
DOOM: The Dark Ages
Der Slayer kehrt zurück – mit Schild und Schwert
Als DOOM: Eternal 2020 die Gaming-Welt erneut in Trümmer legte, schien der Slayer endgültig seinen Platz im modernen Shooter-Olymp gesichert zu haben. Doch nun, mit DOOM: The Dark Ages, schlägt id Software eine überraschend düstere Richtung ein.
Die Story spielt in einer apokalyptischen Parallelwelt names Argent D'Nur. In dieser Welt hat König Novik und mit seinen Nachtwächtern das Sagen. Der Doom Slayer, nun fast mythischer Held einer alten Prophezeiung, wird als letzte Bastion gegen eine dämonische Invasion heraufbeschworen. Statt futuristischer Superwaffen und knallbunter Dämonenpracht geht's in eine brutale, bluttriefende Fantasy-Hölle.
Und das funktioniert erstaunlich gut.
Denn was auf den ersten Blick wie ein gewagter Bruch mit der DNA des Franchise wirkt, entpuppt sich schnell als stilistisch stimmiger Rücksturz in eine andere Art der Apokalypse. DOOM ist plötzlich dreckiger, schwerer, erdiger - aber nicht weniger kompromisslos. Gerade das macht den Reiz aus.
Schon beim Betreten des ersten Levels hallen Rufe der Menschen durch die von Rauch und Blut getränkte Luft. "Der Slayer ist da!" - ein Gemisch aus Angst, Hoffnung und purer Ehrfurcht lag in diesen Worten. Zivilisten warfen sich zu Boden, Soldaten machen instinktiv Platz, während einer schrie: "Geht ihm aus dem Weg!" Man spürte als Spieler regelrecht die Präsenz des Doom Slayers -wie ein heranrollender Sturm, unausweichlich und zerstörerisch.
Ein Kreuzzug gegen die Finsternis
DOOM: The Dark Ages erzählt - im besten Sinne minimalistisch - von einem Slayer, der wieder einmal die letzten Reste der Menschheit retten muss. Nur dieses Mal nicht mit Plasma-Kanone, sondern mit Schrotflinte, Nahkampf und einem vielseitigen Schild, das nicht nur pariert, sondern Gegner in einer Art groteskem Ballett aus Schmerz und Feuer zerfetzt.
Interessant: Die Handlung fungiert als Prequel zum 2016er Reboot und beleuchtet die Ursprünge des DOOM Slayers - ein erzählerischer Ansatz, der erstaunlich gut funktioniert. Im Gegensatz zu Eternal, das stark auf Codex-Einträge setzte, vermittelt The Dark Ages seine Geschichte direkter und emotional nachvollziehbarer. Man will wissen, wie sich dieser mythische Kämpfer in eine Legende verwandelte - und das, obwohl DOOM eigentlich nie eine starke Story brauchte.
Die Levels sind größer und verzweigter als je zuvor, führen durch von Fäulnis zerfressene Burgruinen, lebendige Kathedralen und albtraumhafte Unterwelten. Hier zeigt sich ein deutlicher Pluspunkt: Das Leveldesign überzeugt mit Atmosphäre und Varianz. Wer sich an der Industrial-Metal-Ästhetik der Vorgänger sattgesehen hatte, bekommt hier eine neue, künstlerisch faszinierende Höllenvision serviert.
Auch das Pacing hat sich verändert: Statt ständiger Daueraction gibt es nun vermehrt ruhige - fast schon bedrohlich stille - Momente, in denen das Spiel Spannung aufbaut, bevor es einen erneut mit Wellen grotesker Gegner überrollt. Ein Wagnis, das nicht allen gefallen dürfte, aber der Serie neue Tiefe verleiht.
Schwerer, roher, kompromisslos
Das Kern-Gameplay bleibt klassisch DOOM: Speed, Präzision und Aggression sind der Schlüssel zum Überleben. Doch The Dark Ages bringt eine spürbare Schwere mit sich - wortwörtlich. Die Nahkampfwaffen haben Gewicht, die Schläge hallen nach, die Animationen sind brutal. Man spürt jeden Einschlag. Fans der flinken Manövrierbarkeit aus DOOM Eternal könnten diese neue Trägheit als Nachteil empfinden - aber sie passt zur mittelalterlichen Thematik und macht jeden Kampf bedeutungsvoller.
