Life is Strange: Double Exposure
Die Story: Alte Wunden, neue Herausforderungen
Max lebt und arbeitet inzwischen weit entfernt von Arcadia Bay, doch die Schatten der Vergangenheit verfolgen sie nach wie vor. Double Exposure taucht tief in Max’ psychische Wunden ein und zeigt uns eine gereifte, aber gebrochene Protagonistin, deren Entwicklung zu den stärksten Elementen des Spiels zählt. Durch Tagebucheinträge, Sammelobjekte und brillante Dialoge wird ihre komplexe Gefühlswelt greifbar. Die Geschichte selbst ist ein spannendes „Whodunit“-Drama1, das mit unerwarteten Wendungen überrascht und die Spieler auf Trab hält. Der Tod von Safi, einer engen Freundin Max’, bildet den zentralen Konflikt. Die Reise durch die etwa 15 Stunden Spielzeit ist voller emotionaler Höhepunkte, auch wenn das Erzähltempo gelegentlich ins Stocken gerät.
Gameplay: Altbewährtes trifft auf neue Mechaniken
Das Gameplay bleibt der Serie treu: Erkunden, Dialoge führen und einfache Rätsel lösen. Der Clou ist Max’ neue Fähigkeit, zwischen zwei Zeitlinien zu wechseln – einer, in der Safi noch lebt, und einer, in der sie tot ist. Dies erweitert das Gameplay, indem es Spielern erlaubt, beide Realitäten zu erkunden und neue Facetten der Charaktere zu entdecken. Diese Mechanik ermöglicht zwar spannende narrative Möglichkeiten, wird jedoch nicht voll ausgeschöpft, um beispielsweise Entscheidungen bedeutsamer zu machen.
Bildergalerie
Leider wirken manche Rätsel, wie das Umgehen von Hindernissen, eher wie Zeitstrecker und bremsen das Erzähltempo. Die Möglichkeit, per „Pulse“-Funktion eine parallele Zeitlinie zu belauschen, ist jedoch eine spannende Neuerung, die zur Aufklärung des Falls beiträgt.
Die Nebencharaktere in Life is Strange: Double Exposure spielen eine entscheidende Rolle für die emotionale Tiefe der Geschichte. Besonders hervorzuheben sind Safi (Max’ beste Freundin) und Moses (ein enger Kollege), deren persönliche Geschichten und Interaktionen nicht nur die Handlung vorantreiben, sondern auch Max’ Entwicklung prägen. Moses bringt durch seine eigene Hintergrundgeschichte und seine dynamische Beziehung zu Max wichtige Perspektiven in die Erzählung ein.
Präsentation: Ein Augenschmaus mit Makeln
Optisch beeindruckt Double Exposure mit herausragender Animation und Detailverliebtheit. Insbesondere die Mimik der Figuren vermittelt Emotionen auf authentische Weise, wodurch die Charaktere lebendig wirken. Dazu gesellt sich ein exzellenter Soundtrack, der die melancholische Atmosphäre perfekt untermalt. Leider trüben technische Mängel wie flackernde Lichteffekte und unruhige Haaranimationen das Gesamtbild. Diese Bugs, obwohl nicht spielentscheidend, brechen die Immersion in einer Story, die auf Atmosphäre und Details baut.
Entscheidungen: Weniger Biss als erhofft
Während die Serie für schwerwiegende Entscheidungen bekannt ist, fehlt es Double Exposure in diesem Bereich an Tiefe. Die Konsequenzen vieler Entscheidungen fühlen sich weniger bedeutend an als in früheren Teilen. Besonders in den späteren Kapiteln scheint es, als ob die Hauptgeschichte auf ein festes Ende zusteuert, unabhängig von den getroffenen Entscheidungen. Dadurch entsteht das Gefühl, dass der Einfluss des Spielers begrenzt ist. Life is Strange war bekannt dafür, den Spieler vor moralisch komplexe Entscheidungen zu stellen, die echte Zwiespälte erzeugten. In Double Exposure gibt es zwar einige größere Entscheidungen, doch viele davon wirken weniger herausfordernd oder haben keine unmittelbaren emotionalen Konsequenzen. Auch der Wiederspielwert leidet darunter, da die Alternativen wenig Anreiz bieten, das Abenteuer erneut zu erleben.
Footnotes
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Ein Whodunit-Drama ist ein Begriff aus der Literatur, dem Film und Videospielen, der sich auf eine Geschichte bezieht, in der es darum geht, ein Rätsel oder ein Verbrechen – oft einen Mord – aufzuklären. Der Begriff „whodunit“ ist eine Verkürzung von „Who [has] done it?“ (Wer hat es getan?), was den Fokus auf die Suche nach dem Schuldigen legt. ↩