Assassin´s Creed: Mirage
Der Protagonist in Assassin's Creed: Mirage ist kein Unbekannter, den wir bereits kennen dürfen. Dieses Mal dreht sich die Geschichte um Basim, den wir bereits aus Assassin's Creed: Valhalla kennen. Die Reise beginnt etwa zwei Jahrzehnte vor den Ereignissen des Vorgängers, und wir erleben aus Basims Perspektive den Aufstieg der Assassinen sowie den gefürchteten Orden der Ältesten, die im Verborgenen ihre Macht und ihre neuartige Doktrin zu etablieren versuchen.
Auf seinem Weg trifft Basim auf verschiedene Charaktere, die rätselhaft, interessant und auch gefährlich für ihn sein können. Obwohl Assassin's Creed: Mirage ursprünglich als DLC für Valhalla geplant war, zeigt Ubisoft hier eindrucksvoll, was aus früheren Plänen entstehen kann – ein völlig neuer Titel.
Storytechnisch kämpft das Spiel unter dem Gewicht seiner eigenen Formel. Das Rätsel um Basim geht nicht tief genug, um die Spieler wirklich zu fesseln. Vieles wird nur sehr oberflächlich behandelt, und in Bezug auf Charaktertiefe und -entwicklung gibt es im Spiel nicht viel zu entdecken. Es wäre wünschenswert gewesen, noch mehr über den Orden der Ältesten zu erfahren.
Das Gameplay
Da Assassin’s Creed: Mirage zurück zu den Anfängen der Serie vor rund 15 Jahren gehen möchte, beschränkt sich das Gameplay mitunter auf Schleichen, Untertauchen, Stehlen und das Eliminieren von Zielen des Ordens. So lässt sich das große Gameplay grob umreißen. Natürlich stehen uns auch weitere Aufträge zur Verfügung, oder wir können uns den unzähligen Rätseln und Schätzen verschreiben, die es in Bagdad zu finden gibt. Im Großen und Ganzen ist das jedoch das Spielprinzip. Viel mehr gab es in Assassin’s Creed I, mit dem der Titel recht gut verglichen werden kann, auch nicht.
In Bezug auf das Parkouring orientiert sich Assassin’s Creed: Mirage stark an Assassin’s Creed: Syndicate. Durch einen Tastendruck können wir Gebäude erklimmen, an Seilen entlangspringen, über Dächer hüpfen und verschiedene akrobatische Kunststücke vollführen. Eine weitere Option besteht darin, durch erneutes Drücken einer Taste wieder sicher von Gebäuden und Strukturen herunterzuspringen. Nachdem in den letzten drei Assassin’s Creed-Teilen ein leicht angepasstes Kletter- und Parkoursystem eingeführt wurde, erfordert das Wiedereinführen des alten Systems eine gewisse Eingewöhnungszeit. Sogar mir passiert es immer noch, dass ich versehentlich auf Gegenstände hochklettere, anstatt nach unten zu kommen.
Leider wurde in dieser Serie erneut das Feature beschnitten, dass der Protagonist sich an sämtlichen Strukturen festhalten und diese erklimmen kann. Dies führt oft dazu, dass man wieder nach Wegen suchen muss, um ein Objekt zu erklimmen, oder man bei falschen Eingaben herunterfällt.
Bildergalerie
Generell fühlt sich die Steuerung wieder etwas umständlich an. Warum man sich dazu entschlossen hat, auch das Steuerungsschema zurück in die Steinzeit zu versetzen, kann man nur mutmaßen. Eine Bereicherung der Spielerfahrung ist es sicherlich nicht.
Die RPG-Elemente, die mit den letzten drei Assassin's Creed-Titeln eingeführt wurden, sind nun auf ein Minimum reduziert worden. Es gibt drei Talentbäume, die Basim in Täuschung und Angriff verstärken sollen.
