
Tormented Souls 2
Zwischen Nostalgie und Nervenkitzel
Wieder schlüpfen wir in die Rolle von Caroline Walker, die nach ihrer vermissten Schwester Anna sucht. Ihr Weg führt sie durch verlassene Kirchen, unterirdische Gänge und ein albtraumhaftes Kloster - Orte, an denen jedes Geräusch verdächtig und jede Ecke potenziell tödlich ist.
Das Gameplay folgt streng den Regeln des klassischen Survival-Horrors: feste Kameraperspektiven, begrenzte Munition, verschlossene Türen und kryptische Rätsel. Besonders die „Tank Controls", also die bewusst träge Steuerung, zollen den alten Resident Evil-Teilen Tribut. Wer das mag, wird sich sofort zu Hause fühlen. Wer moderne Präzision erwartet, wird dagegen hin und wieder mit Caroline und der Kamera hadern.
Die Kämpfe sind fordernd, aber selten unfair. Jeder Schuss will überlegt sein, jeder Heiltrank gut getimed. Diese Mischung aus Anspannung und Unsicherheit erzeugt echten Horror - nicht durch Jumpscares, sondern durch die ständige Angst, was hinter der nächsten Ecke lauert. Genau das macht Tormented Souls 2 so intensiv. Waffen in klassischem Sinne wie zum Beispiel eine Walter PPK oder eine SPAS12 sind hier fehl am Platz. Unsere Arsenal setzt sich aus Nagelpistole mit Druckkammer und Schrotflinte Marke Eigenbau zusammen.
Die Gegnergestaltung verdient besondere Erwähnung: Tormented Souls 2 bietet eine ordentliche Bandbreite an grotesken Kreaturen, die alle perfekt ins düstere Setting passen. Von humanoiden Gestalten, deren Gliedmaßen unnatürlich verrenkt sind, bis hin zu maskierten Folterknechten mit chirurgischem Werkzeug – jede Begegnung fühlt sich gefährlich und unangenehm an.
Köpfchen statt Kugeln
Ein echtes Highlight sind die Rätsel - sie fühlen sich an, als wären sie direkt aus einem alten Resident Evil oder Silent Hill importiert worden. Statt stumpfem Hebelziehen verlangt das Spiel logisches Denken, genaue Beobachtung und ein bisschen Experimentierfreude. Man untersucht alte Gegenstände, dreht sie im Inventar, kombiniert Hinweise - ganz wie in den besten Momenten von Resident Evil 1 oder Silent Hill 2.
Ein besonders gelungenes Beispiel ist ein Rätsel im Keller: In einem düsteren, feuchten Raum stößt Caroline auf fünf Schalter und eine handgeschriebene Notiz, die nur kryptische Hinweise enthält. Die Aufgabe besteht darin, die Schalter in der richtigen Kombination zu aktivieren, um den Strom für die Zellen wiederherzustellen. Erst wenn man das Rätsel löst, öffnen sich die Türen und gewähren Zugang zu neuen Bereichen.
Dieses Rätsel steht exemplarisch für das Design des Spiels: keine überflüssigen Tutorials, keine blinkenden Marker - stattdessen klassisches Ausprobieren, Lesen und Nachdenken. Genau das lässt das Spiel so befriedigend wirken, wenn man schließlich die Lösung findet.
Das Speichersystem - Wenn jeder Eintrag zählt
Auch das Speichersystem ist ein liebevolles Relikt aus der alten Schule: Gespeichert wird nicht automatisch, sondern nur an speziellen Punkten - und das ausschließlich mithilfe von Tonbändern, die man in der Spielwelt finden muss.
Diese Tonbänder funktionieren ähnlich wie die Farbbänder aus den alten Resident Evil-Teilen: Sie sind begrenzt, was bedeutet, dass du dir gut überlegen musst, wann du deinen Fortschritt sichern willst. Jedes Mal, wenn Caroline einen Speicherpunkt nutzt, nimmt sie ihr aktuelles Erlebnis auf Band auf - begleitet von einer kurzen Sprachnotiz, in der sie ihre Lage reflektiert.
Dieser Kniff wirkt erstaunlich immersiv: Man spürt förmlich, wie Caroline erschöpft, ängstlich oder entschlossen in das Mikrofon spricht. Dadurch entsteht ein glaubwürdiges Gefühl von Isolation und Anspannung - du bist allein mit deinen Gedanken und hast keine zweite Chance, wenn du leichtsinnig agierst.
Natürlich gibt es auch Autosaves, die an bestimmten Stellen den Spielstand automatisch festhalten, sodass auch hier der Einstieg beim digitalen Tod ohne Probleme möglich ist.
Licht, Schatten und Schweißperlen
Technisch ist Tormented Souls 2 kein Hochglanz-Blockbuster, aber die Entwickler holen aus ihrem Budget das Maximum heraus. Besonders das Licht- und Schattenspiel beeindruckt: flackernde Kerzen, düstere Flure und das subtile Leuchten alter Lampen sorgen für eine bedrückende Stimmung. Die Soundkulisse trägt ihren Teil dazu bei - jedes Knacken, jedes entfernte Stöhnen lässt einen kurz innehalten.
Zwar wirken manche Animationen etwas hölzern und einige Texturen könnten schärfer sein, doch das stört kaum. Vielmehr fühlt sich das Spiel durch seine visuelle Gestaltung herrlich „oldschool" an - ein bewusster Stilbruch, der perfekt zur Atmosphäre passt.
Klassische Motive, solide umgesetzt
Die Geschichte ist kein Meilenstein der Erzählkunst, aber sie erfüllt ihren Zweck. Caroline sucht ihre Schwester und deckt dabei düstere Geheimnisse auf, die zwischen Religion, Wissenschaft und Wahnsinn pendeln. Klischees? Sicher. Aber genau das will das Spiel: ein moderner B-Horror-Streifen zum Mitspielen.
Die Spielzeit liegt je nach Erfahrung und Rätsellust bei rund 15 bis 20 Stunden - ein fairer Umfang für den Preis. Mehr Tiefgang bei den Charakteren oder Zwischensequenzen hätte nicht geschadet, doch wer das sucht, ist hier ohnehin falsch. Tormented Souls 2 zielt auf Atmosphäre und Spannung, nicht auf komplexe Story-Bögen.
Das Spiel läuft solide. Deutsche Texte sind an Bord, die Steuerung lässt sich wahlweise klassisch oder modern anpassen, und die Ladezeiten sind angenehm kurz. Kleinere Bugs - etwa Kamerasprünge oder Clipping - kommen vor, sind aber selten gravierend. Praktisch: Waffen und Items lassen sich nun etwas komfortabler verwalten, was besonders Veteranen des ersten Teils freuen dürfte.





