Sniper Elite 5
Der dynamische Karl
Im neuen Ableger, welcher ca. ein Jahr nach den Ereignissen von SE4 angesiedelt ist, spielt ihr den allseits bekannten Karl Fairburne. Die US Streitkräfte rekrutieren den gefährlichen Scharfschützen, um die Achsenmächte in Frankreich zu destabilisieren. Demnach spielt der Titel vom Zeitraum her um den berühmten D-Day in Frankreich. Der D-Day wird oft als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg benannt, da hier die US Armee, zusammen mit diversen anderen Staaten, eine Großoffensive über den Pazifik und aus der Luft starteten. Der D-Day wird auch in anderen Spielen, die in diese Epoche angesiedelt sind, aufgegriffen und thematisiert, was uns auch im fünften Ableger sehr gefällt. In Frankreich darf natürlich auch die französische Résistance nicht fehlen und durch ähnliche Ziele arbeitet Karl mit dieser Fraktion zusammen. Es stellt sich heraus, dass die Nazis wieder Böses im Schilde führen und an "Operation Krake" arbeiten. Hier gilt es für Fairburne abermals Informationen zu sammeln und die Gefahr unschädlich zu machen.
Hier kommen wir auch schon zu unseren ersten Punkten auf unserer Liste. Sniper Elite 5 schlägt in die selbe Kerbe, wie auch schon die Vorgänger. Natürlich hat sich Rebellion immer schon auf den zweiten Weltkrieg fokussiert, allerdings stellt sich die Frage, ob das Thema nicht eventuell schon ausgelutscht genug ist, um überhaupt weiterhin behandelt werden zu wollen. Auch sind in SE5 wieder viele Stereotypen eingearbeitet, die atmosphärisch dienen sollen, allerdings hier und dort auch ein Unbehagen auslösen. Anders als bei anderen Ablegern der Serie haben wir nun auch einige Schlüsselfiguren vorgestellt bekommen, die mitunter auch das Geschehen tragen.
Die Technik Thad... Karl
Aber Gott sei es Gedankt, dass wir hier bei Rebellion und auch bei Sniper Elite sind, denn die Storyline war bisher nie das tragende Element in der Serie. Viel Liebe und Feinschliff hat Rebellion immer in die Technik und auch in das Gameplay, speziell dem Gun-Game gesteckt. Jedes Level fühlt sich an wie eine Mini-Sandbox, die darauf wartet, erkundet zu werden, vollgepackt mit Zielen, die erreicht werden müssen, und Geheimnissen, die aufgedeckt werden wollen. Durch das Sandkasten-System der Level ist es uns als Spieler überlassen, wie wir vorgehen und was wir wann erledigen. In jedem Level versteckt sich eine der Schlüsselpersonen des Naziregime, die einen Platz auf unserer Todesliste gefunden haben. Wenn dieses Spiel nach den Vorgaben erledigt wird, so schalten wir zusätzliche Boni für Waffen und allerlei Material frei. Und wie sehr wir die Sandbox der Level auch lieben, so lebendig sind diese gestaltet. An jeder Ecke tummeln sich Ereignisse, Patrouillen sind über die Map verteilt und nutzen auch Vehikel, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Egal, ob du ein listiger Stratege oder ein "Volle-Pulle"-Typ bist, es gibt für jeden eine befriedigende Spielweise.
Sniper Elite und sein uneinholbares Markenzeichen
Wenn man ein Review über ein Sniper Spiel macht, dann ist man immer hin und her gerissen, was man genau dazu schreibt, um es nicht zu Brutal klingen zu lassen und auch nicht verherrlichend zu wirken. Wir alle aber kennen Sniper Elite und seine Markenzeichen, was es zu dem Spiel machten, das es heute ist. Zum einen sind da die unzähligen Waffen des Zweiten Weltkriegs, die originalgetreu in das Spiel übertragen wurden, dann deren Verhalten in Bezug auf die Physik. Die ikonische X-Ray-Kill-Cam zeigt, wie die Knochen und Organe durch einen Treffer in Detailgenauigkeit zerschmettert werden. Durch Slow Motion Effekte gepaart mit den Resultaten des Aufschlags verkommt es zu einer makaberen Freude, Feinde unter Beschuss zu nehmen. Man versucht immer und immer wieder den perfekten Treffer zu laden, um die Kill-Cam bzw. die Slow Motion Effekte auszulösen und zu schauen, was es diesmal in Mitleidenschaft zieht.
Aber auch ein Spiel wie Sniper Elite 5 möchte so viele Spieler wie möglich abholen und so kommt es natürlich vor, dass auch ein anpassbarer Schwierigkeitsgrad Auswirkungen auf das Spiel hat. So können wir mittels Stellregler einen vordefinierten Schwierigkeit wählen oder aber wir können uns in der Option "Kampf", "Schießen" und "Taktisch" austoben, um die für uns passende Herausforderung zu finden. Je nachdem, wo der Schieberegler am Ende landet, sind die Faktoren KI, Schuss-Physik, Vorgehen der Soldaten usw., beeinträchtigt, was sich am Ende auf den Realismusgrad auswirkt.
Über das Fadenkreuz hinaus
Die Charakterentwicklung ist durchdacht integriert; mit Fähigkeitspunkten, die durch das Abschließen von Zielen und Abschüsse verdient werden und in den drei unterschiedlichen Fähigkeitsbäume investiert werden können. Diese sind 'Kampf', 'Ausrüstung' und 'Körper'. Je nach Kategorie verbessert ihr euch selbst, das Loadout welches ihr konfiguriert oder auch, wie zäh ihr gegen die Einflüsse auf euch seid. Hier beliebt es den Spieler selbst seinen passenden Build zu finden. Alles in allem sind die Fähigkeiten schon Perks, die sich bemerkbar machen, aber auch ohne würden wir die Credits am Ende flimmern sehen.
Die Anpassung von Waffen ist eine herausragende Funktion, die Spieler bei Laune halten soll. Nicht nur, dass ihr die Waffen mit neuen Mündungen oder Verschlüssen bestücken könnt, ihr müsst diese durch Erledigen von Aufgaben innerhalb der Missionen freischalten. Sofern ihr eure favorisierten Teile besitzt, könnt ihr das Loadout vor einer Missione anpassen oder aber eine der Werkbanken im Spiel aufsuchen.
Auch Multiplayer-Enthusiasten werden nicht enttäuscht sein, denn Sniper Elite 5 führt ein Koop-Gameplay ein, bei dem die Wahl euch überlassen bleibt: Arbeite als Scharfschützenduo zusammen oder fordere einen Freund zu einem intensiven Scharfschützen-gegen-Scharfschützen-Duell heraus.
Während Sniper Elite 5 so viel von dem erreicht, was wir an der Serie lieben, kommt es nicht ohne Rückschläge aus. Einige veraltete Spieldesign-Entscheidungen, wie unsichtbare Barrieren, die die Erkundung behindern, fühlen sich in dieser ansonsten modernen Erfahrung fehl am Platz an. Auch stellten wir uns immer wieder die Frage, wie sich ein Tapetenwechsel auf die Immersion von einem Sniper Elite auswirken würde? Wie wäre es, wenn wir den Vietnam Krieg oder fiktive Szenarien im Kalten Krieg ins Leben rufen, um von der 2. Weltkrieg-Thematik los zu kommen?