
Battlefield 6
Wieder auf Kurs - das alte/neue Gefühl von echtem Kriegschaos
Schon nach den ersten Matches wird klar: Battlefield 6 spielt sich wieder wie Battlefield. Keine überdrehten Spezialistenfähigkeiten, kein Gefühl eines anonymen Sci-Fi-Shooters - sondern Soldaten, Klassen und klare Rollen. Assault, Support, Engineer und Recon sind zurück, und sie geben der Teamdynamik den verloren geglaubten Puls. Jede Rolle ist klar definiert und bringt sinnvolle Aufgaben mit - etwa das Reparieren von Fahrzeugen durch Ingenieure oder das Markieren von Zielen per Drohne durch Recons. In der Praxis funktioniert das Zusammenspiel erstaunlich gut, wenn Squads kooperieren, wodurch sich klassische Battlefield-Synergien wieder spürbar machen.
Das Gunplay ist dabei direkter und wuchtiger denn je. Jeder Schuss fühlt sich kräftig an, jedes Nachladen hat Gewicht. Auch die Bewegung ist flüssiger - DICE wollte eine schnellere, modernere Spielweise, ohne taktische Elemente zu opfern. Rutschen und Springen sind zwar Bestandteil des Gameplays, aber nicht übertrieben. Statt wildem Herumgehopse à la Call of Duty bleibt der Fokus auf Teamkoordination und Positionierung.
Wo BF 2042 oft Kritik erntete, war es im Bereich Fahrzeugintegration und Fokus auf große Maps - dort fiel das Spiel oft auseinander, weil das Zusammenspiel zwischen Infanterie und Vehikeln nicht stimmte. Battlefield 6 rückt diese Balance wieder mehr in den Fokus: Fahrzeuge sind tragende Elemente, aber sie dominieren nicht jeden Kampf. Auf manchen Karten fehlt allerdings manchmal die Vielfältigkeit - in Fahrzeug-freien Szenarien glänzt dann der reine Infanteriekampf.
Und dann sind da diese „Only in Battlefield"-Momente, die man in keinem anderen Spiel so wiederfindet: Ein Helikopter, der in eines Gebäudes stürzt, eine Explosion verursacht und das Gebäude einstürzen lässt. Ein Trupp, der sich mit letzter Munition durch eine Ruine kämpft. Ein Panzer, der dich im letzten Moment rettet. Es ist dieses Chaos im System - unberechenbar, filmreif, einzigartig.
Waffen, Karten und Modi - endlich wieder Schlachtfelder mit Charakter
Waffenvielfalt ist diesmal ein echter Pluspunkt. Egal ob präzises Snipern auf offener Steppe oder enge Feuergefechte in Stadtruinen - jede Knarre hat Charakter und spürbares Feedback. DICE hat hörbar und sichtbar an der Waffenphysik gearbeitet: der Rückstoß ist spürbar, aber berechenbar, die Ballistik glaubwürdig. Das Waffengefühl zählt zu den größten Pluspunkten von BF6. Besonders positiv fallen die Soundeffekte, das Nachladegefühl und die „Taktilität" im Schusswechsel ins Gewicht - das verhilft dem Geschehen zu einer spürbaren Feedbackschwere.
Auch die Karten sind ein Highlight: von urbanen Abschnitten (New Sobek, Saints Quarter) über Wüsten- und Gebirgslandschaften (Operation Firestorm, Mirak Valley) bis hin zu ikonischen Städten wie Kairo oder Manhattan - jede Map wirkt lebendig und durchdacht. Besonders cool: Zerstörung ist wieder ein zentraler Bestandteil. Wenn ein Panzer durch ein Gebäude bricht und die Deckung wegreißt, ist das kein Skript - das passiert wirklich.
Battlefield 6 setzt auf vier Kernmodi, die jeweils einen eigenen Spielstil bedienen. Der Klassiker Eroberung bleibt das Herzstück der Serie - riesige Karten, mehrere Zonen und das typische Hin und Her, das den Reiz der Reihe seit jeher ausmacht. Durchbruch sorgt dagegen für fokussiertere Action: Angreifer und Verteidiger treffen auf klar definierten Frontlinien aufeinander, wodurch jeder Meter Boden hart umkämpft ist. Neu und besonders spannend ist Eskalation, ein Modus, der sich dynamisch an den Spielverlauf anpasst - wer hier früh dominiert, wird später selbst zur Zielscheibe. Das sorgt für überraschende Wendungen und hält die Matches bis zum Schluss spannend. King of the Hill schließlich bringt das Chaos auf den Punkt: ein zentraler Hotspot, endlose Explosionen und der pure Kampf ums Überleben. Egal, ob man lieber strategisch vorgeht oder einfach mittendrin sein will - Battlefield 6 bietet für jeden Typ Soldat den passenden Spielplatz.
