Resident Evil Village
Capcoms Vermächtnis in der Gaming-Welt wurde durch jüngste Einträge in der Resident Evil-Reihe wiederbelebt. Mit dem Release von Resident Evil 4 Remake hat man nicht nur gesehen, dass Capcom in der Lage ist, fantastische Neuauflagen ihrer Spiele zu machen, sondern auch ein Stück weit zurück zu ihren Wurzeln zu finden. Und war nicht nur RE4R ein nahezu perfekter Ausflug in die Horrorwelt, so müssen wir uns auch Resident Evil Village genau ansehen, denn hier wird die albtraumhafte Reise von Ethan Winters fortgesetzt, der nun auf der Suche nach seiner Tochter Rose ist.
Mit Resident Evil Village war meine anfängliche Sorge, dass das Spiel zu sehr auf die Action Schiene rutschen würde, was die letzten Remakes korrigiert haben, um dann am Ende doch enttäuscht zu werden. Nicht umsonst sagt man in der Filmwelt "Der Nachfolger eines sehr sehr guten Films kann nur schlecht werden". Aber ich freue mich, dass diese Befürchtung unbegründet ist. Resident Evil Village beweist, dass es den Resident Evil Wurzeln treu bleibt und sich seinen Platz im 'Resident Evil' Universum sichert.
Eine nahtlose Fortsetzung mit einer frischen Perspektive
Wie schon zu Beginn gesagt ist Village der direkte Nachfolger von RE7: Biohazard und somit sind wir erneut in der Kontrolle von Ethan Winters. Dieser hatte in Europa ein neues Leben mit seiner Frau Mia und ihrem Kind Rose begonnen. Das plötzliche Auftauchen von Chris Redfield wirft Ethan in eine Achterbahn von Ereignissen. Der Auftritt und seine 'Säuberungsaktion' lösen erst einmal einen 'Wie Bitte?'-Moment aus. Nachdem man uns unserer Tochter beraubt, führt die Spur des Wolf Squad - so die Elite Einheit hinter Chris Redfield - in ein geheimnisvolles Dorf, auf der Suche nach Rose. Auch wenn die Geschichte erst einmal vertraut klingt, so weiß sich Village in das komplexe Serien-Universum einzubringen. Während des Verlaufs der Story gibt es immer wieder Anspielungen auf den Vorgänger und auch unbeantwortete Fragen, wie zum Beispiel Chris´ Aktionen, werden hier abgedeckt.
Eine beängstigende Evolution des Horrors
Sofern man den kurzen Spieleinstieg hinter sich gebracht hat, wird man sich denken, dass man hier vertrautem Terrain gegenübersteht. Village lässt sich nämlich vielerlei von Resident Evil 4 inspirieren, versucht aber dennoch seinen eigenen Charme spielen zu lassen, um so doch noch seine ganz persönliche Note zu verteilen. Die Spannung sitzt einem hier dauernd im Nacken, da serientypisch hinter jeder Ecke ein Jumpscare sitzen könnte. Village ist in dieser Hinsicht jedoch herzschonender unterwegs, sodass das beklemmende Gefühl des Vorgängers, nicht so aufflammt. Haben wir uns noch bei Jack oder Margerite förmlich ein***** wenn diese um die Ecke kamen, so bleibt das bei Lady Demitrescu zum Beispiel komplett aus. Mit Lady Dimitrescu verbinden wir andere Gefühle, die wir hier alledings nicht erfassen können und wollen Zwinkersmiley.
Village setzt ab der Hälfte des Spieldurchlaufs verstärkt auf Action. Spannung kommt dann nur noch in Form von 'In was verwandelst du dich' auf. Wir dürfen uns mit einer riesigen Fischmutation und einem Magneto auseinander setzen und zum Ende sogar noch einen auf Wish bestellten Panzer fahren. Ob Letzteres wirklich sein musste und ob man das nicht hätte charmanter lösen können, das sei jetzt einfach mal dahin gestellt, aber wie will man sich sonst gegen einen Metall wirbelnden Mutanten zur Wehr setzen? Richtig gut fand ich, wie man sich kurz vorher durch Lykhaner prüfeln durfte und aufpassen musste nicht unterm Hammer zu kommen. Hier kommt dann wieder viel Spannung auf und man merkt, dass Capcom einen Balanceakt zwischen Action und Horror versucht, der aber eben nur Phasenweise anhält. Nichts desto trotz ist die Inszenierung der Gegner und Umgebungen wirklich gelungen und wir hatten doch von Anfang bis Ende den Drang, unsere Tochter zu befreien.
