
Tony Hawk's Pro Skater 3 4
Umso überraschender ist es, dass Iron Galaxy nun mit Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 das Unmögliche möglich gemacht hat. Und ja – es fühlt sich tatsächlich wieder an wie der erste Kickflip in der Kindheit, auch wenn nicht alles perfekt läuft.
Der „Tony Hawk Flow“ lebt
Das Herzstück ist unverändert geblieben: schnelle Runs, irre Kombos und perfektes Leveldesign. Wer THPS 1+2 geliebt hat, wird sich sofort heimisch fühlen – und zugleich eine leicht andere Tonalität spüren. Die Level aus Teil 3 sind klassisch aufgebaut, mit dem ikonischen Zwei-Minuten-Timer und klar gesetzten Zielen. Für Teil 4, das im Original auf eine offenere Struktur setzte, haben die Entwickler bewusst zurückgerudert und alles wieder in das bewährte Format gepresst.
Eine kluge Entscheidung, wie ich finde – denn genau dieser Arcade-Stil ist das, was die Reihe ausmacht: Lernen, scheitern, besser werden. Die Steuerung bleibt gewohnt präzise, das Trickrepertoire umfassend: Manuals, Reverts, Spine Transfers, Wallplants – alles fließt nahtlos ineinander. Es fühlt sich manchmal fast mehr wie ein Rhythmusspiel an als wie eine Sport-Simulation.
Allerdings: Die Progression ist diesmal deutlich restriktiver. Viele Herausforderungen und Anpassungen sind hinter umfangreichen Fortschrittsbedingungen versteckt. Das war bei THPS 1+2 noch offener und freier. Wer gern sofort alles austestet, wird hier erstmal gebremst.
Polierter Stil mit Retro-Charme
Optisch bewegt sich Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 auf dem Niveau des direkten Vorgängers – also auf sehr solidem Remake-Niveau. Die Level wurden liebevoll überarbeitet, mit schöner Beleuchtung, detailreichen Texturen und flüssigen Animationen. Egal ob die rostige „Foundry“, das verschneite „Canada“ oder das sonnige „Los Angeles“ – alle Umgebungen atmen den Stil der frühen 2000er, ohne altbacken zu wirken.
Technisch läuft alles flüssig. Auf der Xbox Series X gab’s keine Ruckler oder Bugs – ein glattes Brett, im besten Sinne. Die Skater-Modelle sind scharf, animiert und mit viel Charakter versehen. Schön: Die Legenden sind sichtbar gealtert, was dem Spiel einen sympathischen Realitätsbezug verleiht.
Weniger schön: Der Create-a-Skater-Modus ist enttäuschend rudimentär. Wo THPS 1+2 mit zahlreichen Optionen glänzte, ist hier die Auswahl an Frisuren, Outfits und Accessoires auffällig eingeschränkt. Gerade für kreative Köpfe ein echter Rückschritt.
Klassik trifft Kreativität
Die Rückkehr aller Original-Levels aus Teil 3 und 4 sorgt für warme Nostalgieschauer – nicht zuletzt, weil viele Aufgaben angepasst wurden, um sie an heutige Spielerfahrungen anzupassen. Kona, früher eines der unbeliebtesten Level, wurde clever zum Competition-Stage umgebaut und wirkt dadurch deutlich runder. „Los Angeles“ und „Airport“ sind Highlights – dynamisch, schnell, mit toller Linienführung.
Besonders gelungen: Die neuen Level von Iron Galaxy, etwa das kunterbunte „Pinball“ oder das chaotisch-verspielte „Waterpark“. Diese fügen sich nicht nur nahtlos ein, sondern zeigen auch, dass das Entwicklerteam ein echtes Gespür für gutes Leveldesign hat. Sollte es je ein ganz neues THPS geben – bitte mit diesem Team!
Bildergalerie












Soundtracks sind für Tony-Hawk-Spiele fast so wichtig wie die Tricks selbst. Leider fällt die Auswahl diesmal deutlich kleiner aus als bei THPS 1+2. Viele ikonische Tracks der Originale fehlen – ob aus Lizenzgründen oder anderen Gründen, sei dahingestellt. „Wish“ von Alien Ant Farm oder „Number of the Beast“ von Iron Maiden? Fehlanzeige.
Dafür gibt’s solide neue Songs wie „Ultimate“ von Denzel Curry oder „Kick, Push“ von Lupe Fiasco. Diese passen gut zum Vibe – aber sie erreichen eben nicht ganz die ikonische Wucht früherer Tracklisten.
Solide, aber Luft nach oben
Online gibt’s klassische Modi wie Score Attack oder Combo-Matches. Alles funktioniert, alles macht Laune – aber wirklich neu ist hier nichts. Der Level-Editor ist erneut enthalten, bleibt aber oberflächlich. Für Gelegenheitsskater ein netter Bonus, für Hardcore-Bastler eher uninspirierend.
Geheimcharaktere gibt’s ebenfalls, aber die ganz großen Überraschungen fehlen. Wer wie ich auf einen Spider-Man oder Darth Maul gehofft hat, wird enttäuscht – stattdessen gibt’s Michaelangelo (die Schildkröte, nicht der Künstler). Immerhin besser als nix.
