerade weil es aus Sicht eines Schurken spielt, so viele Möglichkeiten für den Spieler bieten könnte. Trotz des beeindruckenden ästhetischen Charmes und der tollen Ideen verunsichert sich das Spiel in seiner Ausführung selbst. Massive lässt viel Potenzial auf der Strecke, weil so "klassische" Aufgaben eines Schurken überhaupt nicht angerissen werden. Was für ein Spiel hätten wir, wenn wir zum Beispiel selbst in die Strukturen eines Syndikats einsteigen könnten - ähnlich wie es derzeit beim Imperium in Skull & Bones ist -, oder Heists inklusive dicker Beute einfahren könnten? Mir fallen genug Dinge ein, die man noch hätte in das Spiel bringen können, um die Immersion eines Schurken zu verstärken und das Spiel zu einem unbeschreiblichen Abenteuer zu machen. Das hätte Ubisoft eventuell auch dazu verholfen, von der Standard-Open-World-Formel wegzukommen und endlich mal wieder Innovation in den Vordergrund zu stellen. Dennoch muss man auch fairerweise sagen, dass man selbst mit dem finalen Produkt in Sachen Fanservice schon mehr auffährt als beispielsweise Disneys letzte Serie.

Bildquelle: Ubisoft Press

Star Wars: Outlaws

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
95%
Gameplay
80%
Inhalt
85%
Preis / Leistung
85%

Fazit

Star Wars Outlaws bietet eine neue und faszinierende Perspektive auf das Star Wars-Universum, kann jedoch die hohen Erwartungen nicht in vollem Umfang erfüllen. Die Atmosphäre, das Syndikatssystem und Charaktere sind gelungen, aber das repetitive Gameplay trüben das Spielerlebnis.
86.25%
XBox Series X
Zum Angebot *
Pro
+
Einzigartige Perspektive aus der Sicht eines Schurken
+
Unglaublich dichte und authentische Star Wars Atmosphäre
+
Interessante Konzepte mit z.B. den Syndikaten
+
Narrative Entscheidungen
+
Spannende Schießerreien
Contra
-
Repetitive Gameplay-Elemente
-
Unpolierte Stealth-Mechaniken
-
Mangel an Innovation - in vielen Aspekten konventionell
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