
The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered
Nostalgie trifft Next-Gen
Wer von uns hat nicht irgendwann in der Vergangenheit durch die Wälder von Cyrodiil geschlichen, einen Daedra erschlagen oder versehentlich einen Apfel gestohlen und dafür das halbe Kaiserreich gegen sich aufgebracht? Mit The Elder Scrolls IV: Oblivion Remastered serviert uns Bethesda ein Remake, das die goldene Ära der Rollenspiele zurück auf die moderne Konsole bringt – mit frischer Grafik, überarbeiteten Systemen und dezentem Feinschliff, ohne den Charme des Originals zu verlieren.
Ich hatte beim damaligen Release stundenlang gespielt – die Texturen verwaschen, die Gesichter… naja, sagen wir mal “einzigartig”. Umso surrealer ist es, als ich jetzt dieselbe Einöde von Kvatch betrete, aber mit HDR, butterweichem 60 FPS und einem orchestralen Klangteppich, der Gänsehaut garantiert.
Wunderschöne Neuauflage mit modernem Look & Feel – ein alter Traum in neuem Licht
Was sofort ins Auge fällt, wenn man Oblivion Remastered startet, ist das Gefühl: Es sieht endlich so aus, wie wir es in Erinnerung haben. Und das ist ein kleines Wunder, denn unsere nostalgisch verklärten Bilder aus 2006 hatten damals natürlich weder scharfe Texturen noch realistische Lichtstimmung. Das Remaster schafft genau diesen Spagat – es modernisiert, ohne den Charakter des Originals zu verlieren.
Ein perfektes Beispiel dafür ist die Kaiserstadt. Wer damals zum ersten Mal über die Brücke durch die gewaltigen Tore in die Hauptstadt marschiert ist, hatte Gänsehaut – und genau dieses Gefühl kommt hier sofort wieder hoch. Nur diesmal sieht man die Wasserreflektionen im See glitzern und die Sonnenstrahlen brechen sich durch die Bäume rings um die Stadt.
Die Belagerung von Kvatch war schon im Original ein Highlight – jetzt ist sie ein Gänsehautmoment. Das Tor nach Oblivion wirkt wie ein pulsierender Schlund in der Landschaft. Die Umgebung wirkt dreckig, bedrohlich, echt – als wäre man mitten in einem Kriegsfilm.
Die Höllenwelt der Oblivion-Portale – jetzt wirklich ein Albtraum
Im Original waren die Oblivion-Portale vor allem rot, düster und… irgendwie immer gleich. Im Remaster wird aus dieser dämonischen Parallelwelt nun ein deutlich intensiverer Schauplatz – eine Welt, die nicht nur feindlich ist, sondern dir das auch visuell unter die Nase reibt.
Schon beim Betreten des ersten Portals in der Nähe von Kvatch wird klar: Hier hat sich etwas getan. Die Luft flimmert vor Hitze, der Himmel ist pechschwarz und blutrot zerrissen von lodernden Rissen. Blitze zucken über grotesk geformte Silhouetten am Horizont. Die Lava fließt nicht einfach nur durch die Ebene, sie glüht bedrohlich, reflektiert an den Felsformationen und lässt Schatten tanzen, als würden sich unsichtbare Wesen durch das Terrain schleichen.
Zudem wurden die visuellen Effekte der Türme überarbeitet: Magische Siegel glimmen an den Wänden, Flammenzungen schlagen realistisch an den Säulen empor, und das berühmte „Siegelstein“-Finale wirkt jetzt wie der Höhepunkt eines düsteren Rituals, nicht wie ein schneller Exit.
Kurz gesagt: Die Oblivion-Welten sehen nun endlich so höllisch aus, wie sie sich immer angefühlt haben. Sie sind kein grafischer Lückenfüller mehr, sondern albtraumhafte Dimensionen, die sich visuell deutlich von der Hauptwelt abheben – und das macht jede Reise hinein aufs Neue eindrucksvoll.
Überarbeitete Spielelemente und der Umstieg auf die Unreal Engine 5 – Ein neues Herz für eine alte Legende
Mit dem Remaster von The Elder Scrolls IV: Oblivion auf der Unreal Engine 5 wurde nicht nur die Optik massiv verbessert – auch einige Spielelemente wurden sinnvoll angepasst, um die Mechaniken für heutige Ansprüche angenehmer und zeitgemäßer zu gestalten. Der Umstieg auf die Unreal Engine 5 ist mehr als nur eine kosmetische Änderung. Er sorgt dafür, dass die Welt von Cyrodiil viel organischer und natürlicher wirkt. Stichworte wie Nanite (für ultradetaillierte Geometrie) und Lumen (für dynamische Lichtverhältnisse) sorgen dafür, dass alles lebendiger, realer und eindrucksvoller aussieht. Sonnenstrahlen brechen jetzt realistisch durch Baumwipfel, Fackeln werfen dynamische Schatten an Höhlenwände, und in den Straßen der Kaiserstadt glitzert das Kopfsteinpflaster im Regen.
Das Remaster verändert nicht den Charakter des Spiels, aber es glättet viele Ecken und Kanten, die früher den Spielspaß gebremst haben. Während die Mechanik grundsätzlich erhalten blieb (kein neues Parieren oder ausgeklügelte Schlagkombos), wurde das Trefferfeedback deutlich verbessert. Schläge fühlen sich direkter an, Schildblocken wirkt natürlicher, und Zauberanimationen haben mehr Wucht. Insgesamt spielt sich der Kampf griffiger und schneller, was besonders in hektischen Situationen angenehm auffällt. Pferdereiten fühlt sich endlich brauchbar an! Früher war es oft eine ruckelige Qual, vor allem in unebenem Gelände. Jetzt kannst du dynamischer und flüssiger reiten, ohne dass du Angst haben musst, an jedem zweiten Felsen hängen zu bleiben. Es gibt leichte Quality-of-Life-Verbesserungen, wie eine schnellere Schnellreise, komfortablere Questmarker und ein vereinfachtes Alchemie- und Verzauberungssystem. Diese Änderungen sind dezent, verändern aber die Spielgeschwindigkeit merklich.
