
MotoGP™25
Kampagnenmodus – Dein Weg zur Legende
Wer MotoGP bisher vor allem wegen des Karrieremodus gespielt hat, kennt das Prinzip: Fahr dich durch die Klassen nach oben, verbessere dein Bike, sammle Pokale – und gut ist. In MotoGP™25 hat Milestone genau an dieser Formel gedreht und ihr endlich mehr Persönlichkeit und Dynamik verpasst. Und das tut dem Spiel richtig gut.
Der Karriere-Modus wurde dieses Jahr deutlich überarbeitet – und das merkt man schon beim ersten Vertragsgespräch. Statt linearer Aufstiegskurven erwartet uns eine dynamische Rivalitätsmechanik, bei der wir in Interviews und auf der Strecke echte Beziehungen zu anderen Fahrern aufbauen – oder eben Feindschaften pflegen.
Ein Highlight ist das neue Reputations- und Rivalitäts-System. Deine Entscheidungen – auf und neben der Strecke. Spannend: Dein Ruf bei Teams wird nicht mehr nur durch deine Platzierung bestimmt, sondern auch durch dein Verhalten. Ein sauberes Überholmanöver? Pluspunkte. Aggressives Rausdrängeln? Könnte das nächste Vertragsangebot kosten. Diese neue Tiefe verleiht der Karriere einen glaubwürdigeren Motorsport-Charakter – und ein wenig Drama à la Netflix-Doku gleich mit dazu.
Was MotoGP™25 auch gut macht: Es lässt dich Geschichten erleben, ohne sie zu skripten. Die neuen Rivalitäten entstehen aus deinem Fahrstil und deinen Entscheidungen. Auch die Vertragsverhandlungen wurden überarbeitet – du kannst dich auf bestimmte Ziele festlegen, Sponsoren beeinflussen deine Lackierung, und dein Ruf entscheidet darüber, ob Top-Teams überhaupt mit dir sprechen.
Ein weiteres Highlight war für mich das Rennen in Assen, bei dem ich in der letzten Kurve einen zu forschen Rookie ausbremste – nur um danach eine hitzige Social-Media-Diskussion in der Spielwelt loszutreten. Diese kleinen Story-Elemente lassen einen wirklich das Gefühl bekommen, Teil der Szene zu sein.
Ein weiterer Pluspunkt sind die zusätzlichen Trainingsherausforderungen, mit denen du gezielt an deinen Schwächen arbeiten kannst. Ob Bremsverhalten, Kurveneingang oder Regenrennen – alles lässt sich separat trainieren, fast wie in Ride 5, nur nicht ganz so technisch. Und wer lieber mit dem Team tüftelt, darf sich über einen erweiterten Forschungsbaum freuen, bei dem man wirklich das Gefühl hat, das Motorrad individuell zu verbessern – nicht nur kosmetisch, sondern mit spürbarem Einfluss auf die Performance.
KI mit Köpfchen – Endlich Gegner, die mehr als nur Ideallinie kennen
Was in den letzten Jahren oft wie ein gut einstudierter Tanz entlang der Ideallinie wirkte, fühlt sich in MotoGP™25 endlich wie echter Rennsport an: Die KI-Fahrer haben sich spürbar weiterentwickelt – und das ist nicht nur PR-Gewäsch.
Schon im ersten Grand Prix in Mugello habe ich gemerkt: Hier ticken die anderen Fahrer anders. Beim Anbremsen zur ersten Kurve blockierte mich ein KI-Konkurrent leicht, ließ mir aber gerade noch genug Raum. In der nächsten Runde drückte sich derselbe Fahrer dann frech innen rein – aber eben nicht blindlings, sondern so, wie es ein echter Fahrer machen würde, wenn er die Lücke sieht. Dieses Verhalten hat fast was von den besseren Fahrern in Gran Turismo 7, nur eben mit zwei Rädern statt vier.
