
Ninja Gaiden 4
Eine neue Generation: Yakumo tritt ins Rampenlicht
Die Geschichte setzt dort an, wo Ryu Hayabusas letzte Schlacht endete. Der finstere Dark Dragon wurde besiegt – vorerst. Nun übernimmt Yakumo, ein hitzköpfiger Krieger aus dem rivalisierenden Raven-Clan, das Ruder. Sein Ziel ist simpel, aber von innerem Konflikt geprägt: Er will den Drachen erneut befreien, um ihn endgültig zu vernichten.
Die Story selbst ist kein erzählerischer Geniestreich, aber sie erfüllt ihren Zweck. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Yakumo und der Legende Ryu Hayabusa sorgt für einige spannende Momente – auch wenn Ryus spätere Kapitel etwas wie ein Déjà-vu wirken. Fans der Serie werden sich an Devil May Cry 4 erinnert fühlen, als man plötzlich dieselben Levels rückwärts durchkämmen musste.
Schnell, blutig, kompromisslos
Wer Ninja Gaiden kennt, weiß: Hier wird nicht geblockt, hier wird dominiert. Das Kampfsystem von Ninja Gaiden 4 bleibt der DNA der Reihe treu, bringt aber frischen Wind durch Yakumos vielseitiges Arsenal.
Der Neuling kann vier Hauptwaffen führen – jede davon besitzt einen alternativen „Bloodraven-Modus“, der durch das Aufsaugen gegnerischen Bluts aktiviert wird. Eine Stangenwaffe verwandelt sich etwa in einen massiven Hammer, ein Schwert zieht Energie aus Gegnern, um vernichtende Kombos zu entfesseln. Das Beste daran: Du kannst jederzeit zwischen den Waffen wechseln, was zu spektakulären Angriffsketten führt, die selbst Bayonetta stolz machen würden.
Ryu spielt sich im Vergleich dazu schwerer und methodischer. Seine Angriffe haben Gewicht, seine Ninpo-Magie sorgt für bildgewaltige Finisher – aber Yakumo fühlt sich flüssiger und moderner an. PlatinumGames versteht es, Tempo und Technik in Einklang zu bringen. Jeder Kampf ist ein Adrenalinschub, der dich ans Limit treibt – und genau so soll es sein.
Die Bosskämpfe sind das pulsierende Herz von Ninja Gaiden 4. Jeder einzelne fühlt sich wie ein Höhepunkt an – choreografiert wie ein Tanz auf Messers Schneide. Vom gigantischen Mecha-Oni, der Raketen mit einem Katana zerschneidet, bis hin zu einem Duell gegen einen ehemaligen Clanbruder in einem brennenden Tempel – hier sitzt jeder Schlag, jeder Block, jede Ausweichrolle. Diese Kämpfe sind fordernd, aber nie unfair. Es geht nicht darum, endlos Lebensbalken leerzuschneiden, sondern Muster zu lesen, perfekt zu reagieren und Lücken auszunutzen. PlatinumGames zeigt hier seine ganze Handschrift: Jeder Boss ist einzigartig, sowohl spielerisch als auch visuell, und steigert das Gefühl, in einer epischen Saga zu kämpfen.
Ninja Gaiden 4 ist nichts für Zartbesaitete. Die Serie war schon immer bekannt für ihre kompromisslose Gewalt – und dieser Teil setzt noch einen drauf. Gegner werden enthauptet, Körperteile fliegen, Blut spritzt in Fontänen. Doch das Ganze wirkt nicht übertrieben schockierend, sondern fast ästhetisch. Das Spiel bleibt seinem Namen treu: Jeder Kill ist eine Demonstration von Präzision, Wut und Kontrolle. Diese Kombination aus technischer Perfektion und unbändiger Brutalität ist es, was Ninja Gaiden schon immer einzigartig gemacht hat.
Assist-Modus – Eine helfende Hand für Neueinsteiger
Überraschend für ein Spiel, das seit jeher für seinen Schwierigkeitsgrad gefürchtet ist: Ninja Gaiden 4 bietet erstmals einen Assist-Modus. Dieser Modus richtet sich an Spieler, die die legendäre Härte der Reihe zwar erleben, aber nicht daran verzweifeln möchten.
Aktiviert man ihn, verzeiht das Spiel mehr Fehler – Kombos sind leichter auszuführen, Paraden haben ein großzügigeres Timing, und man erhält visuelle Hinweise auf gegnerische Angriffe. Besonders praktisch: Das Spiel erklärt erstmals auch die tieferen Kampfmechaniken verständlich in kleinen Trainingssequenzen.
Trotzdem wird der Modus Veteranen nicht abschrecken, denn er verändert das Grundgefühl nicht – er macht Ninja Gaiden 4 nur zugänglicher. Ein sinnvolles Zugeständnis an eine neue Generation, ohne die alte zu verraten.
Zwischen Neon und Nostalgie
Optisch wagt Ninja Gaiden 4 einen Stilbruch. Statt antiker Dörfer und Tempel erwarten dich neongetränkte Cyberpunk-Städte, metallische Wolkenkratzer und Bossarenen, die aussehen wie Kunstwerke aus Blut und Stahl. Das mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, passt aber erstaunlich gut zur neuen Ära der Serie.
Die Performance überzeugt mit wählbaren Modi (30, 60 oder sogar 120 FPS). Zwar kommt es in hitzigen Momenten zu leichten Auflösungsunschärfen, aber das flüssige Kampferlebnis steht klar im Vordergrund. Besonders beeindruckend: Die Animationen der Finishing Moves – eine brutale Ballettaufführung aus Klingen, Blut und purem Stil.
Mit rund 15–20 Stunden Spielzeit bietet Ninja Gaiden 4 eine solide Kampagne. Nach dem Abspann schaltet man zusätzliche Schwierigkeitsgrade, einen Trials-Modus mit Kampfherausforderungen sowie die Möglichkeit frei zwischen Yakumo und Ryu zu wechseln, frei. Perfekt für Scorejäger oder Speedrunner. Auch der Soundtrack verdient Lob: treibende Gitarrenriffs mischen sich mit elektronischen Beats – ein akustisches Spiegelbild der Fusion aus Tradition und Moderne.