Trotz aller Modernisierungen haben die Entwickler bewusst darauf verzichtet, bestimmte Grundpfeiler des Spiels – etwa das Level-Scaling der Gegner oder die klassenspezifische Progression – tiefgreifend zu ändern. Manche Mechaniken, die heute als altbacken gelten könnten, wurden also bewusst erhalten, um die DNA von Oblivion nicht zu verwässern.
Schnelleres und flüssigeres Gameplay – Oblivion, wie es sich immer hätte spielen sollen
Egal wie nostalgisch verklärt man Oblivion in Erinnerung hat – eins war schon damals klar: Es hatte Ecken und Kanten. Ruckler beim Betreten neuer Gebiete, nervige Ladebildschirme hinter jeder Tür und ein Kampfsystem, das sich mitunter so träge anfühlte. Das Remaster räumt hier ordentlich auf – und das merkt man sofort.
Schon beim ersten Spaziergang durch die offene Welt wird klar: Die Ladezeiten sind quasi nicht mehr existent. Selbst wenn man vom hektischen Getümmel der Kaiserstadt in die ruhigen Wälder von Chorrol fast-travelt, ist man innerhalb von Sekunden da – kein Tipps&Tricks-Bildschirmmarathon mehr. Wer damals an den Türen jedes Hauses innerlich gestöhnt hat, wird jetzt aufatmen: Es lädt flüssig, schnell und ohne den Flow zu unterbrechen.
Früher war es ein Ruckel-Fest, wenn sich Kampf, Zauber und das Tummeln einiger NPCs auf dem Bildschirm abzeichneten. Jetzt? Butterweich. Kein Input-Lag, keine Denkpausen der Engine, keine Verzögerungen beim Zauberwechsel. Besonders im Zusammenspiel mit der verbesserten Framerate (konstant 60 FPS auf der Xbox Series X) fühlt sich das alles viel direkter an. Das betrifft übrigens nicht nur das Kämpfen selbst: Auch das Navigieren durch Menüs, das Inventarhandling und der Zauberwechsel gehen viel schneller von der Hand. Oblivion war früher ein Spiel, das dich für’s Experimentieren oft bestrafte – jetzt ermutigt es dich dazu.
DLC-Gebiete im neuen Glanz – Wahnsinn, der jetzt auch fantastisch aussieht
Eines der größten Highlights im Remaster ist, dass sowohl „Shivering Isles“ als auch „Knights of the Nine“ vollständig überarbeitet und visuell auf das Niveau des Hauptspiels angehoben wurden. Und gerade das ist wichtig, denn besonders Shivering Isles lebt von seiner surrealen, geradezu psychodelischen Welt – und die profitiert enorm vom technischen Feinschliff.
Shivering Isles – Schönheit im Wahnsinn
Die Welt des Daedrafürsten Sheogorath war schon immer ein wahr gewordener Albtraum auf LSD – mit leuchtenden Pilzwäldern, bunten Himmelsschlieren und grotesken Kreaturen. Doch im Original wirkten viele dieser Elemente eher wie ein ambitionierter Malkasten mit schwacher Hardwareunterstützung. Jetzt, im Remaster, kommt die künstlerische Vision endlich zur Geltung.
Der Wechsel zwischen Mania und Dementia – also den zwei Regionen des Reichs – wird visuell viel deutlicher unterstrichen: Mania strahlt in warmen Gold- und Violetttönen, fast wie ein Märchenwald bei Sonnenuntergang. Die Reflexionen im Wasser, die knalligen Blumen, die überarbeiteten Schatten – alles wirkt märchenhaft surreal, wie eine Szene aus Alice: Madness Returns. Dementia dagegen ist düster, sumpfig und von Nebel durchzogen. Hier sorgen Licht- und Partikeleffekte für eine richtig dichte Atmosphäre – der ganze Landstrich fühlt sich feindselig und bedrückend an, nicht nur durch Gegner, sondern durch die Stimmung selbst.
Besonders eindrucksvoll: Das Palastinterieur von Sheogorath. Dort flackern magische Flammen an den Wänden, die Hallen sind mit schimmernden Texturen und neuen Details versehen, und Sheogoraths Mantel reflektiert Licht, als wäre er mit echtem Irrsinn gewebt. Es ist ein Fest für die Sinne – und für Fans dieses abgedrehten Settings ein echtes Argument fürs Remaster.
Knights of the Nine – weniger spektakulär, aber nun stimmungsvoller
Im Vergleich zu Shivering Isles ist Knights of the Nine bodenständiger, aber auch hier zeigt sich die grafische Überarbeitung. Die heiligen Stätten wirken ehrwürdiger, die Krypten atmosphärischer. In der Kathedrale von Anvil tanzt nun das Licht durch die bunten Fenster, als würde sich eine göttliche Präsenz über die Szenerie legen – das war früher eher flaches Grau-in-Grau.
Auch das finale Gefecht gegen Umaril, den Feind der Neun, profitiert von der verbesserten Optik: Magieeffekte sind klarer, die Architektur detaillierter, und die Szenerie wirkt viel heroischer – fast schon wie in einem Dragon Age Origins-Finale. Der Kampf hat dadurch nicht nur mehr visuelles Gewicht, sondern wirkt auch epischer und würdiger für das, was die Story erzählen möchte.