Innovative Gameplay-Erweiterungen
Village versucht durch clevere Gameplay-Elemente, die nahtlos zur Horror-Action-Verschmelzung passen, den Drahtseilakt zu unterstützen. So ist es Ethan möglich, Feinde nach dem Blocken ihrer Angriffe sofort zurückzudrängen. Dies bietet schon einmal die Grundlage für strategische Kämpfe und ist im Veteran Modus ein willkommenes Hilfsmittel. Die intelligenten Feinde erhöhen zudem die Immersion und zwingen den Spieler, sich flexibel an Kampfsituationen anzupassen. Village bringt euch zudem den Händler zurück, der euch mit Waffen-Upgrades und Ressourcen aller Art supportet. Aber war der Merchant in RE4 und RE4R noch ein stiller teilhaber, so hat "Der Duke" - so wie er sich selber nennt - Tipps und Tricks und teilt auch seine Vorliebe fürs Essen mit euch. Das Essen spendiert euch dauerhafte Buffs - also Vorteile für Lebensenergie, Erholung und Verteildigung.
Wir haben es uns mit Village nicht nehmen lassen jemanden zu suchen, welcher das Spiel für die Playstation 5 besitzt. Ihr könnt euch vielleicht schon denken, warum. Wir mussten, weil wir es schon bei Resident Evil 7 getan haben, das Spiel einem Test unter der Playstation VR2 unterziehen. Und was soll ich sagen? Ich fand das Grundspiel auf der XSX schon genial und grafsich gelungen, aber unter der Brille ist der Horror dann doch noch weitaus greifbarer bzw. versetzt einem des Öfteren ein mulmiges Gefühl. Auch wenn man weiß an welcher Ecke welche Gefhar lauert, durch die virtuelle Welt ist alles dann doch noch eine Ecke bedrohlicher und jagt einem dann doch schon Angst ein. Bei der Umsetzung in die VR ist uns kein Fehler aufgefallen, lediglich die Bierwampe war beim Greifen eines Heiltranks im Weg. Alles in Allem bin ich von Capcoms Leistung, das Spiel mit einem VR Modus auszustatten, sehr beeindruckt und würde mich freuen, wenn Resident Evil 7 irgendwann noch einmal nachgezogen würde. Auch in diesem Bereich hat Capcom sehr viel Potential und ich würde nichts gegen einen reinen VR Ableger einzuwenden haben - selbst wenn dies nur ein Gun Survivor oder ähnliches ist.
Hommage an alte Zeiten
Die Formel von Village ist es die vier Nachkommen der einflussreichsten Familien den Garaus zu machen. Jeder von diesen Nachkommen repräsentiert dann jeweils seine Facette des Bösen / Horrors. Während Lady Dimitrescu den Hang zum Makaberen darstellt, ist Karl Heisenberg - nein nicht Walter White aus Breaking Bad - mehr der Part wo das Spiel dann Richtung Action abdriftet. Und so gestalten sich dann auch die jweiligen Abschnitte. Die Bereiche "Moreau´s Reservoir" oder "Burg Dimitrescu" stechen heraus und fangen die Essenz eines Resident Evil 7 ein. Bei "Haus Benvenito" bekommen wir ein wenig Mystery bzw. Horror vom feinsten serviert. Das Spiel ist dadurch sehr abwechslungsreich gestarltet, sodass hier jeder Genretyp auf seine Kosten kommt. Die Stadt, die sämtliche Nebenort miteinander verbindet, dient fast schon als eine Art Hub. Hier können wir noch einige Aufgaben abweickeln oder dem Duke einen Besuch abstatten. Durch das Finden von Fragmenten für einen Schlüssel wird man ebenfalls dazu angehalten durch die Straßen zu schlendern und den Weg fürs nächste Abenteuer zu suchen.
Capcoms visuelles Können erstrahlt erneut in Village's akribisch gestalteter Welt. Reich an Details und Atmosphäre ist jeder Bereich in Summe ein Höhepunkt der Spiels. Das Spiel schafft die Balance zwischen Visualität und Leistung. Durch Raytracing wird es gerade in kleinen Räumen durch die Berechnung von Lichtreflexionen- und brechungen noch einmal ein Augenschmaus. Begleitend zur visuellen Pracht überzeugt der Sound, wo jedes Knarren und Knacken zur immersiven Horrorkulisse beiträgt.