
Call of Duty: Black Ops 7
Story & Kampagne
Erneut übernimmt man die Rolle von David "Section" Mason, der bereits aus Black Ops 2 bekannt ist. Dennoch fühlt sich die Kampagne nur selten wie eine selbstbewusste Fortsetzung an, sondern wirkt mehr wie eine nostalgische Rückbesinnung auf frühere Serienteile. Viele Schauplätze, Gegnertypen und Missionsaufbauten erinnern stark an alte Teile, ohne ihnen wirklich etwas Neues hinzuzufügen. Das wirft die Frage auf, wer genau hier abgeholt werden soll. Veteranen erkennen die Zitate vermutlich, während jüngere Spieler eventuell keinen Bezug dazu finden.
Die eigentliche Handlung schwankt stark und bleibt selten konsequent. Die Antagonistin Emma Kagen ist deutlich zu blass inszeniert und schafft es kaum, eine bedrohliche Präsenz aufzubauen. Ein Fan-Liebling aus früheren Spielen wird kurzzeitig wieder eingeführt, nur um überraschend und ohne erzählerische Konsequenzen aus der Story entfernt zu werden. Viele Plotpunkte wirken angedeutet, als möchte das Spiel etwas Großes vorbereiten, ohne es tatsächlich zu Ende zu erzählen oder emotional aufzulösen.
Zusätzlich erschwert das Kampagnendesign den Spielfluss erheblich. Da die Kampagne vollständig auf Koop ausgelegt ist, verlangt sie auch im Einzelspielermodus eine dauerhafte Online-Verbindung. Das führt zu einer Reihe von Problemen, die man aus einem reinen Story-Shooter nicht erwarten würde. Das Spiel kann nicht pausiert werden, was Solo-Spieler in unpassenden Momenten aus dem Erlebnis reißt. Manche Missionen verfügen über kaum oder gar keine Checkpoints, sodass ein Absturz oder ein Verbindungsfehler ganze Missionsteile und deren Fortschritt vernichten kann. Die Ladezeiten sind zudem teilweise lang genug, um den Spielfluss merklich zu stören. All diese Punkte bremsen die Singleplayer Part spürbar aus und mindern die Immersion, die ein storyorientierter Shooter eigentlich auslösen sollte.
Die Halluzinationen - das Beste und Schrägste am Spiel
Trotzdem gibt es einzelne Momente, die das Spiel zu etwas Besonderem machen. Durch den Einsatz eines chemischen Kampfstoffs verfällt der Protagonist in halluzinatorische Zustände, die zu surrealen und fast schon grotesk überzeichneten Albtraumsequenzen führen. Plötzlich verwandelt sich Black Ops 7 zeitweise in ein Spiel, das stilistisch eher an Doom oder Control erinnert. Dämonische Gegner, bizarr verformte Umgebungen, Plattformpassagen und Bosskämpfe, die eher an Fantasy- oder Sci-Fi-Shooter erinnern, werden hier wild kombiniert. Diese Abschnitte sind zweifellos mutig, kreativ und etwas, das man so in diesem Franchise bisher nicht gesehen hat.
Umso bedauerlicher ist es, dass dieses erzählerische und visuelle Potenzial kaum mit der restlichen Story verknüpft wird. Statt in die Hauptgeschichte integriert zu werden, wirken die Halluzinationen eher wie Einzelepisoden, die nebenher existieren, ohne das Gesamtbild nachhaltig zu verändern. Das führt zu einem Spannungsfeld zwischen ambitionierten Ideen und einer Handlung, die selten den Mut hat, diese voll umzusetzen.
