Ad Infinitum
Review

Ad Infinitum

Pubisher: Nacon • Developer: Hekate • Release: 12.09.2023
Ist er tot oder lebendig? In Ad Infinitum erforschen wir die Geschichte eines jungen Soldaten, der im ersten Weltkrieg dient. Neben den Schützengräben begleiten wir ihn durch das familiäre Anwesen und erhalten einen ganz persönlichen Eindruck seiner Psyche. Wir möchten euch in diesem Review aufzeigen, warum sich ein Blick in das Werk des deutschen Entwicklerstudio 'Hekate' lohnt und ob er bleibende Eindrücke hervorruft.

Auf dem Markt der Horror Spiele macht sich eine Bewegung bemerkbar. Eine abrupte Änderung der audiovisuellen Umgebung machten schon im 19 Jahrhundert die 'Jump-Scares' bekannt. Dies konnte sich bis ins frühe 21. Jahrhundert halten und werden nach und nach von der Erforschung menschlicher Psychen abgelöst. Was in Spielen wie zum Beispiel Layers of Fear seine frühen Anfänge hat, wird nun auch in Ad Infinitum fortgeführt. Traumatische Erlebnisse des Protagonisten wollen von uns als Außenstehender Betrachter erkundet werden. Man erlebt, wie die Grenzen zwischen Realität und Vorstellungskraft verschwimmt und niemand kann sagen, was Fakt und Fiktion ist. Oftmals resultieren diese Spiele in Gefühlen wie Schuld und Reue gegenüber eine bestimmten Handlung und das wiederum löst beim Spieler eine viel stärkere Emotionen aus und beschäftigen diesen, wenn schon längst der Abspann runtergerattert ist, als die Jump-Scares, die einen kurz hochschrecken lassen. Genau das ist auch das psychologische Ziel hinter dieser Wandlung der Horror-Spiele und hier finden wir uns in Ad Infinitum ebenfalls wieder.

Die Eröffnungssequenz von Ad Infinitum beginnt damit, dass wir in einem Schützengraben-Bunker sitzen und als wir uns in die matschigen Schützengräben aufmachen, die Hölle über uns losbricht. Hier und da schreien Kameraden vor Schmerzen und Vorgesetzte Befehle, überall fliegen Kugeln herum, Artilleriefeuer prasst auf unsere Stellung ein und wir hechten von einer Deckung zur nächsten und werden irgendwann von einer Artilleriegranate getroffen. Eine Sequenz später hängen wir in den Stacheldrähten herum und werden bewusstlos. Aber, sind wir wirklich bewusstlos? Spielt sich hier gerade eine Rückblende ab? Nicht nur das der Spieler hier mit der Brutalität des Ersten Weltkriegs konfrontiert wird, versucht man direkt im Prolog mit unseren Emotionen zu experimentieren und weckt die Neugier, was es mit dem plötzlichen Wechsel der Szene auf sich hat.

Nachdem wir aus der Bewusstlosigkeit erwachen, ändert sich der Schauplatz und wir befinden uns in einer riesigen Villa, die sich als Familienwohnsitz vom Spieler herausstellt. Wir übernehmen die Kontrolle über Paul, einen Soldaten, der für Deutschland in Frankreich an der Seite seines Bruders Johannes gekämpft hat. Während wir durch den familiären Wohnsitz wandern, müssen wir hier und da Rätsel lösen, um weitere Wege freizuschalten oder aber an Informationen zur Hintergrundgeschichte zu kommen. Zwischendurch nehmen wir Schatten wahr, die durch die Gänge wandern, bei denen es sich um Familienmitglieder zu handeln scheint. Bilden wir uns hier nur ein im Haus unterwegs zu sein? Oder lässt Paul einfach seiner Fantasie freien Lauf?