Statt sich stur auf die Ideallinie zu kleben, reagieren die Gegner nun auf das, was um sie herum passiert. Sie weichen aus, wenn’s eng wird, versuchen Kontermanöver, und was besonders wichtig ist: Sie machen auch mal Fehler. In einem Rennen in Sachsenring fuhr ein KI-Gegner zu spät in die letzte Kurve ein und musste ins Kiesbett – das eröffnete mir plötzlich eine Überholmöglichkeit, mit der ich nicht mehr gerechnet hatte. Es sind genau solche Situationen, die sich ungeplant und dadurch authentisch anfühlen.
Natürlich ist nicht alles perfekt – in chaotischen Starts wirkt das Verhalten noch manchmal etwas zu brav, als würden sie ein „Safety-First“-Diplom verteidigen. Aber während der Rennphase ist das Verhalten überraschend nuanciert. Man fühlt sich wie Teil eines echten Fahrerfelds, nicht wie der einzige Mensch unter Automaten.
Wer also von vorherigen Teilen oft genervt war, weil die KI wie auf Schienen fuhr oder einem nie wirklich Druck machte, wird hier eine angenehme Überraschung erleben. MotoGP™25 zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Gegner auch wie solche anfühlen – nicht wie ferngesteuerte Platzhalter. Und das ist, gerade im Motorsport-Genre, ein Fortschritt, der das Spiel auf ein neues Level hebt.
Zwischen Hochglanz-Maschinen und matschigen Tribünen – MotoGP™25 im Grafik-Check
Wenn man das erste Mal in MotoGP™25 auf sein Bike steigt, blitzt die Faszination für den Motorsport direkt auf. Die Maschinen wirken wie aus dem Showroom geschoben – makellos modelliert, mit feinster Lackierung, sichtbaren Schrauben, auf Hochglanz polierten Carbon-Teilen und individuellen Designelementen, die dein Team widerspiegeln. Selbst die Bewegungen des Fahrers – die subtile Gewichtsverlagerung in der Kurve, der Griff zur Kupplung beim Start – sind detaillierter denn je. Hier ist MotoGP™25 auf Augenhöhe mit Titeln wie Ride 5 oder Gran Turismo 7, wenn es um Fahrzeugverliebtheit geht.
Auch die Strecken selbst sind beeindruckend nachgebildet. Ob das sanfte Auf und Ab in Mugello oder der wellige Asphalt von Silverstone – man spürt die Topographie fast im Controller. Besonders beeindruckt hat mich der Stadtkurs in Spielberg bei Sonnenuntergang. Die tiefstehende Sonne, das lange Geradeausstück mit der charakteristischen Tribüne – das sieht schon verdammt nah an einer TV-Übertragung aus.
Aber: Sobald man den Blick von der Piste abwendet, beginnt die Fassade zu bröckeln.
Die Zuschauer – ach ja, die armen Klatsch-Statisten – erinnern eher an PS4-Zeiten. Starre Bewegungen, matschige Texturen, kaum erkennbare Gesichter. Bei einem Rennspiel vielleicht verzeihlich, aber wenn MotoGP™25 den Anspruch erhebt, Next-Gen zu sein, dann gehört auch das Drumherum dazu. Alles, was auf der Strecke passiert, ist technisch stark, aber der Blick in die Box oder auf die Tribüne holt einen wieder auf den Boden der Realität zurück.
Noch kritischer wird’s beim Wetter. Regenrennen sollen eigentlich Spannung bringen, rutschige Strecken, schlechte Sicht, echtes Drama. Leider bleibt das visuell weit hinter den Möglichkeiten zurück. Die Regentropfen auf dem Visier wirken künstlich, und die Pfützen reflektieren kaum. Ein Rennen in Le Mans bei Nieselregen wirkte optisch eher wie ein schattiger Nachmittag im Herbst. Atmosphäre? Fehlanzeige.
Das Spannende ist: All das schmälert die fahrerische Qualität nicht. Im Gegenteil – das physikalische Verhalten der Motorräder passt sich sogar bei wechselndem Wetter spürbar an. Aber optisch bleibt die Immersion auf der Strecke, sobald man sich wünscht, dass das Spiel auch abseits der Kurven mit modernen Racing-Titeln mithalten kann.
