
Onimusha 2: Samurai’s Destiny Remaster
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Das erste Mal bin ich mit Onimusha-Reihe in Berührung gekommen, da war der 3. Teil angekündigt und mein Horizont beschränkte sich zu der Zeit auf Devil May Cry, Dino Crisis und Resident Evil. Als ich einen damaligen Freund besucht hatte, stand Onimusha 2: Samurai’s Destiny in seiner PS2 Sammlung und das Cover lud mich dazu ein das Spiel testen zu wollen - auch weil Capcom aufgedruckt war. Capcoms Spiele beginnen oft als geistige Resident Evil-Ableger. Aber wie diese Titel, entwickelte sich auch Onimusha mit seinem zweiten Ableger spürbar weiter. Onimusha 2: Samurai’s Destiny ist mutiger, cineastischer und strukturell deutlich eigenständiger. Das Ergebnis? Für viele – mich eingeschlossen – der bislang beste Teil der Reihe.
Rache, Dämonen und Weggefährten
Im Mittelpunkt steht Jubei Yagyu, basierend auf einem historischen Samurai. Nach seiner Rückkehr ins heimatliche Dorf findet er es von Nobunagas dämonischer Genma-Armee verwüstet. Rache ist sein Antrieb – und dank der Kräfte des Onimusha bekommt er auch die Mittel dazu. Die Geschichte ist simpel gestrickt, doch sie funktioniert – nicht zuletzt durch die vier Nebencharaktere Oyu, Ekei, Kotaro und Magoichi, die überraschend starke Persönlichkeiten besitzen.
Was dabei hervorsticht: Das Spiel legt ungewohnt viel Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen. Über ein Geschenk- und Dialogsystem entscheidet man mit, welche Figuren man näher kennenlernt – inklusive spielerischer Konsequenzen. Wer z. B. Magoichi sein Vertrauen gewinnt, bekommt im Bosskampf Unterstützung. Wer es versäumt, muss allein bestehen. Leider verpufft dieses clevere System nach dem ersten Drittel – danach wird das Spiel wieder klassisch-linear.
Klassisch, mit neuen Impulsen
Spielerisch bleibt Onimusha 2: Samurai’s Destiny Remaster dem Echtzeit-Kampfsystem treu. Jubei steuert sich flüssig, wechselt Waffen und nutzt die berühmte Issen-Technik – eine Art Konter, der bei perfektem Timing verheerenden Schaden anrichtet. Im zweiten Teil lassen sich sogar Issen-Ketten ausführen, die sich unfassbar befriedigend anfühlen. Riskant, weil man auf Blocken verzichten muss – aber wenn’s klappt, ist es ein Genuss.
Im Vergleich zum ersten Teil fällt der lineare Aufbau auf. Statt ständiger Backtracking-Schleifen führt Onimusha 2 zielstrebiger durch kompakte Areale. Das macht das Spiel zugänglicher, aber auch ein Stück weit weniger „Metroidvania“. Die Balance zwischen Kampf, Rätseln und Erkundung sitzt jedoch – auch wenn das Dorf-zu-Dungeon-Wechselmodell in der Eröffnung etwas aus dem Rahmen fällt.
Die Bosskämpfe sind dafür ein zweischneidiges Katana: Mal gut inszeniert, mal frustrierend schwer. Vor allem der vorletzte Boss wirkt unfair, wenn man nicht perfekt vorbereitet ist.
Bildergalerie












Aufpolierter PS2-Klassiker
Die Remaster-Version von Onimusha 2 ist technisch ein echter Glücksgriff. Anders als bei vielen vergleichbaren Neuauflagen wurden nicht nur Charaktermodelle, sondern auch vorgerenderte Hintergründe aufwendig überarbeitet. Das Ergebnis: eine visuelle Klarheit, die man so nicht erwartet hätte – teilweise sieht das Spiel besser aus als die originalen FMV-Zwischensequenzen.
Was das Remaster von Onimusha 2: Samurai’s Destiny besonders hervorhebt, sind einige durchdachte Komfortfunktionen, die das Spielgefühl spürbar modernisieren, ohne den Retro-Charme zu verlieren. So sorgt die neue Auto-Save-Funktion dafür, dass unachtsame Tode oder spontane Bosskämpfe nicht mehr mit dem Verlust von Stunden an Fortschritt bestraft werden – ein Segen, gerade bei den teilweise unfair balancierten Bossen. Dazu gesellt sich die Option, Waffen im laufenden Kampf direkt zu wechseln, was dem Gefecht eine angenehm flüssige Dynamik verleiht – kein Vergleich mehr zum ständigen Menü-Gewühle der PS2-Zeit. Und wer sich an der ursprünglichen Zwischensequenz-Flut gestört hat, darf aufatmen: Sämtliche Cutscenes sind nun überspringbar, was besonders bei einem zweiten oder dritten Durchgang enorm zur Spielgeschwindigkeit beiträgt. Kleine Änderungen – große Wirkung.
Auch der Soundtrack verdient Lob: orchestrale Stücke, die zwischen dramatisch, melancholisch und heroisch pendeln. Weniger gelungen ist hingegen die englische Sprachausgabe – etwas hölzern und stellenweise unfreiwillig komisch. Wer kann, sollte zur japanischen Vertonung wechseln.
Kürzer, aber lohnenswert
Mit sieben bis neun Stunden Spielzeit ist Onimusha 2: Samurai’s Destiny Remaster zwar kein Mammutwerk, bietet aber durch das Verbündeten-System und verschiedene alternative Szenarien echten Wiederspielwert. In mehreren Abschnitten darf man sogar andere Charaktere übernehmen – eine willkommene Abwechslung und ein netter Kniff, der das Abenteuer länger trägt als erwartet.