Aber nicht alle Elemente von Origin, Odyssey oder Valhalla sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Wir können uns weiterhin mit einem Reittier durch und um Bagdad bewegen, haben unseren Adler, der für uns die nähere Umgebung auskundschaften kann, und Waffen sowie Rüstungen können beim Schmied aufgewertet werden. Auf diese Weise erleben wir live den Entwicklungsprozess von Basim mit. Rüstungen und Waffen können nur mittels eines zuvor gefundenen Verbesserungsplans auf die nächste Stufe gebracht werden und verfügen zudem über passive Boni, die durch ein Upgrade verstärkt werden können. Dadurch können wir Basim an unseren Spielstil anpassen oder uns für unterschiedliche Situationen im Spiel wappnen.
Auch das Bekanntheitssystem findet in Assassin’s Creed: Mirage Anwendung und kann ein echter Knackpunkt sein. Je mehr der Balken sich füllt, desto schwieriger wird es für uns als Spieler. Das bedeutet, dass wir uns mit immer stärkeren Gegnern messen müssen oder sogar mitten auf der Straße in einen Konflikt verwickelt werden können. Ein Nachteil dieses Systems ist, dass es problematisch sein kann, wenn wir vor einer Gruppe Angreifern fliehen und plötzlich eine neue Patrouille unseren Weg kreuzt, was zu einem weiteren Kampf führen kann. Es ist uns sogar schon passiert, dass eine Wache einen geschickten Ausfallschritt gemacht hat und uns mit ihrer Lanze erwischt hat – Game Over. Die positive Seite ist natürlich, dass es uns immer wieder dazu herausfordert, im Verborgenen zu agieren und auf keinen Fall bei Straftaten wie Mord oder Diebstahl erwischt zu werden.
Präsentation: Eine Geschichte von Schönheit
Visuell hält Mirage die hohen Standards seiner Vorgänger ein und übertrifft sie an manchen Stellen sogar. Die Darstellung von Bagdad ist äußerst detailreich gestaltet. Die Stadt ist in verschiedene Distrikte unterteilt, von denen jeder seinen eigenen Charme versprüht. Wenn wir durch die Metallfertigung oder die Färber-Manufaktur gehen, erleben wir den starken Kontrast zu den Gärten oder dem Verwaltungsdistrikt – hier arbeitet das Volk, dort sind die gut gekleideten Bewohner zu Hause. In den wohlhabenden Vierteln sind die Menschen auch aufmerksamer, was Fremde betrifft.
Aber im direkten Vergleich zu älteren Assassin’s Creed-Teilen fällt auf, dass die Personendichte drastisch abgenommen hat. Zwar stehen ab und zu kleine Gruppen von drei oder vier Personen am Straßenrand, doch wenn man dies mit Assassin’s Creed II vergleicht, wo ganze Plätze mit Menschen gefüllt waren und man sich mühelos durch die Menschenmassen bewegte, um den Blicken der Wachen zu entkommen, ist man bei Assassin’s Creed: Mirage eher überrascht. Vielleicht hat die Engine bereits ihren Grenzbereich erreicht, was den Detailgrad der Umgebung angeht, sodass mehr nicht möglich war?
Auch wenn Bagdad sehr detailgetreu nachgebildet ist und die Spieler oft in Staunen versetzt, kann es unserer Ansicht nach gerade so mit einem Assassin’s Creed: Origins oder Assassin’s Creed: Odyssey mithalten. Wenn man bedenkt, dass Ubisoft bei den genannten Titeln ganze Welten mit einzelnen Städten geschaffen hat und diese dann noch mit so viel Leben, Trubel und Missionen gespickt waren, ist Assassin’s Creed: Mirage ein Spiel, das hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Wir hätten uns gewünscht, dass Alamut nicht nur diese Tutorial-Behandlung erhalten hätte und in der Welt immer als Rückzugsort verfügbar gewesen wäre. Das hätte dem Spiel vielleicht ein anderes Flair verliehen und auch dafür gesorgt, dass die Welt noch größer wirkt und nicht nur rund um Bagdad begrenzt ist.