Endgame-Modus - Die neue Drehscheibe nach der Kampagne
Nachdem der Abspann der Kampagne gelaufen ist, öffnet sich mit dem Endgame-Modus ein völlig neues Kapitel, das Black Ops 7 um eine zusätzliche Spielerfahrung erweitert. Dieser Modus versteht sich als PvE-Extraktionserlebnis, das bis zu 32 Spieler gleichzeitig in die weitläufige Sandbox Avalon wirft. Auch wenn man formal als großer Verbund unterwegs ist, spielt man de facto in kleineren Vierer-Squads, die gemeinsam Ziele erfüllen, Gebiete erkunden und sich durch immer gefährlichere Areale kämpfen. Die Grundidee erinnert an moderne Extraction-Shooter, bei denen man nicht nur überlebt, sondern vor allem erfolgreich "aussteigen" muss, um wertvollen Loot zu sichern. Interessant ist, wie stark der Endgame-Modus das Fortschrittssystem des gesamten Spiels verknüpft: Waffenstufen, Kampagnenfortschritt und Multiplayer-Freischaltungen fließen hier nahtlos zusammen. Dadurch fühlt sich der Modus wie eine natürliche Fortsetzung der Kampagne an, ohne dass man erneut von vorne beginnen muss.
Spielerisch lebt Endgame vor allem von seiner offenen Struktur. Avalon bietet große Gebiete, die man frei und ohne feste Missionsreihenfolge angehen kann. Die KI-Gegner werden mit zunehmender Aufenthaltsdauer aggressiver, was besonders dann spannend wird, wenn man sich zu tief in das Gebiet vorwagt und plötzlich mit schwierigen Situationen konfrontiert ist. Trotz der großen Ambitionen wirkt das Erlebnis allerdings noch nicht vollständig ausgereift. Avalon ist zwar groß, ist aber nicht immer abwechslungsreich gestaltet. Der Modus liefert ohne PvP-Komponente weniger Überraschungsmomente, als man es von Extraction-Shootern gewohnt ist - was vielleicht auch von Vorteil sein kann, wenn man sich zum Beispiel Arc Raiders anschaut.
Trotz dieser Kritikpunkte besitzt der Endgame-Modus das Potenzial, sich langfristig als zentrale Drehscheibe des Spiels zu etablieren. Er verbindet Story, Loot-Progression und Koop-Spielweise auf eine Weise miteinander, die es so im Call-of-Duty-Universum bisher nicht gab. Wenn die Entwickler Avalon über zukünftige Seasons erweitern und spielerisch ausbauen, könnte Endgame genau das werden, was die Kampagne selbst nicht ist: ein Modus, der wirklich lange fesselt.
Gameplay
Das Gunplay ist auch in Black Ops 7 wieder auf hohem Niveau. Schüsse fühlen sich präzise an, Trefferfeedback wirkt wuchtig und das Waffenarsenal bietet wie immer zahlreiche Optionen für unterschiedliche Spielstile. Allerdings hat sich das Kampagnendesign deutlich stärker in Richtung Live-Service-Mechaniken bewegt. Gegner besitzen nun Lebensbalken, es existieren Loot-Seltenheitsstufen für Ausrüstung und Waffen, und viele Bosskämpfe erinnern mechanisch eher an Spiele wie Borderlands als an frühere Call-of-Duty-Titel. Gegnergruppen stürmen in großen Mengen auf den Spieler zu, wodurch Gefechte manchmal mehr wie Hordenszenarien wirken als klassische militärische Auseinandersetzungen.
Bildergalerie








Die Levels sind größer aufgebaut und erinnern teilweise an offene Spielgebiete, die später erneut besucht werden können. Der Spieler erhält Bewegungsmöglichkeiten wie einen Wingsuit, um diese Umgebungen schneller und dynamischer zu durchqueren. Das erlaubt interessante Ansätze und sorgt stellenweise für ein frisches Spielgefühl. Gleichzeitig bringt der Open-Design-Ansatz aber auch individuelle Schwächen mit sich. Checkpoints sind teilweise ungleichmäßig verteilt und können zu langen Wiederholungsphasen führen. Manche Levelabschnitte wirken zu weitläufig oder unterbevölkert, sodass sie leerer erscheinen, als sie hätten sein müssen. Plattformpassagen existieren ebenfalls, leiden jedoch gelegentlich unter unpräzisem Timing oder Steuerungstoleranzen, was Frustmomente erzeugen kann.
Spieler, die die Kampagne wie einen Koop-Loot-Shooter spielen, werden sich wahrscheinlich schneller zurechtfinden. Wer hingegen ein traditionelles Black-Ops-Erlebnis erwartet, das stark auf Story und filmische Inszenierung setzt, dürfte eher enttäuscht werden.
