
Legacy of Kain - Defiance (PS2)
Defiance war nie das glattpolierte Mainstream-Spiel, sondern eher so etwas wie der „Geheimtipp für Erwachsene“, die Bock auf eine dichte Story und tiefgründige Figuren hatten. Und jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, bekommen wir die Chance, dieses Stück Gaming-Geschichte noch einmal frisch zu erleben.
Gameplay
Im Kern ist Defiance ein Action-Adventure, bei dem man abwechselnd Kain, den machtbesessenen Vampirfürsten, und Raziel, den gequälten Seelenfresser, steuert. Dieser Perspektivwechsel war seinerzeit ein absolutes Highlight und macht auch heute noch Spaß. Kain setzt auf rohe Gewalt, Zauber und seine Vampirkräfte, während Raziel mit seiner wendigen Art, Telekinese und der legendären Seelenklinge das Gameplay auflockert.
Kämpfe fühlen sich dynamisch an, wenn auch nicht ganz so geschmeidig wie in modernen Hack-and-Slash-Spielen. Aber genau hier zeigt sich der historische Wert: Bevor ein „Devil May Cry“ oder „Bayonetta“ den Genre-Standard setzten, hat Defiance schon mit wuchtigen Kombos, Magieeinsätzen und Finishern experimentiert. Klar, manchmal kämpft man mehr mit der Kamera als mit den Gegnern – aber wenn man erstmal wieder drin ist, entfaltet das Spiel einen fast schon nostalgischen Flow.
Grafik
Die Optik ist ohne Frage gealtert – kantige Modelle, Texturen, die heute niemanden mehr beeindrucken würden, und Animationen, die ein bisschen steif wirken. Aber: Das Art-Design trägt das Ganze. Die gotischen Ruinen, düsteren Kathedralen und geheimnisvollen Tempel sind wie aus einem Dark-Fantasy-Bilderbuch, und zusammen mit der Musik entsteht eine Atmosphäre, die bis heute einzigartig bleibt. Ein echtes Highlight sind außerdem die Zwischensequenzen – nicht unbedingt wegen der Technik, sondern wegen der schauspielerischen Leistung und der tiefgründigen Dialoge, die fast schon Shakespeare-Vibes haben.
Sonstige Features
Wer auf moderne Komfortfunktionen wie Speicher-States, Filter oder Remaster-Optionen hofft, wird enttäuscht. Der PS Plus Release ist puristisch: das Original in seiner Reinform. Keine Extras, keine Upgrades – aber genau das kann auch einen Reiz ausmachen. Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man eine alte DVD in den Player schieben, statt alles über Streaming zu konsumieren: nicht perfekt, aber authentisch.
