
The Alters
Ressourcen, Beziehungen und ein Wettlauf gegen die Sonne
Das Grundgerüst von The Alters klingt zunächst wie eine typische Mischung aus Survival, Base-Management und Crafting-Simulation - doch der Clou liegt im titelgebenden Gameplay-Element: den „Alters". Mithilfe des mysteriösen Elements Rapidium und einer Quantenkapsel erschaffst du alternative Versionen deiner selbst - etwa einen Botaniker-Jan, der Nahrung effizienter anbaut, oder einen Diplomaten-Jan, der zwischen den anderen Klonen vermittelt. Jeder Alter bringt eigene Skills, aber auch Bedürfnisse und Probleme mit.
Die Tage auf dem Planeten sind in feste Schichten unterteilt, in denen du deine Ressourcen verwaltest, Aufgaben verteilst, Außenmissionen durchführst und - ganz wichtig - dein Team bei Laune hältst. Dabei wechselt die Perspektive zwischen einer seitlichen 2.5D-Ansicht im Inneren deiner mobilen Basis und einem klassischen Third-Person-Modus für Außenaktivitäten. Das fühlt sich am Anfang ungewohnt an, geht aber nach ein paar Spieltagen gut von der Hand.
Interessant ist, wie das Spiel Routine aufbaut - nur um sie dann mit neuen Herausforderungen wieder zu brechen. Hast du dich gerade daran gewöhnt, Wasser zu beschaffen, kommt plötzlich ein Sandsturm, der deine Energieversorgung lahmlegt. Die Spielwelt ist gnadenlos, aber nie unfair - die echte Schwierigkeit liegt in deiner Planung und Priorisierung.
Wer ähnliche Systeme kennt, wird Parallelen zu Frostpunk oder This War of Mine erkennen - kein Wunder, immerhin stammen alle Titel vom gleichen Studio. Doch The Alters ist persönlicher. Intimer.
Sterile Kälte trifft surreale Einsamkeit
Technisch basiert das Spiel auf der Unreal Engine 5 und das sieht man auch: Besonders die Außenwelt wirkt mit ihren kargen Landschaften, schroffen Felsformationen und dynamischen Lichteffekten beeindruckend. Wenn der Horizont sich blutrot färbt und du weißt, dass dir nur noch Minuten bleiben, erzeugt das echte Anspannung.
Im Inneren der Basis ist das Design funktional, fast steril - passend zum Ton des Spiels. Die Klone sind solide animiert, doch ihre Stärke liegt weniger im Visuellen als in der stimmlichen Darbietung: Alle Alters werden vom selben Sprecher vertont, doch mit so viel Nuance, dass man ihnen ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten sofort abnimmt. Eine Leistung, die an Andy Serkis' Gollum-Performance erinnert - nur ohne Motion Capture.
Entscheidungen mit Nachhall
Was The Alters wirklich besonders macht, ist die Verknüpfung von Mechanik und Moral. Deine Entscheidungen - etwa, welche Version von Jan du erzeugst, wie du mit ihr umgehst oder welche Aufgaben du wem gibst - beeinflussen nicht nur die Produktivität, sondern auch den Verlauf der Story. Und glaub mir: Wenn du zum zweiten Mal einen Aufstand wegen mangelnder Wertschätzung niederreden musst, hinterfragst du deine Führungsqualitäten.
Dazu kommen gut inszenierte Funksprüche mit der Erde, moralische Dilemmata rund um Klonrechte und die Frage, was „du selbst sein" eigentlich bedeutet. Alles fühlt sich kohärent und bedeutsam an. Replayability? Definitiv gegeben.