Zwischen Schraubenschlüssel und Stabilitätskontrolle – wie MotoGP™25 Profis fordert und Neulinge mitnimmt
Egal ob du zum ersten Mal ein virtuelles MotoGP-Bike anschmeißt oder schon seit Jahren mit der Ideallinie verheiratet bist – MotoGP™25 bietet dir die passende Fahrdosis. Was im ersten Moment nach dem üblichen „Assists an/aus“-Baukasten klingt, entpuppt sich im Spiel schnell als erstaunlich fein abgestimmtes System, das mehr Tiefe bietet, als man auf den ersten Blick erwartet.
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Beginnen wir mit den Fahrhilfen: Diese lassen sich bis ins Detail konfigurieren – von automatischer Schaltung über Bremsassistenten bis hin zur Wheelie-Kontrolle. Das ist nicht nur für Einsteiger ein Segen, sondern auch für Wiedereinsteiger, die sich langsam an den Realismus herantasten wollen. Ein Freund von mir, der bisher vor allem Mario Kart gezockt hat, wagte sich mit sämtlichen Assists in ein Einsteigerrennen auf dem Sachsenring – und siehe da: Statt Frust gab’s erstes Rennfieber. Das Spiel führt einen spürbar vorsichtig an die physikalischen Tücken eines Zweirads heran.
Für Profis hingegen geht die Reise tiefer – viel tiefer. Die Tuning-Optionen bieten Spielraum auf fast schon Ride 5-Niveau. Ob Gabelhärte, Übersetzung, Federung oder Motorbremse – jedes Detail ist einstellbar, und jede Änderung wirkt sich auf das Fahrverhalten aus. Es ist der berühmte Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Kontrolle und Wahnsinn. Besonders eindrücklich wurde das für mich beim Grand Prix von Assen: Ich hatte das Gefühl, dass mein Bike in den schnellen Schikanen immer wieder leicht aus der Linie driftet. Nach einer kurzen Tuning-Session in der Box und dem Anpassen des Fahrwerks lag ich plötzlich wie auf Schienen – dieses Erfolgserlebnis ist Gold wert.
Was ebenfalls überzeugt: Die „Quick Setups“. Wer sich nicht in Tabellen verlieren will, bekommt vorgefertigte Einstellungen nach Fahrstil (z. B. „stabil“ oder „aggressiv“) serviert, ähnlich wie bei F1 23. Das sorgt für schnelle, spürbare Änderungen, ohne dass man gleich Ingenieur sein muss.
Die andere Seite der Strecke – Was MotoGP™25 noch ausbremst
So stark MotoGP™25 auch in vielen Bereichen auftrumpft – einige Schwächen bleiben hartnäckig bestehen oder schleichen sich neu ins Fahrerlebnis ein. Gerade wenn man als Fan der Reihe jedes Jahr wieder hofft, dass diese Baustellen endlich verschwinden, fühlt es sich manchmal ein bisschen so an, als würde man bei 250 km/h den sechsten Gang suchen – und er ist einfach nicht da. Hier sind die größten Stolpersteine im Detail:
Zugegeben, das Renngeschehen selbst ist packend inszeniert – aber alles drumherum fühlt sich nach wie vor sehr statisch an. Die Menüs wirken funktional, aber lieblos. Es gibt kaum Animationen beim Team, keine echten Cutscenes oder Interviews, die Emotionen transportieren.
Obwohl MotoGP™25 grundsätzlich stabil läuft, gibt es technische Ungereimtheiten, die das Erlebnis gelegentlich trüben. In meinem Testlauf kam es auf der Strecke in Mandalika mehrfach zu Clipping-Fehlern, bei denen der Reifen sichtbar in die Fahrbahn eintauchte – besonders unschön in Wiederholungen oder Fotomodus-Aufnahmen. Auch kleinere Pop-ins bei Schatten oder Randobjekten (vor allem bei schnellen Kameraschwenks) sind keine Seltenheit.
So überzeugend der überarbeitete Karrieremodus auf den ersten Blick wirkt – nach rund 10–15 Stunden schleicht sich das Gefühl ein, dass sich vieles wiederholt. Die Trainingsziele sind oft ähnlich, das Fortschrittssystem in der Motorradentwicklung stagniert nach einer Weile, und auch die Rivalitäten nutzen sich ab, wenn die KI dir zum dritten Mal im Rennen „zufällig“ in die Seite fährt.