Und dann ist da noch der Portal-Modus, ein mächtiges Werkzeug, das die Grenzen sprengt: Fans können Karten, Fraktionen, Waffen und Regeln aus früheren Teilen kombinieren. So wird Battlefield 6 nicht nur ein Spiel, sondern eine Plattform - ein Liebesbrief an die Community, die seit Jahren auf genau so etwas gewartet hat.
Eine Kampagne zum Mitnehmen, nicht zum Bleiben
Die Einzelspielerkampagne, angesiedelt im Jahre 2027, schickt uns mit der Spezialeinheit Dagger 1-3 rund um den Globus, um der aufstrebenden PMC-Fraktion Pax Armata das Handwerk zu legen. Die Story hat ein paar spannende Momente, verliert aber nach der Hälfte an Zugkraft. Das Pacing schwankt, manche Missionen fühlen sich generisch an. Gegen Ende zieht das Drehbuch zwar an, aber unterm Strich bleibt die Kampagne eher ein Bonus als ein Verkaufsargument. Einige Missionen bieten mehr Freiraum (z. B. Scharfschützenmissionen), andere sind stark linear geführt.
Kurz gesagt: nett, solide, einmal durchspielen - und gut. Ein nettes Gimmick ist der Splash Screen am Ende der Kampagne, der einen darauf hinweist, entweder nochmals in die Kampagne einzutauchen, um Sammelgegenstände aufzunehmen oder aber den Speicherplatz für den Solo Modus kurzerhand, durch Deinstallation, freizugeben.
Grafik & technische Umsetzung
Visuell setzt Battlefield 6 dort an, wo viele Fans es sich erhofft haben: detaillierte Umgebungen, realistische Zerstörung, stark ausgearbeitete Licht- und Partikeleffekte. Gebäude stürzen in realistische Trümmer, Materialien reagieren passend, zahlreiche Effekte (Staub, Rauch, Explosionen) wirken hochwertig inszeniert. Besonders in Close-Ups und in Momenten mit vielen Effekten gleichzeitig kann BF6 ziemlich beeindrucken.
Auf PC sind technische Optionen üppig, inklusive DLSS, FSR und XeSS-Unterstützung, ultrabreiten Bildschirmen, HDR etc. Die Hardware-Anforderungen sind nicht übertrieben hoch (zumindest für 1080p) - für 4K/60 fps auf Ultra wird jedoch kräftig Leistung benötigt.
Zum Launch gab es teils bekannte Startprobleme: Warteschlangen von bis zu 200000 Spielern, die jedoch schnell abgearbeitet werden konnten. Auch wurde mir zu Beginn der Zugang zum Spiel verwehrt, weil ich Secure Boot ausgeschaltet hatte. Zumindest funktionieren die Schutzmaßnahmen von EA wie sie sollen.
Im Vergleich zu Battlefield 2042, das oft für technische Unstimmigkeiten, instabile Performance und unausgefeilte Zerstörung kritisiert wurde, macht BF6 einen deutlich reiferen Eindruck. Dort wirkten Explosionen manchmal austauschbar oder rigide, während hier Zerstörung und grafische Details häufiger Eindruck hinterlassen.
Der Blick nach vorn - bleibt Battlefield 6 auf Kurs?
So stark Battlefield 6 zum Launch dasteht, bleibt eine Frage offen: Wie konsequent wird EA den Titel in den kommenden Monaten unterstützen? Denn nach den turbulenten Jahren rund um Battlefield 2042 sitzt das Misstrauen tief. Live-Service kann ein Segen sein - oder ein Fluch, wenn Content ausbleibt oder der Fokus zu sehr auf Monetarisierung rutscht.
Bisher deutet vieles darauf hin, dass DICE und EA aus ihren Fehlern gelernt haben: Roadmaps, transparente Entwickler-Updates und die Einbindung der Community über die neuen Battlefield Labs zeigen, dass man den Kontakt zur Spielerschaft sucht. Doch letztlich wird die wahre Stärke von Battlefield 6 davon abhängen, ob dieser Support langfristig anhält.
Denn so solide das Grundgerüst ist - ohne frische Karten, saisonale Events und clevere Erweiterungen könnte selbst dieser starke Neuanfang an Schwung verlieren. Battlefield 6 hat alles, um eine neue Ära einzuleiten - jetzt liegt es an EA, diesen Kurs auch zu halten.
