Yakuza 0
Review

Yakuza 0

Pubisher: SEGA • Developer: Ryu Ga Gotoku Studio • Release: 05.06.2025
* Das Spiel wurde uns für das Review vom Publisher zur Verfügung gestellt
Wenn man heute über die „Like a Dragon“-Reihe spricht, kommt man an Yakuza 0 nicht vorbei. Dieses Spiel ist kein einfacher Prequel-Titel – es ist ein Meilenstein. Bevor sich die Reihe dem rundenbasierten Kampfsystem zuwandte, perfektionierte sie hier ihr Beat-’em-up-Erbe mit einem Maß an Stil, Storytelling und Content, das seinesgleichen sucht.

Wer jemals wissen wollte, warum Kazuma Kiryu und Goro Majima zu Kultfiguren wurden, der bekommt in Yakuza 0 die umfassende Antwort – verpackt in einem knallbunten, brachialen und manchmal auch herzzerreißenden Porträt der japanischen Bubble-Ära der 1980er.

Zwei Wege, ein Schicksal

Die Geschichte spielt in Kamurocho und Sotenbori – fiktive Versionen von Kabukicho (Tokio) und Dotonbori (Osaka) – zu Zeiten des Immobilienbooms. Kiryu ist noch ein kleiner Fisch im Yakuza-Becken, dessen Karriere ins Wanken gerät, als er fälschlicherweise für einen Mord verantwortlich gemacht wird. Parallel kämpft Majima, aus seiner Familie verstoßen, um seine Rückkehr, indem er gezwungen wird, ein Nachtclub-Imperium zu führen – und dabei mit einem zweifelhaften Attentatsauftrag konfrontiert wird.

Die Story wechselt regelmäßig zwischen beiden Charakteren, was hervorragend funktioniert. Vor allem, weil man mitverfolgen kann, wie sich zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten entwickeln und auf ihre je eigene Art dem Kodex der Ehre und Loyalität nachgehen. Majima etwa ist hier noch nicht der „Mad Dog“, sondern ein erstaunlich kontrollierter, fast melancholischer Strippenzieher. Diese Entwicklung zu beobachten – eine echte Gänsehaut-Erfahrung für Fans späterer Teile.

Faust aufs Auge

Spielerisch ist Yakuza 0 eine Wucht. Es bietet klassische Brawler-Action mit Tiefgang. Jeder Protagonist verfügt über drei einzigartige Kampfstile – und je einen freischaltbaren vierten.

Kiryu glänzt mit dem kraftvollen „Beast“-Stil, bei dem man mit Verkehrsschildern oder Motorrädern ganze Gegnerhorden zerlegt – ein bisschen wie Streets of Rage auf Steroiden. Majima hingegen tanzt im „Breaker“-Stil wörtlich seine Gegner kaputt – eine absurde, aber enorm unterhaltsame Art, zu kämpfen. Dieses Kampfsystem ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch perfekt inszeniert. Die ikonischen Heat-Aktionen sind kinoreif und ein Belohnungs-Overkill für gut getimte Combos.

Was ich besonders mochte: Man prügelt buchstäblich das Geld aus den Gegnern heraus – im wahrsten Sinne des Wortes. So macht selbst ein verlorener Kampf Spaß, weil man sich fühlt, als würde man in einem Anime-Geldregen stehen.

Von Immobilien bis Hostessen

Inhaltlich ist Yakuza 0 fast schon ein Freizeitpark: Neben der fesselnden Hauptstory gibt es über 100 Substories, die oft völlig verrückt sind – etwa eine Mini-Story um einen dominanten BDSM-Coach oder ein Kind, das seinen Lieblingsspielautomaten verteidigen will. Diese Nebenquests sind nicht nur charmant, sondern geben den Charakteren echte Tiefe.

Zudem gibt es Minispiele en masse: Bowling, Karaoke, Darts, Baseball, Tanzduelle, Sega-Arcade-Spiele – und sogar ein Immobilienmanagement (Kiryu) sowie ein Hostessen-Club-Minispiel (Majima), das sich überraschend taktisch spielt. Wer Persona 5 für seine Freizeitaktivitäten mochte, wird sich hier wie im Paradies fühlen – nur mit mehr Faustkämpfen.

Grafik & Atmosphäre

Für ein Spiel, das ursprünglich 2015 erschien, sieht Yakuza 0 auch heute noch erstaunlich gut aus. Die Neonlichter der Nacht, die dichten Straßen voller NPCs und das hervorragend eingefangene 80er-Jahre-Flair transportieren eine ganz besondere Stimmung – irgendwo zwischen Scarface und Lost in Translation.

Gerade die Zwischensequenzen wirken dank starker Mimik und Kameraarbeit wie Szenen aus einem hochwertigen Yakuza-Drama. Die Switch-Version (Director’s Cut) bringt dabei leichte technische Verbesserungen mit – besonders im Dock-Modus – aber auch ein paar fragwürdige neue Cutscenes, die manchmal eher Erklärungen nachliefern, die vorher elegant subtil waren. Sie tun der Hauptstory jedoch keinen ernsthaften Abbruch.

Ein neuer Modus namens „Red Light Raid“ bietet eine Art Hordenmodus mit verschiedenen spielbaren Charakteren. Leider bleibt dieser Modus hinter den Erwartungen zurück: zu simpel, zu eintönig, ohne Heat-Aktionen und ohne die Tiefe des Hauptspiels. Für Veteranen bietet er kaum Anreiz, Neulinge können ihn als Dreingabe betrachten.

Yakuza 0

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
85%
Gameplay
95%
Inhalt
95%
Preis / Leistung
90%

Fazit

Yakuza 0 ist ein Meisterwerk des narrativen Gameplays. Es vereint harte Straßenkämpfe mit einem überraschend emotionalen Storykern, packt dazu eine absurde Fülle an Minispielen und bietet eines der besten Prequels, das ein Franchise je hervorgebracht hat. Wer noch nie einen Yakuza-Teil gespielt hat, sollte hier anfangen. Und wer es schon kennt, kann dank der portablen Version seine Reise noch einmal erleben – nun sogar im Zug oder auf dem Sofa.
91.25%
Nintendo Switch 2
Zum Angebot *
Pro
+
Exzellente Story mit starker Charakterentwicklung
+
Vielseitiges und motivierendes Kampfsystem
+
Enorme Menge an Inhalten und Minispielen
+
Hoher Wiederspielwert
+
Authentische Atmosphäre der 80er-Jahre
+
Starke technische Umsetzung auf der Switch 2
Contra
-
* In diesem Artikel sind Partner-Links enthalten, wir kennzeichnen ihn daher als Werbung. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Danke für eure Unterstützung!

Neuste Artikel

Ähnliche Artikel