Besonders erwähnenswert: das neue Schild-Gameplay. Es blockt Angriffe nicht nur, sondern wird im richtigen Moment zur Waffe. Parieren, Zuschlagen, Zerschmettern - das fühlt sich in den besten Momenten fast schon wie ein Soulslike an, ohne die Serie zu verraten. Der Schild ersetzt elegant mehrere Mechaniken aus Eternal (Kettensäge, Flammenwerfer etc.) und schafft so ein fokussierteres, aber nicht weniger intensives Kampfsystem.
Das Ergebnis ist ein entschlackter, aber nicht simplerer Flow, der besonders durch clevere Parier-Mechaniken und kontextabhängige Nahkampfangriffe punktet. Wer Erfolg haben will, muss Rüstung durch Beschuss zum glühen bringen, bevor sie effektiv zerstört werden kann - ein cleveres Detail.
Abseits der Gefechte bietet The Dark Ages auch wieder Erkundung, Sammelobjekte und kleinere Rätsel. Schön: Diese sind nie zu aufdringlich oder langwierig, sondern bereichern das Pacing angenehm. Die Plattform-Passagen wurden im Vergleich zu Eternal deutlich entschärft - für manche ein Segen.
Drachenritte und Mech-Fights: Coole Idee, mäßige Umsetzung
Nicht ganz gelungen sind die spielerischen Ausreißer in Form von Drachenflügen und Mech-Sequenzen. Während der Cyber-Drachenritt zumindest visuell beeindruckt und für etwas Abwechslung sorgt, wirken die Mech-Passagen leider repetitiv und mechanisch uninspiriert. Sie fühlen sich eher wie Pflichtprogramm an, statt wie das epische Highlight, das sie sein könnten.
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Auch bei den Bosskämpfen bleibt Potenzial auf der Strecke: Viele sogenannte "Leader" sind lediglich aufgepumpte Standardgegner und verlieren durch vorhersehbare Mechaniken an Reiz. Hier hätte id Software mutiger sein dürfen.
Atmosphäre und Soundtrack: Metal trifft Gregorianik
Der Soundtrack ist eine der größten Überraschungen: Wo früher nur Industrial-Gewitter tobten, mischen sich jetzt düstere Chöre, dissonante Orgeln und mittelalterliche Instrumente ins Klangbild. Das erzeugt eine bedrückende Klanglandschaft, die hervorragend zur neuen Ausrichtung passt. Gerade die Bosskämpfe profitieren enorm von dieser epischen Vertonung - hier entsteht echtes Gänsehaut-Feeling.
Allerdings: Während sich DOOM: Eternal mit Tracks wie "BFG Division" ins Gedächtnis brannte, bleibt der Score von The Dark Ages weniger markant hängen. Die musikalische Untermalung ist stimmungsvoll, aber nicht ganz so ikonisch wie bei den Vorgängern.
Grafisch liefert DOOM: The Dark Ages einen grotesken Bilderrausch - allerdings mit kleinen Einschränkungen: Texturen sind nicht immer ganz sauber, gerade in den weitläufigeren Umgebungen gibt's vereinzelte Einbrüche. Auch die Gegnerdesigns, so kreativ sie auch sind, wiederholen sich im späteren Spielverlauf etwas. Das ist schade, denn das visuelle Worldbuilding ist ansonsten eines der Highlights. Insgesamt bleibt die Performance stabil, auch wenn The Dark Ages im direkten Vergleich zu Eternal etwas zurückhaltender in der Farbpalette und weniger spektakulär wirkt.
Ein großer Pluspunkt: Die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten. Wer will, kann Spielgeschwindigkeit, Parierfenster und Projektilverhalten individuell anpassen. So lässt sich DOOM: The Dark Ages entweder knackiger oder entspannter erleben - ein gelungenes Feature, das Spielern mehr Kontrolle über ihren Flow gibt.