Multiplayer & Zombies
Interessanterweise gehört der Multiplayer zu den stärksten Teilen des Spiels. Viele Karten, darunter auch klassische Schauplätze, wurden modernisiert und sinnvoll erweitert. Neue Maps setzen auf mehr vertikale Strukturen und bieten mit Wall-Jumps und erweiterten Bewegungsoptionen deutlich dynamischere Gefechte. Trotz dieser positiven Elemente fehlt es den Mehrspieler-Karten jedoch stellenweise an Mut. Während die Kampagne teilweise vor kreativen Ideen überschäumt, übernimmt der Multiplayer kaum davon. Einige der surrealen oder halluzinatorischen Elemente hätten hier hervorragende Karten abgegeben, doch die Entwickler setzen stattdessen eher auf sichere, solide Designs.
Direkt zum Start bietet der Modus 16 klassische 6-gegen-6-Karten - darunter viele brandneue Arenen - sowie zwei großflächige 20-gegen-20-Skirmish-Maps, die deutlich größere Gefechte und mehr Chaos ermöglichen.
Der Zombies-Modus wirkt ambitionierter und offener als in früheren Teilen. Größere Spielflächen, Übergänge zwischen verschiedenen Zonen, mehrere Missions- und Spielvarianten sowie eine umfangreichere Progression sorgen dafür, dass Spieler mehr Möglichkeiten haben, Strategien und Spielstile zu entwickeln. Dennoch bleibt auch dieser Modus sehr kooperativ ausgelegt. Alleine entfaltet er nicht dieselbe Dynamik und viele Mechaniken funktionieren nur dann reibungslos, wenn mehrere Spieler gemeinsam unterwegs sind.
Neben dem klassischen "Standard"-Zombies-Modus gibt es in Black Ops 7 weitere Varianten, die neue Spielarten bieten. So kehren klassische Survival-Maps zurück, auf denen man allein oder mit Freunden möglichst lange gegen Wellen von Untoten bestehen muss. Es gibt auch eine Neuauflage des beliebten Top-Down-Stils mit Dead Ops Arcade 4 - bei der das Spielgeschehen stark vom klassischen First-Person-Shooter abweicht und ein mehr arcade-lastiges Coop-Erlebnis bietet.
Features & Fortschrittssystem
Das neue globale Fortschrittssystem zählt zu den gelungensten Neuerungen des Spiels. Egal ob man die Kampagne spielt, Gefechte im Multiplayer bestreitet oder im Zombies-Modus levelt - alle Aktivitäten zahlen auf denselben Account-Fortschritt ein. Dadurch ergeben sich klare Vorteile, weil man beispielsweise nach Abschluss der Kampagne nicht als ausgerüsteter Anfänger in den Multiplayer starten muss. Stattdessen erhält man einen natürlichen Spielfortschritt, der alle Modi miteinander verbindet und Übergänge fließender gestaltet.
Die Always-Online Auslegung des Spiels erlaubt Activision, über die Spielmodi verteilt, zudem tägliche oder wöchentliche Herausforderungen und damit verbundene Boni zu integrieren. Das wiederum weckt beim Spieler die Motivation gewisse Modi zu grinden und Items freizuschalten und die Karriere zu pushen.
Grafik & Präsentation
Visuell wagt Black Ops 7 einen der deutlichsten Schritte in Richtung Science-Fiction seit Jahren. Einige Schauplätze und Effekte sind kreativ, atmosphärisch und ambitioniert gestaltet. In technischen Details wirkt das Spiel jedoch nicht durchgängig auf aktuellem Serienniveau. Manche Animationen wirken steif und unnatürlich, Zwischensequenzen erreichen nicht immer die cineastische Wirkung, die man von einem Call of Duty erwarten würde, und einige Effekte dürften für ein modernes AAA-Spiel deutlich hochwertiger ausfallen. Insgesamt spürt man zwar den kreativen Willen, aber die technische Ausführung bleibt uneinheitlich.






