Senua's Saga: Hellblade II
Wer eine radikale Neuerfindung der ursprünglichen Ideen erwartet, könnte enttäuscht sein. Senua’s Kampfkunst mit Schwert und Schild bleibt größtenteils unverändert. Leichte und schwere Angriffe kombiniert mit Ausweichmanövern und Paraden lassen die Protagonistin gegen Wikinger und Draugr bestehen. Es gibt keine Attributverwaltung oder ein HUD, das von der Action ablenkt. Dennoch ist Ninja Theory auf Kritikpunkte eingegangen und hat zum Beispiel die Überzahl an Gegnern reduziert, um so die Kämpfe zu erleichtern. Die Kämpfe selbst sind nun cineastischer inszeniert und stellen Senua nie gegen mehr als einen Gegner gleichzeitig. Die stark choreografierten Auseinandersetzungen passen besser zur narrativen Struktur des Spiels und vermeiden die Frustration.
Kämpfe und Rätsel
Im Gegensatz zu Sacrifice, wo Bosskämpfe die monotonen Kämpfe auflockerten, sind in Saga die größten Momente tief in der nordischen Mythologie verwurzelt. Die Kämpfe gegen einzelne Gegner wirken filmischer und passen besser zur Erzählung, als es die härteren Auseinandersetzungen im Original taten. Ninja Theory hat auch die Rätsel verbessert. Statt der oft ungeliebten Perspektiv- und Runenrätsel, gibt es jetzt dynamische Umgebungen, die sich vor den Augen der Spieler transformieren. Ein besonders fesselnder Abschnitt ist eine unterirdische Höhle, die Senua mit Fackellicht durchquert. Diese Abschnitte tragen maßgeblich zur Atmosphäre des Spiels bei und bieten einige der intensivsten Momente. Die Rätsel selbst erfordern immer noch ein gewisses Maß an Beobachtungsgabe und Geduld, aber sie sind insgesamt zugänglicher und weniger frustrierend als im Vorgänger.
Eine cineastische Erfahrung
Hellblade II entfaltet sich wie ein Film: Von der spektakulären Eröffnungsszene, in der Senuas Sklavenschiff kentert, bis hin zum emotionalen Finale ist alles sorgfältig choreografiert und visuell beeindruckend inszeniert. Die Geschichte greift Themen wie Trauer und Verlust auf und ist erneut reich an Atmosphäre, Spannung und Symbolik. Melina Juergens liefert als Senua erneut eine preiswürdige Leistung ab. Die Einführung weiterer Charaktere verleiht der Erzählung zusätzliche Tiefe und steigert die emotionalen Einsätze.
Die Story von Senua’s Saga ist erneut packend und emotional intensiv. Die Entwickler haben es geschafft, die Themen psychischer Erkrankungen und persönlicher Dämonen erneut eindrucksvoll darzustellen. Senua’s innere Kämpfe und die äußeren Bedrohungen verschmelzen zu einem faszinierenden Erlebnis, das die Spieler tief in die Welt und die Gedankenwelt der Protagonistin eintauchen lässt.
Grafik und Sound
Senua’s Saga setzt einen neuen Maßstab in Sachen Grafik und Performance Capture. Das Spiel ist atemberaubend schön, auch wenn die Konsolenversion bei 30fps festgesetzt ist. Die Charaktermodelle und deren Animationen sind detailliert und lebensecht. Besonders beeindruckend ist die Nachbildung von Island durch Photogrammetrie, die eine perfekte Balance zwischen Realität und Fantasy schafft. Auch die Audiodimension des Spiels ist bemerkenswert: Die Stimmen in Senua’s Kopf werden durch binaurales Audio realistisch in Szene gesetzt und verstärken das Gefühl der Beklemmung und des Zweifels.
Die Welt von Hellblade II ist lebendig und beeindruckend gestaltet. Die Umgebungen sind detailreich und atmosphärisch, von den düsteren Höhlen bis zu den weiten Landschaften Islands. Die Kombination aus realistischen Texturen und fantasievollen Elementen schafft eine einzigartige Ästhetik, die das Spiel visuell von anderen Titeln abhebt.
Der Einsatz von Audio
Ein großer Teil des Spielerlebnisses wird durch den Einsatz von Audio geprägt. Das Spiel empfiehlt, mit Kopfhörern zu spielen, und das aus gutem Grund. Die Stimmen in Senua’s Kopf, bekannt als "Furies", werden durch binaurales Audio zum Leben erweckt, was ein intensives und manchmal beunruhigendes Erlebnis schafft. Diese Stimmen flüstern, schreien und kommentieren Senua’s Handlungen, was die Spieler in ihren Bann zieht und ein Gefühl der Paranoia erzeugt.
Der Soundtrack von Hellblade II ist ebenso bemerkenswert. Heilung, bekannt für ihre rituelle Musik und ihre einzigartigen Klänge, trägt zur intensiven Atmosphäre des Spiels bei. Die rhythmischen Trommeln und das gutturale Singen passen perfekt zu Senua’s Reise und verstärken die emotionale Wirkung der Handlung.