Ad Infinitum nimmt als psychologisches Horror-Spiel eine einzigartige Position ein, indem es sich mit dem Thema 'Erster Weltkrieg' auseinandersetzt, einem Konflikt, der nicht nur historisch für neue Gefüge gesorgt hat, sondern in Sachen Gewalt und Abscheulichkeit nur durch seines Nachfolger übertroffen wurde. Wir bekommen es hier mit einem Titel zu tun, der psychologischen und auch historischen Fakten aufgreift und das macht umso verstörender die Geheimnisse, rund um Ad Infinitum, aufzudecken.

In Ad Infinitums acht- bis zehnstündiger Handlung werden wir den Löwenanteil in dem unheimlichen Haus verbringen. Nach und nach, mit voranschreiten in der Kampagne, decken wir Pauls Familiengeschichte auf und erlangen so einen Einblick in seinen mentalen Zustand. Hier werden wir wieder in die Position gerückt uns mit dem Spiel auseinander zu setzen und zu hinterfragen, ob wir die Ereignisse um uns herum Real oder Fiktion sind. Das hält den Spannungsbogen hoch und sorgt auch bei uns für eine positive Angespanntheit dem großen Ganzen auf den Grund zu gehen. Jeder neue Hinweis, den wir im Spiel erhalten, lässt die Sicht auf zuvor entdeckte Hinweise und Geheimnisse wieder in einem anderen Licht dastehen und genau das ist es, was Hekate im eigentlichen Sinne bezweckt und was auch deren Form von psychologischer Horror ausmacht. Sie wollen die Vorstellungskraft der Spieler wecken und ständig neue Denkansätze fördern bzw. auch fordern.

Während wir uns durch Gräben und dem Haus bewegen, setzten wir auch einen Fuß ins "Niemandsland". Hier haben wir es mit einer alternativen, albtraumhaften Welt und übernatürlichen Kreaturen zu tun. Die Schützengräben sind nun massenhaft mit Stacheldrähten und Barrieren durchzogen. Auch gibt es Abschnitte in denen, für den im Ersten Weltkrieg berüchtigt, (Chlor-)Gas sein Unwesen treibt. Wenn wir in diesen Abschnitten das Gas inhalieren, so ruft es Halluzinationen hervor und wir werden mit Pauls Handlungen und deren Konsequenzen konfrontiert.

Aber es gibt auch Punkte in Ad Infinitum, die uns nicht so gut gefallen haben. Obwohl die Einführung des "Niemandsland" und auch der darin befindlichen Kreaturen als Selbstreflektion von Pauls Psyche verstanden werden kann, so wird man schon ein wenig aus der Immersion des Titels gerissen. Das selbe Problem haben wir auch bei den Rätseln, die überall im Spiel verteilt auftauchen. Sie fühlen sich oft wie Lückenfüller an und unterbrechen den Fluss der Erzählung. Visuell ist das Spiel oft zu dunkel, was zwar der Stimmung zu Gute kommen soll, uns als Spieler aber beim Erforschen und auch Begutachten der Szenen beeinträchtigt.

Ad Infinitum

Zusammenfassung

Präsentation (Grafik)
80%
Gameplay
80%
Inhalt
80%
Preis / Leistung
80%

Fazit

Ad Infinitum ist ein Spiel mit Stärken und Schwächen. Es versucht mit Spielen wie zum Beispiel 'Layers of Fear' mithalten zu wollen, stolpert aber durch eigene Designentscheidungen. Wirklich toll fanden wir an dem Spiel, dass der Charakter des Ersten Weltkriegs und dessen Auswirkungen auf Mensch und Familie eingefangen wurden und man sich somit auch mit dem Thema beschäftigt und auseinander setzt. Letzten Endes kann man sagen, dass das Spiel, auch wegen der Thematik, einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird an den man gut und gerne mal nachdenken wird.
Pro
+
Setting rund um den Ersten Weltkrieg
+
Storyline ermöglicht immer wieder neue (Denk-)Ansätze
+
grafische und musikalische Qualität abgesehen von ...
+
Spooky Elemente - Schatten, Pauls Wahrnehmung und Psyche
Contra
-
Rätsel mehr als Lückenfüller und ziehen den Pace runter
-
Niemandsland bricht Immersion
-
... den oft zu dunklen Schauplätzen
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